Emmering:Moorgebiete auf dem Rückzug

Emmering: Feuchtgebiete wie das Haspelmoor sind von großer Bedeutung für den Schutz von Klima und Tierarten.

Feuchtgebiete wie das Haspelmoor sind von großer Bedeutung für den Schutz von Klima und Tierarten.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Auch im Landkreis sind die Flächen, die Kohlendioxid binden, geschrumpft, sagt Expertin Cornelia Siuda in einem Vortrag

Von Selina Deger, Emmering

Manch einer kennt Moore aus der Literatur, wo sie oft die unheimlichen Orte des Geschehens darstellen. Doch in der Realität stellen nicht sie die Bedrohung dar, viel mehr sind sie heute die Räume, die gefährdet sind.

Aus diesem Grund klärte Cornelia Siuda in einem Vortrag am Mittwoch darüber auf, wie Moore und Klimaschutz zusammenhängen. Sie ist Moorexpertin, Beauftragte des Klimaschutzprogramms der Regierung von Oberbayern und als freiberuflich Ökologin tätig. Die Moorkundlerin weiß so einiges über die feuchten Bodengebiete. Dass diese wichtig fürs Klima sowie Heimat verschiedener Lebewesen sind, erklärte sie in ihrem Vortrag: "Klimaschutz und Moore - wie hängt das zusammen?", im Bürgerzentrum Emmering. 25 Personen durften zum Vortrag erscheinen, alle anderen konnten ihn zu Hause am Computer verfolgen.

Auch im Landkreis gibt es Moore, so zum Beispiel das Fußbergmoos und das angrenzende Palsweiser Moos. Dieses Niedermoorgebiet liegt zwischen Dachau, Maisach und Bergkirchen. Das Fußbergmoos und das Palsweiser Moos gehören zu dem größten zusammenhängenden Niedermoorgebiet im Landkreis. Wobei es sich in den letzten 120 Jahren extrem verkleinert hat. Noch 1900 hatte es eine Gesamtfläche von rund 20 000 Hektar, heute ist es etwa 530 Hektar groß. Die übrig gebliebene Fläche bietet ein zu Hause für seltene und bedrohte Pflanzen und Tiere. Außerdem speichert sie Wasser und Kohlenstoff.

"Kritisch wird es, wenn der Kohlenstoff aus dem Boden austritt, denn mit dem Sauerstoff der Luft wird er zu Kohlenstoffdioxid und das ist eines der gefährlichen Treibhausgase, die den Klimawandel vorantreiben", erklärt Siuda. So kommen etwa acht Prozent der Treibhausgasimmissionen in Bayern aus Mooren, fügt sie hinzu. Freigesetzt wird der Kohlenstoff im Torf, wenn Menschen beschließen das Moor zu entwässern und trocken zu legen. Gründe hierfür könnten beispielsweise sein, dass sie den feuchten Untergrund entwässern, um ihn anschließend als Bauland für Gebäude oder Straßen nutzen zu können. Auch der Gartenbau profitiert vom Torf der Moore, denn dieser verwendet ihn beispielsweise für den Gemüse- und Blumenanbau. "Der Torf, der im Boden steckt, besteht aus Pflanzenresten, die teilweise mehrere hundert bis tausend Jahre alt sind", sagt Suida. Diese Reste bauen sich nach und nach übereinander auf, wodurch Kohlenstoff entsteht.

Die Entwässerung hat neben der Freisetzung von CO2 noch andere Folgen. So kann es beispielsweise passieren, dass Fundamente von Bauwerken instabil werden und Gräben und Vorfluter ihre Funktion verlieren. Außerdem sind in dem trocken gelegten Boden kaum noch Nährstoffe enthalten. Die Schrumpfung, Verendung und Sackung der Torfböden ist nicht vollständig umkehrbar.

Ziel des Klimaschutzprogramms Oberbayern (KLiP) und des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) ist es, die naturnahen Lebensräume wieder herzustellen, indem die trockenen Böden wieder "vernässt" werden und sich Torf zumindest teilweise wieder aufbauen kann. Der LBV kümmert sich bereits um die Moore, pflegt sie, versucht sie wieder aufzubauen, kauft oder pachtet Flächen des Fußbergmoos. Dadurch konnte der LBV es schaffen, dass Pflanzenarten wie der Bach-Nelkenwurz wieder üppig wachsen und seltene Schmetterlingsarten wieder ein zu Hause finden. Und auch das KLiP trifft solche Maßnahmen, um die bayrischen Moore zu erhalten und wieder aufzubauen.

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