Süddeutsche Zeitung

Energiewende:Investor plant großen Solarpark mit moderner Speichertechnik

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Auf einer Fläche von elf Hektar bei Kottgeisering könnte eine Photovoltaikanlage entstehen, die auch dann Energie abgeben kann, wenn keine Sonne scheint

Von Manfred Amann, Kottgeisering

Auf dem Gemeindegebiet von Kottgeisering, nördlich der Bahnlinie, plant ein Investor eine etwa 6,3 Hektar große Freiflächen-Photovoltaikanlage. Zusätzlich verhandelt die international agierende Firma MSE Solar mit dem Eigentümer einer etwa fünf Hektar großen, südlich angrenzenden, Ackerfläche, so dass der Solarpark etwa elf Hektar groß werden könnte. Außerdem hat das Solar-Unternehmen angekündigt, mit moderner Speichertechnik bis zu 40 Prozent der jährlichen Stromproduktion zurückhalten zu können, um eine bessere Nutzung der Energie zu erreichen. "Damit soll die Anlage auch an sonnenarmen Tagen Strom ins Netz einspeisen und so Versorgungsausfällen vorbeugen", heißt es in der Firmenwerbung. Diese fortschrittliche Technik kommt laut Bürgermeister Andreas Folger (Bürgervereinigung) auch schon bei der im Bau befindlichen Anlage "Kreuzbergfeld" südlich der Bahnlinie zum Einsatz. "Die Speicher sind bereits geliefert und werden in Kürze installiert", so der Gemeindechef.

Im Landkreis komme die Speichertechnik erstmals zum Einsatz, sagt der Vorsitzende von Ziel 21, Gottfried Obermeier. Ob am Einspeisepunkt ins Netz bei Türkenfeld ausreichend Aufnahmekapazität vorhanden ist, wird laut Jörg Feldmann von den Brucker Stadtwerken in enger Abstimmung mit dem Bayernwerk noch geprüft. Die Bauvoranfrage für den neuen Solarpark im oberen Areal wurde von den Mitgliedern des örtlichen Klima-Ausschusses prinzipiell befürwortet. Bevor sich der Gemeinderat jedoch intensiv damit befasst, soll abgewartet werden, ob dem Unternehmen die Vergrößerung der Fläche gelingt.

Wegen der Hanglage im Bereich der höchsten Erhebung im Gemeindegebiet und wegen des enormen Eingriffs ins gewachsene Landschaftsbild seien laut Folger im Gremium auch Bedenken geäußert worden. Die Anlage wäre vom Dorf aus zwar kaum einsehbar, weil die Bahnlinie den Blick versperrt. Dennoch sollte trotz der Notwendigkeit, mehr Solarstrom zu erzeugen, Rücksicht auf die Naturlandschaft genommen werden. Das Bauamt spricht in einer ersten Stellungnahme von einer "prägenden Wirkung", während ein Vertreter des Unternehmens schreibt, dass die Solar-Paneelen diesbezüglich keinerlei Auswirkungen hätten. Von Ausschussmitgliedern sei auch der Hinweis gekommen, dass auf dem Gelände noch die unter Artenschutz gestellte Feldlerche heimisch sei, auf die man auf jeden Fall Rücksicht zu nehmen müsse.

Solche Fragen werden sicherlich im Zuge einer Artenschutzprüfung geklärt werden, glaubt der Gemeindechef. Folger meint aber auch: "Angesichts der dringend erforderlichen Energiewende und damit des Klimaschutzes, sollte die Gemeinde das Projekt aber wagen". Möglich macht den Bau von Anlagen dieser Größe die am 1. Januar in Kraft getretene Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Danach sind entlang von Autobahnen und Bahnstrecken Solarfelder in einem 500 Meter breiten Korridor zulässig und förderfähig. Bislang war nur ein 200 Meter breiter Geländestreifen dafür nutzbar.

Das gut sechs Hektar große Ackergelände mit der Flur-Bezeichnung "Vier Jauchert" befindet sich rechts neben der Jesenwanger Straße in Höhe der Abzweigung nach Brandenberg, die Erweiterungsfläche würde die Lücke bis zur Bahnlinie schließen. Auf der gesamten Fläche könnten Prognosen des Unternehmens zufolge 15 000 Module montiert werden. "Die gesamte Fläche hat gute Einstrahlungswerte", heißt es in der Voranfrage. Bei einer Spitzenleistung von acht Megawatt könnten laut Prognose der Firma mehr als zehn Gigawattstunden Strom erzeugt werden.

Die Leistung der meisten Windkraftanlagen liegt bei drei Megawatt. Diese Leistung entspricht in etwa der, die von den drei im Westen des Dorfes bereits arbeitenden Solarfeldern erbracht wird. Sollte die großflächige PV-Anlage realisiert werden, würde Kottgeisering im Landkreis bei der Gewinnung von Sonnenstrom einen Spitzenplatz einnehmen. Folger verweist aber auch darauf, dass mit den drei bereits vorhandenen und der im Aufbau befindlichen auf dem Gemeindegebiet schon ein beachtlicher Beitrag zur Energiewende geleistet wird, der weit über den Verbrauch der Gemeinde hinausgeht.

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