Süddeutsche Zeitung

Emmering:Obdachlose Flüchtlinge

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Anerkannte Asylbewerber finden keine Wohnung

Von Manfred Amann, Emmering

Aufgrund des vermehrten Zustroms von Flüchtlingen in den Landkreis muss die Gemeinde Emmering um 50 Prozent mehr Unterkunftsplätze bereitstellen als bislang bis zum Jahresende mit 60 prognostiziert waren. Wenn die Umbaumaßnahmen in der Petersen-Villa mit 45 Plätzen bis Jahresende abgeschlossen sind, dürfte die Unterbringung der nun 90 angekündigten Asylbewerber jedoch keine Probleme machen. Sorgen bereitet den Mitgliedern des Helferkreises indes die Unterbringung anerkannter Flüchtlinge, da diese ihre Unterkünfte verlassen und sich eigene Wohnungen suchen müssen. "Das ist für die Freiwilligen im Asyl-Helferkreis die größte Herausforderung", betonte Johanna Jesse jetzt vor dem Sozial-, Kultur- und Sozialausschuss und appellierte an die Politiker aller Ebenen, der Unterbringung der so genannten Fehlbeleger mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

"Wir wünschen uns nicht nur die rechtzeitige Planung von Wohnraum für ankommende Flüchtlinge, sondern auch für solche, die bereits Bleiberecht besitzen", appellierte die Koordinatorin des Emmeringer Helferkreises, "das liegt uns wirklich sehr im Magen". Wenn immer mehr Flüchtlinge aufgenommen werden müssten, sei für die anerkannten in den Unterkünften kein Platz mehr und wenn diese keine Wohnung fänden, müsse sich die Gemeinde um die Unterbringung der dann Obdachlosen kümmern. Drauf sollten sich alle Kommunen rechtzeitig einstellen, verlangte Jesse.

Ihrem Bericht zufolge sind in Emmering aktuell 63 Flüchtlinge untergebracht. Darunter sind sechs, die gegen die Abschiebung geklagt haben, und 16 Syrer, die das Asylverfahren bereits hinter sich haben und in Deutschland bleiben dürfen. Insgesamt kämen 30 der Flüchtlinge aus Syrien und da man damit rechnen müsse, dass noch weitere kommen und alle anerkannt werden, würden bald noch mehr auf den freien Wohnungsmarkt drängen, befand Jesse. Der tatsächliche Bedarf an Wohnraum für anerkannte Asylbewerber sei nicht abzuschätzen und könne kaum durch die Kommunen alleine gedeckt werden, kommentierte Bürgermeister Michael Schanderl (FW).

Die Wohnungssuche im Speckgürtel von München sei ein riesiges Problem für Menschen aus fremden Ländern ohne Arbeitsplatz in Konkurrenz zu Mitbewerbern aus der Region. Daher sei die ehrenamtliche Unterstützung durch den Emmeringer Helferkreis auch bei der Wohnungssuche "von unschätzbarem Wert". Würden nicht so viele Menschen freiwillig und unentgeltlich helfen, könnte der Staat die Aufnahme der Flüchtlinge und ihre Integration gar nicht bewältigen, so der Bürgermeister. Sicher müssten die Kommunen Vorsorge treffen, daher werde sich die Gemeindeverwaltung auch damit auseinandersetzen. Laut Jesse haben sich dem Helferkreis 46 Personen angeschlossen. Acht davon kümmern sich als Paten um die Flüchtlinge, sechs geben Deutschkurse und drei kochen mit ihnen.

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Quelle:
SZ vom 17.07.2015
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