Emmering:Reine Klänge

Abwechslungsreiches Konzert der Singphoniker

Von Klaus Mohr, Emmering

Mit dem Vokalensemble "Singphoniker" ist es wie bei einer Fußballmannschaft: Über die Jahre ändern sich die Mitspieler, der Geist und die charakteristische Art, miteinander zu arbeiten, wird jeweils von den Älteren an die Jüngeren weitergegeben und bleibt dadurch erhalten. Seit über dreißig Jahren gibt es die "Singphoniker", und aus der Gründungsmannschaft ist nur Christian Schmidt, bezeichnenderweise Bass und Fundament der Truppe, noch dabei. Das Klangideal jedoch hat sich kaum verändert, auch wenn es auf mehreren Positionen sogar mehrfach Wechsel gegeben hat. Mit Christian Schmidt traten beim gut besuchten Gastspiel im Emmeringer Bürgerhaus Johannes Euler (Countertenor), Daniel Schreiber (Tenor), Henning Jensen (Tenor), Berno Scharpf (Bariton und Klavier) und Michael Mantaj (Bassbariton) auf.

Das Programm war mit "Circle of Voices", also "Liederkreis", überschrieben. Es reichte chronologisch von der Renaissance bis in die Gegenwart und kannte weder stilistische noch sprachliche Grenzen. Gemeinsam war allen Programmpunkten, dass der musikalische Träger, abgesehen von einer manchmal vorhandenen Klavierbegleitung, der Zusammenklang der vier bis sechs Stimmen war. Der Gesamtambitus war deutlich größer als man es von Männerstimmen im Regelfall erwartet. Doch auch wenn der Countertenor in einer Höhe agierte, die dem Zuhörer die klangliche Bodenhaftung entzog, so geriet das Klanggebäude durch den profunden Bassklang doch nie ins Wanken und wurde durch die dazwischen liegenden Stimmen statisch gefestigt.

Das Konzert begann mit einigen Sätzen aus der Renaissance: "Hark all ye lovely saints above" von Thomas Weelkes bestach in der Präzision der Deklamation. Durch das Parlando-Spiel erhielt der homophone Satz seine Struktur, und dadurch konnten auch die Metrumswechsel als selbstverständliche Belebung wahrgenommen werden. Anders verhielt es sich in "Come heavy sleep" von John Dowland. In langsamem Tempo gingen vorsichtig die Klänge auseinander hervor. Die sorgsam abgestimmten Legato-Linien offenbarten einen beglückend reinen Zusammenklang, deren Wirkung klanglich treffend auf den Schlaf hinwies. Der folgende Jazz-Standard "Stella by starlight" war zwar stilistisch Welten entfernt, bildete aber allein durch seine klangliche Veredelung eine veritable Brücke. Ein swingender Groove und das charakteristische Schnipsen erzeugten ein wunderbares Feeling.

In der zweiten Konzerthälfte ging mit dem Satz "Johannisnacht" von Josef Gabriel Rheinberger noch einmal ein ganz anderes Fenster in die Romantik auf: Der volle Klang intensivierte hier auf verschiedenen Lautstärkeniveaus die Naturbeschreibung erheblich, wozu auch die einfühlsame Klavierbegleitung beitrug. Der innigen Romantik standen einige bittersüße Songs von Georg Kreisler gegenüber, aber auch ein effektvolles Arrangement des Beatles-Hits "Ob-La-Di, Ob-La-Da". Am Ende gab es begeisterten Beifall und noch zwei Zugaben.

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