Es bleibt spannend:Auf die holländische Art

Fürstenfeldbruck vergibt zum Relegationsauftakt in Freising einen Elfmeter und spielt nur 1:1 - Eching geht 0:3 in Pullach unter

Alexander Kappen

Man spürte einen Hauch von Champions-League-Finale. Nun gut, der SE Freising operierte im ersten Bayernliga-Relegationsspiel gegen den SC Fürstenfeldbruck am Donnerstagabend gewiss nicht annähernd so destruktiv wie das blaue, als FC Chelsea verkleidete Betonwerk am vergangenen Samstag im Finale der europäischen Königsklasse. Und die Gäste aus Bruck hatten auch nicht gefühlte 98 Prozent Ballbesitz wie die gastgebenden und letztlich geschlagenen Münchner Bayern. Trotzdem kamen die Brucker am Ende ein bisschen FCB-mäßig daher: Sie waren über weite Strecken spielbestimmend, vergaben einen Elfmeter und kassierten kurz vor Schluss per Kopf den Ausgleich zum 1:1-Endstand. Immerhin blieb ihnen eine Schlappe im Elfmeterschießen erspart - der Sieger dieses Duells wird erst im Rückspiel am Pfingstmontag ermittelt (17 Uhr).

In der Anfangsphase der zunächst zerfahrenen Partie merkte man beiden Teams an, dass es um viel ging. Speziell für den Landesliga-Neunten aus Bruck, der am letzten Spieltag der regulären Saison den direkten Aufstieg in die Bayernliga verspielt hatte. Die Freisinger konnten eigentlich locker aufspielen, weil für den Bezirksoberliga-Meister, der den Aufstieg in die Landesliga sicher in der Tasche hat, die Bayernliga nur eine Zugabe wäre. Dennoch brachten auch sie zu Beginn nur wenig Konstruktives zuwege. Abgesehen von einer vergebenen Chance von SEF-Angreifer Michael Bahe (38.), gab es nur einen richtigen Aufreger: Freisings Torwart Jan Kapitz holte kurz vor der Pause einen Brucker im Sechzehner von den Beinen. Wilson Onyemaeke schritt zum Strafstoß und versuchte es - ganz Bayern-like - auf die holländische Art: Er schob seinen kraftlosen und unplatzierten Arjen-Robben-Imitationsschuss in die Arme von Kapitz (42.).

Direkt nach dem Seitenwechsel machten die Gäste diesen Fauxpas wieder gut. Nach einem Foul von SEF-Rechtsverteidiger Dennis Seifert, das nach Meinung seines Trainers Michael Schütz "keines war", segelte ein Freistoß vors Freisinger Tor. SCF-Kapitän Christian Rodenwald drückte den Ball aus kurzer Distanz zum 1:0 für Fürstenfeldbruck über die Linie (47.). Der SEF tat nun das, "was wir uns vor dem Spiel vorgenommen haben", jubilierte Schütz: "Wir haben gesagt, dass wir in dieser Relegation als Mannschaft zusammenstehen, ganz egal, ob wir in Rückstand sind." Freising drückte jetzt, zeigte teilweise schöne Kombinationen und kam zu Torchancen. Etwa durch Michael Pech (68.) oder Bahe (72.). Bruck kam bei seinen Gegenstößen ebenfalls zu Chancen, "hat es aber nicht verstanden, die Konter richtig auszuspielen", wie Trainer Roberto Fontana bedauerte.

Als sich die 500 Fans im Sportpark Savoyer Au schon fast mit der Niederlage abgefunden hatten, gab es nach einem Foul von Unglücksrabe Onyemaeke noch einen Freistoß für Freising. Der Ball flog in den Strafraum, wo Andreas Pflügler ihn mit einem satten Kopfstoß ins entfernte Toreck wuchtete (90.) und anschließend in einer schwarz-gelben Jubeltraube unterging. Das Stadion tobte. In der letzten Minute den Ausgleich zu kassieren, "ist immer bitter", meinte SCF-Coach Fontana hinterher. Freising habe eben "alles nach vorne geworfen und sich das Tor noch verdient". Übermäßig grämen muss er sich deshalb nicht: "Es ist nichts verloren, wir haben ja noch ein zweites Spiel." Es gibt ohne Zweifel schlechtere Resultate als ein Remis auf des Gegners Platz. Das weiß auch SEF-Abteilungsleiter Georg Appel: "Ein 1:1 daheim ist sicher kein gutes Ergebnis." Aber womöglich verschafft der späte Ausgleich dem BOL-Meister ja einen kleinen psychologischen Vorteil: "Die anderen haben sich ganz schön geärgert", stellte Appel fest. Nichtsdestotrotz "werden die uns im Rückspiel wieder nur wenig Räume lassen, das wird schwierig", prophezeit Schütz. Aber, das hat nicht zuletzt das Hinspiel gezeigt. "Wir können jederzeit ein Tor schießen und auch in Fürstenfeldbruck gewinnen."

Für den Landkreisrivalen TSV Eching ist es mit einem Tor nicht getan. Das Team von Trainer Reiner Leitl hat das Hinspiel beim SV Pullach mit 0:3 verloren und muss nun auf alte Fußballer-Weisheiten vertrauen. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt TSV-Abteilungsleiter Marcus Heiss vor dem Rückspiel im Echinger Willi-Widhopf-Stadion (Montag, 17 Uhr). Das 0:3, das weiß auch er, "ist schon eine sehr große Bürde".

Eine, die sich der Landesliga-Vierzehnte trotz der Ausfälle von Ferhat Serefliogullari (gesperrt), Fabijan Hrgota, Michael Rödl und Eren Bircan (alle verletzt) hätte ersparen können. "Die Gegentore sind zu einfach gefallen", ärgerte sich der Abteilungsleiter, "das waren drei Geschenke". Das 0:1 durch Toni Rauch (44.) fiel nach einer Echinger Ecke. Der TSV verlor zunächst den Ball, dann zwei Duelle im Mittelfeld und geriet "blöd in Rückstand", so Heiss, weil auch Keeper Ferdinand Kozel bei dem Gegentor nicht wirklich gut aussah. Aber schon vorher, meinte der Abteilungsleiter, "haben wir dreimal die Chance gehabt, die Situation mit einem taktischen Foul zu klären". Beim 0:2 (50.) stand Rauch dann nach einer schönen Flanke von Stefan Benzinger völlig frei. Erneut machte Kozel, der nicht seinen besten Tag hatte, eine schlechte Figur. Aber selbst dieses 0:2 hätte den Echinger "Zebras" noch realistische Chancen gelassen, die Sache im Rückspiel noch zu drehen. Doch der TSV verlor in der 87. Minute den Ball, was Daniel Schmeer nutzte, ihn über den ein wenig zu weit vor dem Tor stehenden Kozel hinweg zum 3:0 in den Kasten zu heben. "Wenn nach vorne nichts geht, muss man das 0:2 halten", kritisierte Heiss, "das hätte man noch aufholen können". So aber wird es ganz schwer, auch wenn Serefliogullari und Torjäger Hrgota am Montag wieder mit von der Partie sind.

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