Energieeinsparung:Germering kauft neue Lampen

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Straßenbeleuchtung wird auf LED-Technik umgestellt

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Stadt Germering stellt ihre Straßenbeleuchtung für knapp 1,9 Millionen Euro komplett auf LED-Licht um. Der Austausch der Leuchten erfolgt in den kommenden sechs Jahren. Auf einmal geht das nicht, sind doch fast 3200 Straßenleuchten im gesamten Stadtgebiet umzurüsten. Die alten Leuchten sind 30 Jahre und länger in Betrieb und "eine Reparatur ist in vielen Fällen nicht mehr wirtschaftlich", schreibt Gerald Steer, der zuständige Mitarbeiter des Bauamtes im Rathaus, für die Sitzung Bauausschusses des Stadtrates am vergangenen Dienstag. Die Investitionskosten sollen durch Stromeinsparungen wieder reinkommen. Andererseits gibt es Wissenschaftler, die zum Beispiel Schlafstörungen bei den Anwohnern durch das LED-Licht befürchten.

Vor allem Mediziner bezweifeln, ob das energiesparende Licht tatsächlich besser ist als die alten Leuchten. Sie verweisen auf Studien, die besagen, dass Menschen, die vor dem Schlafengehen noch einige Zeit auf ihr Smartphone oder ihr Tablett mit dem LED-Bildschirm schauen, dann schlechter einschlafen können. Der vorherrschende Blaulichtanteil im LED-Licht verlangsame die Bildung des Hormons Melatonin, das die Menschen schläfrig mache. Das LED-Licht signalisiere dem menschlichen Körper, dass er quasi tagsüber unter blauem Himmel stehe. Mit medizinischen Aspekten beschäftigt sich das Bauamt der Stadt jedoch nicht. Es möchte möglichst den ihr vorgegebenen Zeitplan einhalten, den Austausch der Straßenleuchten umzusetzen. Der beginnt demnächst mit 146 neuen Leuchten an der Unteren Bahnhofstraße, der Otto-Wagner-Straße und der Planegger Straße.

Errechnet hat das Bauamt eine Einsparung von exakt 651 827 Kilowattstunden Strom pro Jahr nach kompletter Fertigstellung der Investitionsmaßnahme im Jahre 2026. Wann sich diese enorme Investition amortisiert hat, darüber schweigt sich das Bauamt aus. Die hessische Stadt Bad Homburg im Taunus geht zum Beispiel nach eigenen Berechnungen davon aus, dass sich die Umrüstung der Hälfte ihrer 7000 Lichtpunkte binnen eines Jahrzehnts bezahlt macht. In Germering wird die Bedeutung der Maßnahme auch im Sinne des Klimaschutzes hervorgehoben. "Die Stromeinsparung führt dann zu einer jährlichen CO₂-Einsparung von 343,5 Tonnen", rechnet Gerald Steer vor. Die LED-Leuchten könnten "gezielter ausgerichtet werden und ermöglichen sehr gleichmäßiges und steuerbares Licht mit wenig Luftverschmutzung für die Umgebung". Eine Dimmung um 50 Prozent während der Nachtstunden sei möglich, ebenfalls könnten auch "insektenfreundlichere wärmere Lichtfarben" eingebaut werden. Ob es den LED-Leuchten an genügend Helligkeit fehlt, also sie häufig sehr funzelig wirken, wie die Kritiker diese Lichts immer wieder anführen, muss wohl der Praxistest zeigen.

Berechnungen zu einem Leuchtenaustausch auf ganz Deutschland bezogen, haben ergeben, dass etwa die Energie von fünf Atomkraftwerken eingespart werden könnte. Bisher beanspruche die Straßenbeleuchtung in der Republik immerhin etwa 16 Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Der könnte bei einem Komplettaustausch auf sechs Prozent gesenkt werden. Die "Licht emittierende Diode", so heißt LED ausgeschrieben, wurde 1962 erfunden und kann in Tisch- wie auch in Straßenlampen eingesetzt werden.

Nach drei Hauptachsen im Germeringer Zentrum sollen die Dorfstraße, Franz-Schubert-Straße, Hans-Huber-Straße, Hörwegstraße, Josef-Kistler-Straße, Kirchenstraße, Kleinfeldstraße, Kreuzlinger Straße, Kriegerstraße, Nebeler Straße, Salzstraße, Steinbergstraße und die Waldstraße folgen. Die Umrüstung liegt in der Obhut von Strom Germering und soll bis Herbst 2020 abgeschlossen sein. In den Jahren danach soll quartiersweise weiter vorgegangen werden.

© SZ vom 26.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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