Emmering:Plus 1,5 Prozent

Emmering verfolgt ein "organisches Wachstum". Im Neubaugebiet im Süden sollen Zuzügler eine Heimat finden. Gewerbe will Bürgermeister Michael Schanderl an der B 2 Richtung Fliegerhorst ansiedeln

Von Florian J. Haamann, Emmering

Große Schritte plant man in Emmering derzeit nicht. "Organisches Wachstum" ist das Zauberwort, das Bürgermeister Michael Schanderl (FW) immer wieder nennt. Für ihn bedeutet das ein Einwohnerplus von 0,5 bis 1,5 Prozent jährlich. "Ideal wäre es, wenn wir das kontinuierlich hinbekommen würden, aber das ist nicht einfach", sagt Schanderl. Kontinuierlich ist die Bevölkerung dafür vom Ende der Achtzigerjahre bis 2008 geschrumpft. Erst mit dem südlichen Neubaugebiet um die Pfarrer-Ferstel-Straße konnte dieser Trend in einen deutlichen Wachstumsschub umgekehrt werden. "Eigentlich sind wir davon ausgegangen, dass es fünf bis zehn Jahre dauert, bis das ganze Gebiet bebaut ist. Aber jetzt ist nach drei Jahren schon der Großteil besiedelt. Vor allem von jungen Familien mit Kindern", sagt er. 260 bis 280 Einheiten passen auf das Gebiet, 88 davon wurden für Einheimische reserviert. Insgesamt 1000 Einwohner kann das Neubaugebiet aufnehmen.

Der Wachstumsschub, so Schanderl, habe eine Reihe positiver Effekte gehabt. Etwa auf die Auslastung der Infrastruktur und die Steuern. "Wir mussten, gerade in der Kinderbetreuung, sogar nachbauen und müssen es weiter tun. Gerade entsteht eine neue Gruppe", sagt Schanderl.

Nachdem das Baugebiet nun weitgehend abgeschlossen sei, könne man sich sukzessive anderen Stellen widmen. Konkrete Ideen gibt es allerdings noch nicht. Allerdings gelte es, sich rechtzeitig Gedanken zu machen. "Das ganze muss ein Prozess bleiben. Sonst haben wir in 10 bis 15 Jahren wieder einen Stillstand und es wird wieder ein großer Schritt nötig sein", sagt Schanderl. "Angenommen, wir können 2020 einen neuen Schub verkraften. Dann müssen wir 2015 die ersten Beschlüsse fassen: Lage, Rahmendaten, Größe, Infrastruktur. Das wird also eine Aufgabe des Gemeinderats sein - möglicherweise unter Bürgerbeteiligung." Was er definitiv sagen könne, ist, dass Emmering nie eine Wachstumsgemeinde wie Olching werde.

Emmering: SZ Graphik

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Da es sowieso kaum noch Flächen gibt, sei die Innenverdichtung eine wichtige Aufgabe. Dort sieht Schanderl in etwa das gleiche Wachstumspotenzial wie im Neubaugebiet. "Aber auch da dürfen wir die Kapazitäten nicht überstrapazieren. Städtische Bebauung wird es nicht geben." Ähnlich sieht es auch SPD-Gemeinderat Karl Ring: "Emmering hat sich für Jahre für langsames Wachstum entschieden, dabei sollte es bleiben." Er betont allerdings, wie wichtig es ist, nicht nur Baugebiete für Doppelhäuser auszuweisen. "Wenn man junge Menschen haben will, muss man vor allem mietbaren Wohnraum schaffen. Welcher junge Mensch kann es sich denn leisten, einfach mal für 500 000 Euro ein Haus zu bauen." Über die Bauleitplanung habe die Gemeinde durchaus Einfluss darauf, dafür den richtigen Rahmen zu schaffen. "Darauf sollte man bei der Verdichtung unbedingt achten. Nur so schafft man eine gute Mischung zwischen Alt und Jung." Wie Schanderl stellt auch er klar, dass Emmering aber nicht die Probleme des Landkreises und schon gar nicht der Region lösen kann. "Da muss man als Gemeinde einfach dem Druck standhalten und seinem Konzept treu bleiben - und nicht versuchen, möglichst viel Geld rauszuholen", sagt Ring.

Ähnlich begrenzt wie die Flächen für weiteren Wohnraum sind in Emmering die Gewerbeflächen. Angedacht ist eine Ausweisung von etwa sieben Hektar an der B 2 Richtung Fliegerhorst. Allerdings hängt das von der Entwicklung des Fliegerhorstes ab, so Schanderl. "Wenn wir irgendwie von der Entwicklung profitieren, wäre es zu überlegen, die Fläche nicht zu versiegeln. Wenn Fürstenfeldbruck allerdings nur auf sich schaut, wird es für uns schwierig", sagt Schanderl. Zwei Jahre habe man die Planung zurückgestellt, um zu sehen, was passiert. Allerdings ist diese Zeit bald abgelaufen, dann müsse man im Gemeinderat aktiv überlegen, was man mache. Karl Ring ist gegen die Ausweisung dieses Gebiets. "An Bundesstraßen siedelt sich immer weniger richtiges Gewerbe an. Da ist einfach die Gefahr zu groß, dass sich Schaufirmen, Tankstellen und Fastfood-Ketten ansiedeln, die auf einen Werbeeffekt hoffen. Ich finde es aber wichtig, dass sich kleine und mittelständische Betriebe ansiedeln." Da wäre die geplante kleine Erweiterung des Gewerbegebietes Richtung Eichenau schon eher geeignet, so Ring. Ganz auf Gewerbe wollen weder Schanderl noch Ring verzichten. Sie sind sich einig, dass es wichtig ist, den Einwohnern auch Arbeitsplätze vor Ort anzubieten. "Ein Ausweisen nach Teufel komm raus wird es mit mir nicht geben", betont Schanderl. Denn jede Bebauung geht zu Lasten der naturnahen Flächen wie etwa dem Emmeringer Hölzl. "Diese Flächen sind aber sehr wertvoll für uns und sie prägenden die Identität der Gemeinde", sagt Schanderl. Deswegen wolle man auch in Zukunft gar nicht erst versuchen mit den Wachstumsgemeinden in der Umgebung mitzuhalten, sondern den Ort und das Lebensgefühl so erhalten, wie sie sind.

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