Energiewende:Mammendorf wirbt für weiteres Windrad

Bei einer Informationsveranstaltung beantworten Bürgermeister Josef Heckl und einige Experten die Fragen von Besuchern

Von Manfred Amann, Mammendorf

Mit einem zweiten Windrad im bewaldeten Gemeindegebiet im Nordwesten des Orts möchte Mammendorf die Energiewende wieder in Schwung bringen. Wie Bürgermeister Josef Heckl versicherte, kommt nur eine Bürgeranlage in Frage. Da auf dem geeigneten Standort die Zehn-H-Regel nicht eingehalten werden kann, benötigt die Gemeinde die Nachbarkommunen Hattenhofen und Oberschweinbach. Die Regel besagt, dass ein Windrad zehnmal so weit von Häusern entfernt stehen muss, wie es hoch ist. Im Zuge eines gemeinsamen Planungsverfahrens könnte man sich nämlich auf einen Standort mit geringeren Abständen zu den Ortschaften verständigen. Die in der Bayerischen Bauordnung festgelegten Mindestabstände, 1000 Meter zu Ortschaften und 800 zu Außenbereichsanwesen, können eingehalten werden.

Dass der Weg zu einer Einigung steinig werden kann, ist auf der ersten Informationsveranstaltung erkennbar geworden. Vor allem Einwohner von Günzlhofen meldeten Bedenken an. Der Ortsteil von Oberschweinbach ist mit etwa 1200 Metern Abstand am nächsten an dem ins Auge gefassten Standort dran. Am weitesten entfernt ist Mammendorf. "Das macht es uns nicht leichter", befand Heckl. Man müsse aus wirtschaftlichen Gründen aber den geeignetsten nehmen. Von Besuchern aus Hattenhofen, das etwas weiter entfernt liegt, wurde lediglich Skepsis laut, dass "wie schon bei den ersten beiden Windrädern im Landkreis" der Bürger "wieder nicht" zum Zug komme. Dazu erklärte der von Mammendorf beauftragte Spezialist für Bau und Betrieb von Bürgerbeteiligungsanlagen, Robert Sing aus Landsberg, dass sein Büro nur eine von Bürgern finanzierte Windkraftanlage plane und dass eine GmbH & Co. KG angestrebt werde, in der jeder Beteiligte entsprechend seiner Einlage ein direktes Mitwirkungsrecht bekomme.

Gut 200 Interessierte aus dem ganzen Landkreis, die meisten aus den drei von der Planung betroffenen Gemeinden, darunter etliche Gemeinderäte sowie die Bürgermeister von Hattenhofen, Franz Robeller, und Norbert Riepl, Oberschweinbach, waren der Einladung ins Mammendorfer Bürgerhaus gefolgt. Wie Heckl informierte, waren der Info-Veranstaltung, mehrere Bürgermeistergespräche sowie eine gemeinsame Sitzung der drei Gemeinderäte vorausgegangen, um die Chancen für das Vorhaben auszuloten. Nun wolle man die Einwohnerschaft mit ins Boot holen. "Wir sind noch ganz am Anfang und nichts ist beschlossen", sagte Heckl, nachdem ein Besucher aus Günzlhofen gefragt hatte, wann man die Bürger einbeziehen werde.

Vor der Aussprache, die von Evelyn Villing vom Büro für Bürgerdialog in Memmingen moderiert wurde, hatte Mammendorfs Energiereferent Werner Zauser anhand der "Erfolgsgeschichte" der beiden Strom erzeugenden Windräder erläutert, dass es der Gemeinde ein Anliegen sei, die regionale Energieerzeugung durch Windkraft voranzubringen, um dem Landkreisziel näher zu kommen, bis 2030 ohne Energie aus fossilen Energieträgern auszukommen. Ziel sei es auch, eine dezentrale Energieversorgung sowie eine regionale Wertschöpfung zu erreichen. Nach den Vorträgen von Zauser und Sing, der erläutert hatte, dass es zum ausgesuchten Standort kaum Alternativen gebe, führte Professor Michael Sterner den Beweis, dass ohne die Nutzung von Windkraft die Energiewende nicht zu schaffen sei. Dass es Widerstand wegen angeblicher Verschandelung der Landschaft durch Windräder und Überlandleitungen gebe, kann der Leiter der Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher an der Technischen Hochschule in Regensburg nicht akzeptieren. "Um Kohle abzubauen werden ganze Dörfer und Kirchen abgerissen", sagte Sterner. Der Eingriff in die Landschaft durch Windkraftanlagen sei dagegen eher harmlos. Man müsse aber auch anerkennen, dass Bürger nicht erbaut darüber sind, einen "Riesenturm" vor die Haustüre gesetzt zu bekommen, warf ein Günzlhofener ein. Michael Rosenheimer entgegnete, dass man bei einer Entfernung von 1200 Meter nicht von "vor der Haustüre" sprechen könne. Seine Firma sei etwa 1000 Meter von einer Windkraftanlage entfernt und niemand habe ein Problem damit", sagte Rosenheimer. Befürchtungen eines Hattenhofeners, Mammendorfer Bewerber um Anteile könnten bei der Vergabe bevorzugt werden, zerstreute Sing mit der Zusicherung, erst würden Bürger aus den drei beteiligten Kommunen berücksichtigt. Sollte die Finanzierung der Windkraftanlage dann noch nicht gesichert sein, werde der Kreis weiter gezogen. Der Mindestanteil werde bei 5000 Euro liegen.

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