Erneuerbare Energien:Platz für 100 Windräder

18 Stellen im Landkreis wären geeignet für das Aufstellen von Rotoren. Damit könnte rechnerisch der Strombedarf der gesamten Bevölkerung gedeckt werden. Doch das ist gar nicht geplant

Gerhard Eisenkolb

- Der Landkreis verfügt über genügend geeignete Flächen für den Bau von Windkraftanlagen. Laut dem Vorschlag des vom Landratsamt mit der Entwicklung eines Konzepts beauftragten Planungsbüros Brugger erfüllen 18 Teilbereiche mit einer Gesamtfläche von 2041 Hektar die Voraussetzungen zur Aufstellung von Windrädern. Das entspricht in etwa vier Prozent des gesamten Landkreisgebietes. Da in jedem dieser Bereiche ein kleinerer oder sogar größerer Windpark entstehen könnte, gilt dieses Potenzial als ausreichend, um zumindest rechnerisch den gesamten Strombedarf der hier lebenden Bevölkerung zu decken. Bei den Planungen handelt es sich allerdings nur um eine Diskussionsgrundlage für die letztlich entscheidenden Kommunalpolitiker.

Diese haben die Planungshoheit und sollen sich gemeindeübergreifend in den nächsten Monaten darauf verständigen, wo sie die Stromgewinnung aus bis zu 200 Meter hohen Rotoren zulassen wollen. Da bis auf Althegnenberg alle 23 Landkreiskommunen den Versuch wagen, ein gemeinsames Konzept bis zur Planungsreife zu entwickeln, müssen 22 Stadt- und Gemeinderäte zustimmen. Die Flächen können allerdings noch im Konsens aller Kommunen verkleinert oder vergrößert werden oder ganz wegfallen. Neue Bereiche können jedoch nur dann ausgewiesen werden, wenn die Kriterien verändert werden. Um eine Verspargelung der Landschaft durch einzelne Anlagen zu verhindern, wurde die Mindestgröße der Konzentrationsflächen nämlich auf zehn Hektar festgelegt. Weitere Optionen gibt es nur auf kleineren Flächen. Deshalb geht die Gemeinde Alling, obwohl sie über windreiche Höhenzüge verfügt, leer aus, ebenso wie die Gemeinde Maisach.

Würde das Konzept in der jetzigen Form verabschiedet, wäre es nach Schätzungen Beteiligter theoretisch möglich, 75 bis 100 Windräder zu bauen, von denen jedes in etwa den Jahres-Strombedarf von 3000 Haushalten liefern könnte. Das ist jedoch nicht das Ziel der aktuellen Planungen und internen Debatten, bei denen sich Landratsamt, Bürgermeister und Bauverwaltungen der Kommunen in den vergangenen Monaten intern intensiv abgestimmt haben. Die Kommunalpolitiker haben sich auf das komplizierte Verfahren geeinigt, um selbst zu bestimmen, wo Investoren die Windkraft nutzen. Bei solchen Anlagen handelt es sich nämlich um privilegierte Bauvorhaben im Außenbereich, die vom Landratsamt ohne Mitsprache der Standortgemeinde genehmigt werden müssen, sofern geltende Vorschriften eingehalten werden. Laut den Berechnungen des Büros Brugger summieren sich diese privilegierten Flächen im Landkreis auf insgesamt 9278 Hektar. Das wäre das Vierfache der 18 Bereiche, die zur Ausweisung als sogenannte Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen zur Diskussion gestellt werden. Nach einem Vorschlag des Zentrums für Innovative Energien im Landkreis (Ziel 21) soll die Windenergie langfristig 22 Prozent des gesamten Energiebedarfs der Landkreisbevölkerung decken, also nur halb so hoch sein wie der Anteil von Solarstromanlagen.

Noch etwas wollen die Politiker unter Federführung von Landrat Thomas Karmasin beeinflussen: Sie folgen den Empfehlungen des Landesamtes für Umwelt und schlagen größere Mindestabstände für Windrotoren von reinen Wohn- und Gewerbegebieten vor als im Baugesetz vorgeschrieben. Demnach sollen die Windkraftanlagen mindestens 1150 Meter von reinen Wohngebieten, 800 Meter von sonstigen Wohngebieten, 600 Meter von Wohnhäusern im Außenbereich und 400 Meter von Gewerbegebieten entfernt stehen. "Ich bin immer noch erstaunt, dass keine Gegenstimmen zu hören sind", sagt Karmasin. Da bis auf eine Fläche bei den Müllverbrennungsöfen in Geiselbullach und eine auf Puchheimer Flur an der Grenze zu München alle anderen Gebiete im westlichen Landkreis liegen, müsse man aufpassen, dass nicht der ländliche Raum im Westen die gesamte Last alleine tragen müsse.

Laut Kreisbaudirektorin Reinhild Leitz ist es ein Zufall, dass viele der Flächen an der Landkreisgrenze liegen. Die Planungen in sensiblen Grenzbereichen erfolgten im Einvernehmen mit den jeweiligen Nachbarlandkreisen. Leitz verweist darauf, dass vielfältige Belange des Landschafts-, Natur- und Umweltschutzes berücksichtigt worden seien. Die überwiegende Zahl der Flächen liegt auf den Höhenzügen an den Flusstälern von Amper und Maisach. Zudem wurde vermieden, dass einzelne Gemeinden ganz von Konzentrationsflächen eingeschlossen werden. Die meisten Standorte entfallen auf Moorenweis. Die Gemeinde- und Stadträte sollen Anfang 2013 über das Konzept beraten.

Das Landratsamt präsentiert den Entwurf des Büros Brugger am Mittwoch, 10. Oktober, von 19 Uhr an im Bürgerhaus in Mammendorf der Öffentlichkeit.

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