Erhalt der Landschaft:Widerstand gegen Gewerbegebiet wächst

Erhalt der Landschaft: Vorrang für den Landschaftsschutz. Ein Aktionsbündnis will verhindern, dass das Grafrather Gewerbegebiet erweitert wird.

Vorrang für den Landschaftsschutz. Ein Aktionsbündnis will verhindern, dass das Grafrather Gewerbegebiet erweitert wird.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Gegner einer Erweiterung in das Grafrather Naturschutzgebiet hinein streben ein Bürgerbegehren an

Von Manfred Amann, Grafrath

Der Streit um die geplante Erweiterung des Gewerbegebietes Wahlfeld am Ende der Jesenwanger Straße in Grafrath spitzt sich zu. Bereits seit Mitte März sammelt das Aktionsbündnis Grafrath (ABG) erfolgreich Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen den Eingriff in die geschützte Naturlandschaft. Die Ja-Nein-Fragestellung soll lauten: "Sind Sie dafür, dass die Gemeinde Grafrath ihr Vorhaben aufgibt, das Gewerbegebiet an der Jesenwanger Straße in das Landschaftsschutzgebiet hinein zu erweitern?" Die Gemeinde will nordwestlich an das Wahlfeld angrenzend etwa 2,9 Hektar aus der Schutzgebietsverordnung "Obere Amper" streichen lassen und einen Großteil davon in Gewerbefläche umwandeln.

Zum einen, um dem Wunsch der international agierenden Firma Cabero für Kältetechnik nachzukommen, die ihren Heimatstandort stärken und einen Forschungszweig nach Grafrath holen will. Zum anderen, um Grund für die Neuansiedlung kleinerer, ortsverträglicher Unternehmen zu haben. "Ich möchte die Firma in Grafrath halten, auch um die Gewerbesteuer nicht zu verlieren", sagt Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei), außerdem gebe es kaum Alternativen, weil Grafrath durch den Amperlauf, das Ampermoos und durch die Schutzgebiete rundherum über keine für Gewerbe nutzbaren Flächen verfüge. Der Planungsausschuss des Kreistages gab dem Antrag auf Einleitung des Verfahrens zur Herausnahme der Fläche aus der Schutzverordnung trotz erheblicher Bedenken von Naturschützern bereits statt. Wohl auch, weil die landschaftsplanerische Einstufung des Areals doppeldeutig ist und damit eine kuriose Situation besteht. Die Fläche ist im Flächennutzungsplan als Landschaftsschutzgebiet deklariert, wird aber gleichzeitig als potenzieller Gewerbegrund geführt. Wie es zu dieser gegensätzlichen Doppelfestlegung kommen konnte, dafür gibt es laut Kennerknecht "keine plausible Erklärung".

Im Gemeinderat unterstützen das AGB die " Bürger für Grafrath" und die Grünen. Die Fraktionen von CSU, SPD, Einigkeit Grafrath und Frauenliste sind für die Erweiterung. Die Aktivisten möchten verhindern, dass für die Erweiterung des Gewerbegebiets ein Teil des landschaftlich bedeutsamen Geländes geopfert wird. "Wir müssen dagegen etwas tun, und zwar rechtzeitig", sagt Martin Hofmann, der mit Susanne Linder das Bürgerbegehren initiierte. Mit dem Eingriff würde ein Teil der Jungmoränenlandschaft zerstört, die am Ende der letzten Eiszeit der Isar-Loisach-Gletscher geformt hatte, und damit "ein markantes Ergebnis erdgeschichtlicher Vorgänge". Naturschützer führen an, dass das Erweiterungsgebiet um etwa drei Meter höher liege, als das bestehende Gewerbegebiet, sodass es erheblicher, zerstörerischer Abgrabungen bedürfe. Zudem führen die Gegner an, es sei nicht vertretbar, den Bewohnern des Wahlfelds die Wohnqualität zu mindern. Insbesondere sei den Anliegern der Jesenwanger Straße, der einzigen Zufahrt des Gewerbegebiets, der zusätzliche Verkehr nicht zuzumuten.

Laut Hofmann lief die Unterschriftensammlung bestens an. "Schon nach drei Tagen hatten wir an die 500 Unterzeichner gewonnen und es geht weiter." Man habe mit dieser Zustimmung gerechnet, nachdem im Verfahren zur Herausnahme des Schutzgebiets etwa 400 ablehnende Stellungnahmen eingingen. Um ein Bürgervotum durchzusetzen, müssen laut Gemeinde mindestens zehn Prozent der rund 3000 Wahlberechtigten unterschreiben. "Diese Voraussetzung ist mehr als deutlich erfüllt", so Hofmann.

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