„Man kann nicht alles machen, nicht die ganze Welt retten, aber man kann ja mal mit etwas anfangen“, sagt Rainer Widmann. Für seine Entwicklungsarbeit im Kongo und Kenia wurde ihm nun das Bundesverdienstkreuz am Band verliehen. Schon seit mehreren Jahrzehnten ist der Olchinger in der Entwicklungsarbeit tätig, so war er bereits in Südamerika und half bei der Einführung von neuen Vermessungsmethoden. Er habe schon immer einen Drang nach Abenteuer und Freiheit gehabt und sich daher auch nicht gescheut in andere Länder zu reisen, um dort mit anzupacken. So kam er ins Gespräch mit seinem ehemaligen Religionslehrer Josef Aicher, der schon länger in den Kongo reiste, um Missionsarbeit zu verrichten. Dieser stand vor einem größeren Problem, da eine große Fläche Regenwald gerodet werden sollte. Kurzerhand erkundigte sich Widmann und kam so weit, dass er die Rettung dieses Regenwaldes bis vor den Bundestag und auch vor die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel bringen konnte. In Zusammenarbeit konnte dann eine Fläche, so groß wie der S-Bahn Bereich München, gerettet werden. Infolgedessen sei außerdem die größte Organisation Afrikas zum Schutz des Regenwaldes gegründet worden, berichtet Widmann stolz.
Seitdem habe er sich an vielen verschiedenen Projekten beteiligt. Unter anderem half er bei der Planung, Materialbeschaffung und Aufsicht über den Bau einer Zisterne an einer Schule. Davor mussten die Kinder drei bis zehn Liter Wasser auf ihrem dreistündigen Schulweg tragen. Um das zu ändern, plante Widmann eine Zisterne, um das Regenwasser vom Schuldach zu sammeln. „Ich habe dort nichts gebaut, die Leherinnen und Lehrer haben das selbst gebaut in der Zeit von Corona, da gab es keine Schule“, sagt Widmann, seiner Meinung nach sei es wichtig, dass die Menschen vor Ort auch in die Projekte involviert seien, damit sie sich mit dem geschaffenen identifizieren können und sich dann auch um die Pflege kümmern. Man solle nicht länger als ein bis zwei Monate in den Ländern bleiben, da sich sonst die Einheimischen auf einen verlassen und nicht selbst tätig werden würden.

Von diesem Projekt berichtete Widmann auch im Rahmen eines Vortrags zum Tag der Deutschen Einheit vor etwa 30 Interessierten. Organisiert wurde die Veranstaltung vom CSU Ortsverband Olching. Besonders freut sich Widmann jedoch über Josef Aicher, der ebenfalls anwesend ist. Zu Beginn kommt er auf das Thema Entwicklungshilfe zu sprechen, denn manche Parteien möchten diese abschaffen. Es sei aber wichtig dies genau nicht zu tun, da hiermit Fluchtursachen bekämpft werden könnten und daher langfristig die Zahlen an Flüchtlingen zurückgehen würden. Gerne nennt er dabei ein einfaches Beispiel, ein unbegleiteter Migrant würde den Staat etwa 50 000 Euro im Jahr kosten, mit derselben Summe könne man aber auch eine ganze Schule in Afrika bauen. Bildung sei ein wichtiger Aspekt. „Wenn wir jetzt die Entwicklungsgelder streichen, dann nehmen wir sehr vielen Schülerinnen und Schülern die Zukunft da unten“, sagt Widmann. Er selbst wirke bei dem Projekt „1 000 Schulen für die Welt“ mit und sei gerade an einem Schulbau in Kenia beteiligt. Es fehle aber auch an Schulmaterialien, wie Heften, Büchern oder einfach nur Stiften. Als Tafel werde eine Wand mit dunkler Farbe gestrichen auf der nach jahrelanger Verwendung nichts mehr leserlich sei. Widmann erzählte von einer Aktion, bei der er durch Kontakte an einen Koffer voll Bleistifte gekommen ist, diese hätte er dann zu einer der Schulen gebracht, wo der Schulleiter dankend die Stifte aber erst mal halbiert hätte, damit mehr Schüler davon profitieren.
Im weiteren Verlauf seines Vortags geht er auf einige der 17 Entwicklungsziele der UNO ein, unter anderem Überbevölkerung, Hunger oder auch Gesundheitsversorgung und Klimawandel. Für ihn sei es besonders wichtig mit den Menschen auf Augenhöhe zu sein. „Das müssen Partnerschaften sein von Mensch zu Mensch“, sagt Widmann, Entwicklungshilfe sei wichtig die Probleme der heutigen Menschheit in den Griff zu bekommen und auch langfristige Lösungen zu finden.