Erneuerbare Energien:Eine Zukunft für alte Photovoltaikanlagen

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Für die Solarsiedlung an der Lena-Christ-Straße in Fürstenfeldbruck läuft die EEG-Förderung aus. Bei einer Veranstaltung erfahren die Bewohner, wie sie Module weiterhin wirtschaftlich nutzen können

Von Manon Harenberg, Fürstenfeldbruck

Für Photovoltaikanlagen, die vor 20 Jahren in Betrieb genommen worden sind, endet die Förderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zum Jahresende. Besitzer einer Ü20-Photovoltaikanlage erhalten damit nicht länger die Vergütung in bisheriger Höhe. Welche Möglichkeiten es für den Weiterbetrieb gibt und wie eine Umstellung der Anlage aussehen kann, hat der Solarfachberater Jakob Drexler in einer Online-Veranstaltung des Fürstenfeldbrucker Energiewende-Vereins Ziel 21 vorgestellt.

Grund für die Informationsveranstaltung waren Anfragen von Bewohnerinnen und Bewohnern der Solarsiedlung an der Lena-Christ-Straße. Denn dort wurden vor 20 Jahren auf den Pultdächern der etwa 60 Wohneinheiten Photovoltaik-Anlagen angebracht - damals ein innovatives Projekt. Weil die Anlagen nun aus der EEG-Förderung auslaufen, fragen sich die Bewohner wie es weitergeht. Etwa 50 von ihnen haben an der Veranstaltung, Andreas Birzele von Ziel 21 moderiert wurde, teilgenommen.

Bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten wird die "Solarsiedlung" an der Lena-Christ-Straße konzipiert und gebaut - mit etwa 60 PV-Anlagen auf den Pultdächern wird Strom erzeugt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

In den kommenden Jahren wird die Anzahl der Anlagen steigen, die das EEG-Förderende erreichen. Daher hat der Bundestag zum Ende des Jahres 2020 das EEG um einige Bestimmungen für die Anlagen ergänzt. Diese Regelungen sind zunächst bis Ende 2027 befristet. Darin wird festgelegt, dass der Netzbetreiber auch künftig den Strom aus der Anlage abnehmen und vergüten muss. Diese Vergütung ist abhängig vom Börsenstrompreis und wird voraussichtlich zwischen drei und fünf Cent pro Kilowattstunde liegen. Wer nach dem Ende der EEG-Förderung nichts an seiner Photovoltaikanlage verändert, erhält diese Anschlussvergütung automatisch.

Drexlers klare Empfehlung lautet jedoch, die Anlage auf Überschusseinspeisung mit Eigenverbrauch umzurüsten. "Solange die Anlage voll funktionstüchtig ist, ist das absolut sinnvoll", sagt Drexler. Stellen Betreiber auf Eigenverbrauch um, können sie immer noch für den überschüssigen, in das Netz eingespeisten Strom die Anschlussvergütung erhalten. Durch den Eigenverbrauch werden Stromkosten eingespart und zusammen mit der Überschussvergütung blieben auch kleine Photovoltaikanlagen wirtschaftlich.

Alle 60 Häuser der Siedlung sind beim Bau vor 20 Jahren mit PV-Anlagen ausgestattet worden. Screenshot: Google maps (Foto: N/A)

Ratsam sei es, den Eigenverbrauch an Solarstrom zu erhöhen, indem weitere Bereiche im Haushalt elektrifiziert werden, sagt Drexler. Wirtschaftlich sinnvoll kann eine Wärmepumpe sein, das müsse jedoch im Einzelfall geprüft werden, da es mit Aufwand und Kosten verbunden sei. Größere Schritte zur Erhöhung des Eigenverbrauchs sind auch mit einem Elektroauto oder Batteriespeicher möglich. Ob sich das lohnt, hänge auch hier von den individuellen Präferenzen ab.

"Fest steht, dass Photovoltaik immer noch die günstigste Art ist, Strom zu erzeugen", sagt Drexler. Fast 50 Prozent des Stroms in Deutschland wird aus erneuerbarer Energie gewonnen. "Das ist ein ganz großer Erfolg vom EEG", sagt Drexler. Er selbst habe auch drei Photovoltaikanlagen auf seinem Hausdach, die er voriges Jahr auf Eigenverbrauch umgestellt hat, weil sie aus der EEG-Förderung ausgelaufen sind. Die erste Anlage hat Drexler im Jahr 1993 installiert, damals war er einer der Ersten. "Die Anlage ist jetzt fast 30 Jahre alt und sie funktioniert immer noch. Deshalb bin ich ein so großer Photovoltaik-Fan, es ist effektiv und wenig aufwendig", sagt er. Nur bei einer Altanlage, die aus technischen Gründen nicht weiterbetrieben werden könne, sei es sinnvoll, sie durch eine neue, deutlich leistungsstärkere Anlage zu ersetzen, sagt Drexler. Denn neue Solarmodule produzieren auf der gleichen Fläche bis zu doppelt so viel Strom wie die alten, sind jedoch mit hohen Anschaffungskosten verbunden.

Im Anschluss an die Veranstaltung hat Drexler bereits zehn Anfragen von Bewohnern der Lena-Christ-Siedlung erhalten. "Die Betreiber haben sich für eine gemeinschaftliche Umrüstung entschieden", sagt Drexler. Die Anfragen sammle Drexler nun und gebe sie dann an einen lokalen Handwerker weiter. "Ein größerer Sammelauftrag hat den Vorteil, dass man die langen Wartezeiten der Handwerker ein Stück weit umgehen kann", sagt er. Für das kommende Jahr plant Ziel 21 noch weitere Veranstaltungen zum Thema Photovoltaik. Bis dahin gibt es eine kostenlose Telefonberatung. Weitere Informationen unter www.energiewende-landkreis-ffb.de.

© SZ vom 17.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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