Noch sind keine Verträge unterzeichnet, noch fließt kein Strom und strömt keine Wärme durch die Leitungen, doch einen Namen hat das Regionalwerk schon: Amper-Glonn. Damit ist das künftige Versorgungsgebiet umrissen, das neun Gemeinden in den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Dachau umfasst. Mittendrin und Initiatorin dieses neuen Energieverbundes ist die Gemeinde Maisach mit ihrem Bürgermeister Hans Seidl (CSU). Neben Maisach sind es Bergkirchen, Egenhofen, Emmering, Mammendorf, Oberschweinbach, Odelzhausen, Pfaffenhofen an der Glonn und Sulzemoos, deren insgesamt etwa 50 000 Einwohner von dem Regionalwerk profitieren sollen.
„Bei den erneuerbaren Energien gibt es kein Zurück mehr“, sagt Bürgermeister Hans Seidl. Ob Strom aus Wind- oder Wasserkraft und von Photovoltaikanlagen oder Biogas und Nahwärme – all das könnte das Regionalwerk seinen Kunden liefern. Neue Leitungsnetze müssen laut Seidl zwar auch gebaut werden, aber nur dort, wo es für die Art der Energieversorgung noch keine gibt. Wer also eine Gasleitung im Haus habe, müsse keinen neuen Nahwärmeanschluss bekommen, sondern beziehe dann eben Gas aus Biogasanlagen.
Finden die neun Kommunen zusammen, so soll mit der Gründung dieses Regionalwerks auch eine Verwaltung samt Geschäftsführer aufgebaut werden. Ein regionaler Energieversorger wie die Stadtwerke Fürstenfeldbruck könnte als Betriebsgesellschaft eingebunden werden. Vorbilder für ein Regionalwerk gibt es in Kirchanschöring und am Bodensee sowie den Amperverband, der sich in zehn Städten und Gemeinden in den Landkreisen Dachau, Fürstenfeldbruck und Starnberg um die Abwasserbehandlung kümmert und im Olchinger Stadtteil Geiselbullach seine Zentrale hat. Ziel sei es, so Seidl, nicht nur die Energie- und Wärmewende besser erreichen zu können, sondern die Versorgung weg von den Konzernen und wieder zurück zu den Kommunen zu bringen.
Ein Verbund sei auch deshalb nötig, weil sich keine Gemeinde eigene Stadtwerke leisten könnten, sagt Seidl und sein Bürgermeisterkollege aus Sulzemoos, Johannes Kneidl (Wählergemeinschaft Sulzemoos), bestätigt dies. Sulzemoos habe 300 Einwohner und habe bei den Erneuerbaren „seine Aufgabe erfüllt“. Gleichwohl sei man wegen der Größe der Gemeinde nicht in der Lage, sich zum Beispiel um die Vermarktung zu kümmern. Deshalb sollten, so Seidl weiter, die nötigen Investitionen gemeinsam geschultert werden. In einem Eigenunternehmen hätten die beteiligten Kommunen die Möglichkeit, die Strompreise selbst festzulegen und dabei auch eine soziale Staffelung für Privatkunden und besondere Preise für das Gewerbe festzulegen. Das könne für den jeweiligen Standort nur von Vorteil sein, meint Seidl. Firmen würden sich bevorzugt dort ansiedeln, wo sie keine hohen Energiepreise und hohen Steuern zu zahlen hätten.

Erneuerbare Energien:22 neue Windräder für das Dachauer Land
Im Landratsamt trudeln diverse Bauvoranfragen und -anträge für Windräder ein. Derweil vergrößert der Regionale Planungsverband in seinem Konzept nach vielfacher Kritik die Abstände zu Siedlungen.
In Sulzemoos ist der Gemeinderat im November vorigen Jahres dem Gedanken eines Regionalwerks nähergetreten. Die Gemeinderäte waren sich einig, dass ein 100 Jahre altes, auf fossilen Energieträgern beruhendes System transformiert werden sowie eine neue Infrastruktur geschaffen und betrieben werden müsse. „Durch ein gemeinsames Vorgehen, bei zum Beispiel der Errichtung und Betrieb von Wärmenetzen und Erzeugungsanlagen für erneuerbare Energien, ergeben sich einige Synergie-Effekte.“ Genannt wurden im Gemeinderat dazu das gemeinsame Know-how und Wartungsteams, die man sich für Anlagen teilen kann.
Der Verbund der Kommunen diesseits und jenseits der Stuttgarter Autobahn, die auch der sogenannten West-Allianz angehören, soll noch einen weiteren Effekt haben: Gemeinsam könnten die richtigen Standorte für Photovoltaikanlagen und Windräder geplant und dadurch Natur- und Umwelt besser geschützt werden. „Wir müssen Energieflächen sichern“, sagt Seidl, bevor Investoren die Vorrangflächen erwerben. In Maisach ist man derzeit dabei, einen Masterplan Energiefläche zu entwickeln, damit wertvolle Ackerfläche nicht gegen Energieflächen ausgespielt werden. Das Flächenmanagement umfasst die Grundstücke, auf denen Nahrungsmittel erzeugt werden sowie Naturflächen. Seidl: „Wir dürfen die Landschaft nicht verkaufen.“