Entfremdungsprozess:Fundamentaler Zoff bei den Grünen

Nur gut einen Monat nach ihrer Wahl an die Spitze des Fürstenfeldbrucker Ortsverbands tritt Alexa Zierl zurück und verlässt die Stadtratsfraktion. Beide Gremien hatten ihr die Unterstützung als OB-Kandidatin verweigert

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Bruck: GOTTFRIED OBERMAIR neuerVorstand Ziel21

Alexa Zierl, 47, gehört dem Brucker Stadtrat seit 2014 an. Sie ist Energie- und Umweltreferentin.

(Foto: Simon)

Stadträtin Alexa Zierl verlässt die Grünen-Fraktion im Brucker Stadtrat und tritt als Co-Vorsitzende des Grünen-Ortsverbands zurück. Es ist dies der vorläufige Schlusspunkt eines Entfremdungsprozesses, der sich bereits über Monate verschärft hat. Intern gab es Kritik an der 47-Jährigen, weil sie angeblich zu eigenmächtig Themen setzt. Vor allem das Verhältnis zu Dritter Bürgermeisterin Karin Geißler und ihrem Co-Vorsitzenden im Ortsvorstand, Jan Halbauer, gilt als zerrüttet. Beide hatten sich jüngst gegen eine Kandidatur Zierls für den Posten des Oberbürgermeisters ausgesprochen.

Bereits am Freitag informierte die promovierte Elektrotechnik-Ingenieurin Bürgermeister Erich Raff (CSU) von ihrem Entschluss. Damit wollte sie sicherstellen, dass bereits in der Stadtratssitzung am 31. Januar der formale Schritt vollzogen werden kann. Zierl will sich dann der Ausschussgemeinschaft "der Einzelkämpfer" anschließen, der bislang Klaus Wollenberg (FDP), Andreas Ströhle (Piraten) und Dieter Kreis (ÖDP) angehören. Am Freitag hatte Zierl auch ihren Verzicht auf die OB-Kandidatur erklärt. Denn Grünen-Ortsverband und Fraktion, die mit je vier Personen besetzt sind, hatten jeweils mit drei gegen eine Stimme für den OB-Kandidaten Martin Runge votiert. Die BBV hatte sich am Donnerstag auf ihrer Klausurtagung dann ebenfalls mit überwältigender Mehrheit für diesen gemeinsamen Kandidaten entschieden. BBV-Chef Klaus Quinten hatte klar gemacht, dass eine Kandidatin Alexa Zierl für ihn gar nicht in Frage kommt. In Runge sehen viele bei Grünen und BBV den Kandidaten mit den besseren Erfolgsaussichten, obwohl er nicht in Bruck lebt.

Zierl schätzt Runge "insbesondere wegen seiner Fachkompetenz", wollte eine Entscheidung zunächst aber in die Hände der Parteimitglieder legen. Die sollten Mitte Februar die Wahl haben zwischen ihm und ihr. Dazu freilich wird es nun nicht kommen. Zierl bekundet in ihrer Mitteilung, sie wolle "keine schmutzige Wäsche waschen" und wünscht "Grünen und BBV einen erfolgreichen OB-Wahlkampf mit ihrem gemeinsamen Kandidaten Martin Runge". Denjenigen Grünen-Mitgliedern, die sie erst jüngst an die Spitze des Grünen-Ortsverbands gewählt hatten, werde sie gerne die Hintergründe in persönlichen Gesprächen erklären. Zierl: "Als nunmehr parteilose Stadträtin werde ich mich weiterhin für meine Kernthemen Umwelt, Klimaschutz, Energie, für Transparenz und Bürgerbeteiligung und generell für ein lebens- und liebenswertes Bruck einsetzen, wie bisher über Fraktionsgrenzen hinweg." Ob Zierl auch aus der Grünen-Bundespartei austritt, ist noch offen. Sie habe jedenfalls erkannt, sagte sie zur SZ, dass "die Parteipolitik wohl doch nicht so mein Ding ist".

Beobachtern im Stadtrat war der Riss in der Grünen-Fraktion nicht verborgen geblieben. Bei einigen Themen gab es keine einheitliche Linie. Zierl, die 2014 in den Stadtrat eingezogen war und kurz darauf den Vorsitz des Klimawendevereins Ziel 21 abgegeben hatte, präsentierte einige Male ohne Absprache eigene Entwürfe, die in der Regel fundiert waren, oft aber mehrheitlich abgelehnt wurden - so wie bei einer Alternative zum Kitabau im Kester- Haeusler-Park oder zur Erweiterung der Schule-Nord.

Die Brucker Grünen haben nun innerhalb weniger Jahre den zweiten Austritt zu verkraften. Im November 2013 war die damalige Stadträtin Elisabeth Greiner aus der Partei ausgetreten, weil sie mit dem Kurs der Fraktion nicht mehr einverstanden gewesen war. Karin Geißler hatte die Differenzen damals zu kaschieren versucht und für Greiners Rückzug "berufliche Gründe" genannt. Greiner war auch mit Halbauer und Christian Stangl nicht klar gekommen. Mit Stangl wiederum hatte Zierl in den zurückliegenden Sitzungen sichtlich am wenigsten Probleme.

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