Enttäuschte Organisatoren:Papas Welt

Die Veranstaltungen im Zuge der Reihe "Väter in Aktion" in Olching und Germering erreichen ihr Zielpublikum leider nicht. Nur acht Männer nehmen die Mitmach- und Beratungsangebote an

Von Sabrina Küspert, Olching/Germering

Mütter reden gerne am runden Tisch über Erziehungsfragen. Väter aber brauchen Mitmach-Aktionen, um sich auszutauschen - soweit die Erfahrung von Katrin Rizzi, Projektleiterin des Babybesuchsprogramms "Willkommen im Leben". Darum hatte sie mit ihrem Team ein abwechslungsreiches Programm für den "Vatertag rund um's Baby" am vergangenen Samstag erstellt. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Väter in Aktion" sollte im Olchinger Haus der Begegnung nicht nur die Theorie über Beikost, Babymassage und Tragesysteme vermittelt werden. Die Väter konnten diese auch gleich umsetzen: Es gab Rezepte für Zucchini-Möhren-Brei, unter der Aufsicht einer Mütterpflegerin massierten die Väter ihre Babys und die Tragesysteme konnten vor Ort getestet werden. Doch leider nutzten nur acht Elternteile das Angebot, darunter waren lediglich fünf Väter.

Ramo Joao war einer davon. Er hatte Sorgen, dass sich sein einjähriger Sohn beim Essen von rohem Gemüse verschlucken könnte. Doch die anwesende Stillberaterin nahm ihm die Ängste und schon durfte der Junge an einer Karotte knabbern, während sich der Vater weiter informierte. Besonders interessant fand er nämlich auch das Angebot zur Babypflege: "Meine Frau ist wieder schwanger. Mit dem neuen Baby ändert sich einiges, darum möchte ich eine engere Beziehung zu meinem Sohn aufbauen." Der Körperkontakt bei Babymassagen sei fördernd für die Bindung von Vater und Kind. Doch leider würde die Babypflege meist den Müttern überlassen, berichtet Rizzi. Darum sei das praktische Angebot so wertvoll, um den Vätern die Berührungsängste nehmen zu können.

Frau Mütze

Im Germeringer Frauen- und Mütterzentrum bauen drei Papas eine Rohrkugelbahn.

(Foto: Günther Reger)

Besonders gefragt war beim "Vatertag rund um's Baby" aber vor allem das Thema Elternzeit und Elterngeld. Die staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen hatte dazu einen Informationsstand aufgebaut. Martina Körber erklärte dort die Möglichkeiten für Paare, Elterngeldmonate untereinander aufzuteilen. "Das neue Gesetz will Väter ermutigen, sich stärker zu beteiligen", erklärte sie. "Doch leider stößt es in der Realität an seine Grenzen. Da sind einfach noch zu viele Fragezeichen." Darum habe jede Familie individuelle Fragen. So war auch ein Großteil der Anwesenden am Samstag beim Thema Elterngeld noch unsicher und nutzte die persönliche Beratung von Körber.

Trotzdem zeigten sich die Organisatoren insgesamt enttäuscht, dass ihr Angebot so wenig genutzt wurde. "Besonders schade ist es, dass sich kein Vater für die Trageberatung interessiert hat", sagte Susanne Frauwaller vom Olchinger Sozialdienst. Normalerweise würden solche Vorträge inklusive Testmöglichkeit nämlich viel Geld kosten. "Aber bei so einem sonnigen Wetter machen die Väter wohl lieber einen Ausflug mit ihrem Nachwuchs, als eine Veranstaltung drinnen zu besuchen."

Väter in Aktion

"Väter in Aktion": Joao Ramos bereitet im Olchinger Haus der Begegnung Gemüse zu.

(Foto: Günther Reger)

Die gleiche Erfahrung machten die Veranstalter der Aktion "Kugelbahnbau" im Germeringer Frauen- und Mütterzentrum. Von sieben Anmeldungen waren nur drei Väter mit ihren Kindern erschienen, um mit grauen Rohren eine überdimensionale Kugelbahn über bunte Stühle und Kisten zu verlegen. Doch die Anwesenden hatten sichtlich Spaß. "Ich bin einfach hier, um Zeit mit meinem Sohn zu verbringen", erklärte Frank Schneiders. Wie er bringen sich laut Susanne Modler von der Gesprächsrunde "Elterntalk" immer mehr Väter in die Kindererziehung ein - auch weil immer mehr Mütter zur Arbeit gehen.

Dennoch wurden die beiden Angebote am Wochenende wenig genutzt. Anscheinend traf man nicht ganz die Bedürfnisse der Väter im Landkreis. "Wir sind ins Grübeln gekommen. Vielleicht brauchen Papas andere Themen, die sie mehr ansprechen," meint Frauwaller vom Sozialdienst. "Zum Beispiel, was mache ich, wenn die Mama mal nicht da ist? Wie bringe ich mein Kind am Besten zum Schlafen? Das überfordert auch noch viele."

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