Energie:Karmasin setzt weiter auf Windkraft

Der Landrat erwartet jetzt Standortvorschläge der Bürgermeister. Die Äußerungen des Grafrather CSU-Gemeinderats und Windradgegners Gerald Kurz seien nur die Meinung eines Einzelnen.

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Trotz des Widerstandes aus den eigenen Reihen hält der CSU-Kreisvorsitzende und Landrat Thomas Karmasin am Ausbau der Windkraft im Landkreis fest. Den Vorschlag, in sämtlichen Landkreis-Kommunen die neue Abstandsregelung zu beschließen und damit den Ausbau der Windkraft faktisch zu stoppen, lehnt er ab. Der Grafrather CSU-Gemeinderat Gerald Kurz, der auch Sprecher der Windradgegner im westlichen Landkreis ist, wünscht sich derartige Beschlüsse in Städten und Gemeinden. Dann seien auch die Pläne überflüssig, die, wenn auch nur wenige, mögliche Standorte für Windräder im Landkreis vorsehen, heißt es aus den Reihen der Windradgegner.

Karmasin kontert: Er könne "keinen Grund" erkennen, "die Überlegungen zu verändern". Die Position von Kurz hält er für eine "Einzelmeinung" in der CSU. Auch weiterhin setzt der Landkreis laut Karmasin auf die Energiewende und einen Mix aus verschiedenen Energieträgern: "Ich meine schon, dass wir die Windkraft brauchen", sagt der Landrat. Seine Haltung wird auch vom Maisacher Bürgermeister Josef Seidl (CSU) unterstützt. In Maisach soll in diesem Jahr das zweite Windrad im Landkreis errichtet werden. Die Einwohnerschaft stehe dem Vorhaben "positiv gegenüber", sagt Seidl.

Ein drittes wird es allerdings so schnell nicht geben. Denn die Pläne der Stadtwerke Fürstenfeldbruck für ein Windrad bei Puch sind vom Verwaltungsgericht abschlägig beschieden worden. Und auch auf einer Fläche bei Oberlappach - auf Maisacher Flur in Richtung Egenhofen gelegen - werden sich in nächster Zeit keine Rotoren drehen. Seidl und sein parteifreier Amtskollege Josef Nefele aus Egenhofen haben sich geeinigt, Gespräche über ein Windrad an dieser Stelle erst einmal aufzuschieben. Beide nennen als Begründung die 10-H-Regelung. Sie könnte an dieser Stelle zwischen Windradstandort und der nächsten Siedlung nicht eingehalten werden.

Im März wollen sich Landrat und Bürgermeister treffen und über den weiteren Ausbau der Windkraft sprechen. Karmasin erwartet bei diesem Treffen weitere Vorschläge für Standorte, nach jetzigem Stand wohl vergeblich. Die Bürgermeister setzen eher auf Abwarten, so wie Pius Keller (CSU), Rathauschef von Türkenfeld. Zwei mögliche Windkraftstandorte gibt es innerhalb des Gemeindegebiets von Türkenfeld. Der an Kottgeisering angrenzende hätte ihm "sehr gut gefallen", doch dort leben Exemplare des seltenen Wespenbussards. Den anderen Standort in Richtung Geltendorf hat die Gemeinde laut Keller noch nicht untersuchen lassen. Der Bürgermeister vermutet, dass ihm hier die 10-H-Regelung in die Quere kommt.

Artenschutz und Abstandsregelung: Immer wieder werden diese beiden Gründe dafür genannt, den Ausbau der Windkraft nur gebremst anzugehen. Seidl setzt auf einen Gewöhnungseffekt. Steht das Maisacher Windrad erst einmal, dann komme die Bevölkerung "in Berührung" mit der technischen Anlage und sehe, dass sie sich keine Sorgen machen müsse. Außerdem gebe es dann "realistische Ergebnisse" darüber, ob sich die Windkraftanlage auch rentiert, sagt Seidl und setzt auf den Faktor Zeit: "Wir müssen die Dinge wirken lassen." Einen Energiedialog, wie ihn Kurz nach dem Vorbild von Wirtschaftsministerin Ilse Aigner vorschlägt, lehnt der Landrat ab. Er weist darauf hin, dass ein derartiger Dialog im Landkreis längst stattgefunden habe, nämlich als über die Planungen für mögliche Standorte von Windkraftanlagen diskutiert worden ist. Ähnliches gilt laut Seidl auch für Maisach. Der Bürgermeister sagt, über die Anlage auf Gemeindegebiet seien die Einwohner "laufend informiert" worden: "Die Kommunikation war extrem hoch."

Auf die Gerichte setzt Peter Falk, der SPD-Fraktionssprecher im Kreistag. Er hofft, dass Klagen gegen die 10-H-Regelung erfolgreich sind. Danach könne man im Landkreis "weiterplanen". Dem Grafrather CSU-Politiker Kurz hält er vor, dass der Ausstieg aus der Kernkraft den Einsatz anderer Energieformen nötig macht. Und weil auch der Ausstoß von Kohlendioxid zurückgehen soll, müssten die erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Ähnlich sieht das auch Karmasin. Der Landrat hält die Windkraft für einen unverzichtbaren Teil im Energiemix des Landkreises: "Es wäre schade, wenn wir dieses Potenzial nicht heben würden."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: