Süddeutsche Zeitung

Energiewende:Wärme aus dem Zentrum

Mitten in Mammendorf darf eine Holzhackschnitzelheizung zur Nahversorgung gebaut werden

Von Manfred Amann, Mammendorf

Die Planung der Familie Schamberger, auf ihrem Anwesen in der Ortsmitte von Mammendorf eine Hackschnitzelheizung zur Nahwärmeversorgung zu errichten, wird vom Gemeinderat unterstützt. Nach erneuter Beratung über die Zulässigkeit des umstrittenen Projektes im Ortszentrum, wurde der Bauantrag in der jüngsten Sitzung mit nur einer Gegenstimme positiv beschieden. "Uns obliegt die Entscheidung, ob wir die Hackschnitzelheizung als nicht störendes Gewerbe anerkennen und ausnahmsweise in einem allgemeinen Wohngebiet zulassen wollen", erklärte Bürgermeister Josef Heckl (BGM). Für die Genehmigung sei ohnehin das Landratsamt zuständig.

Eine vom Bauwerber in Auftrag gegebenes Gutachten sowie eine schalltechnische Untersuchung hätten ergeben, dass Befürchtungen, wie zum Beispiel die Belastung durch Lärm oder Feinstaub für Nachbarn, unbegründet seien. Um den mit 50 Unterschriften eingereichten Bedenken dennoch Rechnung zu tragen, schlug Heckl vor, die Genehmigungsbehörde aufzufordern, die immissionsschutzrechtlichen Bedingungen für die Zulässigkeit der Anlage intensiv zu prüfen. Um mögliche nachteilige Auswirkungen auf die umliegende Wohnbebauung zu unterbinden, soll angeordnet werden, die Heizanlage mit einem Feinstaub-/Partikelabscheider auszustatten. Der Bauwerber habe dafür bereits Zustimmung signalisiert, sagte Heckl.

Die Gemeinde will zudem erreichen, dass zur Vermeidung von Staubbelastungen für die umliegende Wohnbebauung "geeignete Maßnahmen bei der Anlieferung der Hackschnitzel" getroffen werden. Außerdem wird gemäß der Feuerungsverordnung ein Kamin gefordert, der einen Meter über die Oberkanten benachbarter Fenster oder Lüftungsöffnungen hinausragt. "Ausgehend von den Fenstern der alten Schule, wird der Kamin damit etwa zwölf Meter hoch statt elf, wie bisher angenommen", so der Bürgermeister.

Zur Beschwerde, die ein Bürger in der aktuellen Viertelstunde vorgebracht hatte, dass die Gemeinde über das Großprojekt zu wenig und zu spät informiert habe, befand der Bürgermeister, dass nach Vorliegen des Bauantrages schon in der Mai-Sitzung ausführlich über Bedenken diskutiert worden sei und Familie Schamberger mittels Schreiben an die Nachbarn das Vorhaben ausführlich offen gelegt habe. "Daher sahen wir uns als Gemeindeverwaltung nicht in der Pflicht, zu einer Informationsveranstaltung einzuladen", sagte Heckl.

In der Beratung wurde erkennbar, dass die meisten Ortspolitiker in der Hackschnitzel-Heizanlage, von der aus öffentliche Gebäude wie das alte Schulhaus, aber auch Privathäuser mit Wärme versorgt werden sollen, eine Chance sehen, in Sachen Energiewende und Klimaschutz voranzukommen. Heckl führte zudem an, dass der Bauwerber aufgrund bestehenden Baurechtes auf seinen Grundstück weitere Wohnhäuser errichten und für deren Wärmeversorgung eine Hackschnitzelheizung bauen könnte, ohne bei der Gemeinde um Genehmigung nachsuchen zu müssen. "Diese Anlage wäre dann zwar kleiner, die möglichen Belastungen für die Nachbarn wären aber ähnlich". "Wir nehmen die Bedenken der Nachbarn sehr ernst, daher werde die Gemeinde mit dem Bauwerber auch Vereinbarungen treffen, zum Beispiel nur Hackschnitzel hoher Qualität zu verheizen", führte Zweiter Bürgermeister Peter Muck (CSU) an

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SZ vom 09.07.2020
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