Ergebnis einer Umfrage:Fachärzte-Mangel in Grafrath

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Die Gemeinde will auswärtige Mediziner zur Gründung einer gemeinsamen Filialpraxis animieren

Von Manfred Amann, Grafrath

Bei einer Umfrage unter Senioren vor zwei Jahren wurde von vielen beklagt, dass es in Grafrath kaum Fachärzte gibt. Die Gemeinde will daher verschiedene spezialisierte Mediziner, die in den umliegenden Städten und Großgemeinden Praxen haben, wenigstens tageweise in die Ampergemeinde locken. Sie sollen eine Gemeinschaftspraxis betreiben, in der sie abwechselnd Patienten behandeln. Als Anreiz, um den Fachärzten die Einrichtung einer Filiale schmackhaft zu machen, soll neben der Aussicht auf Patientenzuwachs das vom Freistaat Bayern aufgelegte "Förderprogramm zum Erhalt und zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung" dienen. Bis zu 60 000 Euro Zuschuss gibt es aus dem Topf für Praxis- oder Filialgründungen.

Mit dieser Unterstützung sollen niedergelassene Ärzte dazu animiert werden, im ländlichen Raum Filialpraxen einzurichten, wo sie wenigstens zehn Stunden in der Woche Patienten zur Verfügung stehen. Um den Bedarf an einem "Fachärztekonzept im Filialsystem" für Grafrath belegen zu können, hat die Gemeinde auf eine gemeinschaftliche Initiative von Sozialreferent Josef Heldeisen (SPD) und Gewerbereferent Gerald Kurz (CSU) hin an alle Haushalte Fragebogen verteilt und hofft nun auf eine hohe Rücklaufquote. Gefragt wird, welche Spezialisten (Urologe, Orthopäde, Psychologe, Kieferorthopäde, Hals-Nasen-Ohren-, Augen, Haut- oder Frauenarzt) besonders wichtig wären, und ob die Bürger auch bereit wären, sich in Grafrath behandeln zu lassen. Überdies sollen die Bürger angeben, in welchen Orten sie bislang Fachärzte aufsuchten. "Nur so lässt sich in Erfahrung bringen, ob die Grafrather ein Facharztzentrum auch annehmen würden", erklärte Heldeisen im Sozialausschuss zum Fragebogen. "Wir sehen es als gemeindliche Aufgabe an, im Rahmen der Daseinsvorsorge bestehende Lücken in der ärztlichen Versorgung zu schließen", ergänzte Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei).

In Gesprächen mit den Abgeordneten des Landtages Bernhard Seidenath (CSU/Dachau) und Kathrin Sonnenholzner (SPD) habe man die Erkenntnis gewonnen, dass die Grafrather Idee unterstützt werde und auch Aussicht auf Erfolg habe. Auch wenn Grafrath im Landesentwicklungsprogramm Bayerns nicht als Kleinzentrum eingestuft sei, nehme der Ort im Südwesten des Landkreises mit S-Bahnanschluss eine "gewisse Zentrumsfunktion" für die umliegenden Kommunen ein. Auch Kottgeisering oder Türkenfeld könnten von einer Ärztegemeinschaft profitieren. Von der Ärztekammer sei aber auch signalisiert worden, dass es für Grafrath keine weitere kassenärztliche Zulassung geben könne. Also bleibe nur die Einrichtung eines Filialzentrums, in dem mehrere Ärzte praktizieren, mit dem Vorteil, dass sie einige Räumlichkeiten wie zum Beispiel Warteraum, Sanitäranlagen oder Aufnahmestation gemeinsam nutzen können.

Keinesfalls wolle man eine Konkurrenz zu den schon in Grafrath praktizierenden Ärzten aufbauen, versicherte der Rathauschef. Derzeit gibt es in Grafrath zwei Hausarztpraxen, eine Kinderärztin und drei Zahnärzte. Roger Struzena (Grüne) lobte die Initiative, äußerte aber auch die Befürchtung, dass es zur Konkurrenz bei der Anwerbung kommen könnte, wenn auch andere größere Gemeinden ähnliche Ideen verfolgen. Christian Strasdat regte an, zusätzlich zur Bürgerumfrage die örtlichen Ärzte danach zu befragen, wohin und zu welchen Fachärzten sie ihre Patienten im Bedarfsfall überweisen. Das Ergebnis lasse ergänzende Rückschlüsse auf den Bedarf zu, zeige aber auch, welche Spezialisten man zuerst auf eine Filialgründung in Grafrath ansprechen sollte, so der Gemeinderat der Grafrather Einigkeit. Wo das Filialzentrum entstehen könnte, ist laut Heldeisen noch "völlig offen". Eine Möglichkeit wäre, die Räume über dem geplanten Supermarkt in der Ortsmitte zu nutzen, die ohnehin für Praxen vorgesehen seien, spekulierte Strasdat.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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