Energiewende:Brüder, zur Sonne!

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Die Stadtwerke Fürstenfeldbruck starten eine Solaroffensive und suchen dafür Dächer von Privathäusern und Gewerbebetrieben. Um die Klimawende zu schaffen, sollen aber vor allem Freiflächenanlagen gebaut werden

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Kaum haben die Stadtwerke ihren Neubau an der Cerveteristraße bezogen und den Umbau in der Amperoase abgeschlossen, wird auch schon der nächste Meilenstein anvisiert: Das Tochterunternehmen der Stadt will Schwung in die Energiewende bringen. Weil bei der Windkraft auf absehbare Zeit nichts vorangeht, sollen möglichst viele Dächer mit Solaranlagen ausgestattet werden. Vor allem aber sehen sich die Stadtwerke nach geeigneten Flächen um, auf denen sie Fotovoltaikanlagen bauen können. Fündig geworden sind sie bereits bei Kottgeisering, an der Bahnlinie der S 4.

Bernd Romeike, 63, der seit dem Ausscheiden von Enno Steffens die Stadtwerke interimsweise bis zum Jahreswechsel führt, will seinem Nachfolger Jan Hoppenstedt, 50, ein gut bestelltes Feld übergeben. Das wird auch am Mittwoch bei der Vorlage des Jahresreports für 2018 deutlich. Romeike sprüht vor Energie - und um die Energie geht es auch im Sitzungsraum im dritten Stock, mit Blick auf die frisch gepflanzte Dachbegrünung über dem Werkstatttrakt und die Baustelle auf dem südlichen Nachbargrundstück, auf der die Igewo Sozialwohnungen errichtet.

Geschäftsführer Bernd Romeike und Vertriebsleiter Andreas Wohlmann auf der Dachterrasse des Bürotrakts. Während hinter ihnen die Sozialwohnungen der Igewo gebaut werden, blicken sie voraus auf die Klimawende. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Natürlich freut sich der Zwei-Meter-Hüne über den Zuwachs bei den Mitarbeitern und die 1,2 Millionen Euro, die 2018 trotz des steigenden Wettbewerbsdrucks als Gewinn erwirtschaftet wurden. Schon schön, dass die Stadtwerke damit "zum 18. Mal in Folge ein positives Jahresergebnis vorlegen". Aber so richtig spannend ist das ja nicht. Also weiter zur wirklich großen Herausforderung. Zur Klima- und Energiewende, die der Landkreis, wenn er so weiter macht, wohl vergeigen wird. Romeike sagt das natürlich nicht so. Aber um bis 2030 unabhängig von den fossilen Brennstoffen zu werden, bedürfe es schon eines Kraftakts. Dass die Stadtwerke selbst nur noch ausschließlich Ökostrom verkaufen, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Netzgebiet nur knapp 44 Prozent des Strombedarfs decken statt der eigentlich erforderlichen 50 Prozent. Der Rest muss zugekauft werden.

Vertriebsleiter Andreas Wohlmann spricht von einer Investitionsoffensive, um die "gewaltige Lücke" innerhalb der nächsten elf Jahre möglicherweise doch noch schließen zu können. Würde man bei der Ökostromproduktion im Netzgebiet der Stadtwerke, das bis Windach und Wörthsee reicht, eine Quote von hundert Prozent anstreben, bräuchte man deutlich mehr Fotovoltaik und 19 Windräder. Die entsprechende Grafik stammt freilich aus dem Jahr 2016. Mittlerweile ist klar, dass über die beiden existierenden Windräder der Stadtwerke hinaus wenig passieren wird. Seehofers Zehn-H-Regelung und die Ausweitung der Flugsicherungszonen lassen das auf absehbare Zeit nicht zu.

Bleibt also vor allem die Photovoltaik, deren Ausbau auch der Klimawendeverein Ziel 21 vorantreibt. Mit dessen Vorsitzendem Gottfried Obermair stehe er im Kontakt, so Romeike.

Die Pflöcke sind längst eingeschlagen. Eine erste Anlage aus dem neuen Programm "FFB-Stromdach" wurde auf dem Haus eines Kunden installiert, weitere sollen folgen. 40 Interessenten gibt es bereits für die von den Stadtwerken angebotenen Fotovoltaikpakete mit oder ohne Stromspeicher.

Die Stadtwerke suchen aber auch Gewerbegebiete mit großen Dachflächen - und Grundstücke für Freiflächenanlagen. Mit Blick auf die Förderfähigkeit sollten die an Bahnlinien, Autobahnen oder auf Industriebrachen liegen. Falls BMW sich vom Fliegerhorst zurückzieht, könnte sich Romeike aber auch dort eine Anlage vorstellen. Die Brucker Klimareferentin Alexa Zierl hatte dies jüngst vorgeschlagen.

Im Oktober soll eine Anlage mit einer Spitzenleistung von 750 Megawatt nahe Kottgeisering in Betrieb gehen. Die Stadtwerke haben dort 1,2 Millionen Euro investiert. Der weitere Ausbau ist bereits geplant.

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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