Süddeutsche Zeitung

Emmering:Mit Inbrunst

Grandioses Jubiläumskonzert des Männergesangvereins Emmering

Von Manfred Amann, Emmering

Hundert Jahre und kein bisschen leise: Ein passenderes Motto hätte der Männergesangverein Emmering (MGV) für sein großes Jubiläumskonzert nicht finden können. 450 Besucher aus der gesamten Region waren am Samstag in die Emmeringer Amperhalle gekommen und erlebten ein grandioses Gesangsfest.

Man höre manchmal, "Männer singen nicht", sagte Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl zu Beginn, der in launiger Weise durch "zehn mal zehn Jahre" führte. Dass dem nicht so ist, war schon nach dem Einstandslied "Aus grauer Städte Mauer" bewiesen. Die erstaunlich gute Akustik und die glockenrein gesungenen Lieder verwandelten die Halle für nahezu drei Stunden regelrecht in ein Konzerthaus. Zusammen mit dem Männergesangverein Gröbenzell und teilweise mit Unterstützung durch die Big-Band des Posaunenchors der Erlöserkirche Fürstenfeldbruck erklangen bekannte Lieder von Interpreten, die in den jeweiligen Jahrzehnten markant oder dominant waren.

"Es ist ein singende Wanderung durch die Zeit", lobte eine Besucherin in der Pause. Besonders gelungen war ihrer Meinung nach die Zusammenstellung der Liedfolge passend zu den Zeiten. "Ein gute Idee", sei es auch mit Fotopräsentationen an der Wand Typisches aus der jeweiligen Zeitspanne zu zeigen, ergänzte ihr Begleiter. So war für die Sechzigerjahre unter anderem ein Motorroller zu sehen. Die Vespa versinnbildlichte laut Seidl, dass damals viele Italiener nach Deutschland kamen. Auch zum Konzert war eine Abordnung befreundeter Sänger aus dem Trentino angereist. Von Moderator Seidl aufgefordert, stimmten sie das Lied "Marina, Marina, Marina" an und die Besucher sangen oder summten, wie so häufig an dem Abend, mit.

Mit besonders viel Applaus wurde Dirigent Joachim Dorfmeister für seine Sologesänge bedacht. "Dorfmeister, ein Glücksfall für etliche Männerchöre in der Region", wie mehrmals anklang, glänzte mit "Oh when the Saints", "Over the Rainbow", "In the Ghetto", "Born to be alive" und "You raise me up". Schon diese Lieder waren alles andere als leise. So richtig musikalisch fetzig wurde es dann aber mit der Big Band, die unter anderem unter Leitung von Kirsten Ruhwandel den "Pineapple Rag" sowie die Melodien "I got Rhythm" und "Biene Maja" mit Blechbläsern begleitete.

Moderator Seidl holte immer wieder "namhafte Persönlichkeiten" vor die Zuschauerreihen und ließ ihnen die Jahrzehnte einem Symbol zuordnen, das die Zeit prägte. Unter anderem Emmerings Bürgermeister Michael Schanderl, Landrat Thomas Karmasin, MGV-Vorsitzender Otfrid Lankes und Dirigent Dorfmeister bekamen so zudem Gelegenheit, etwas in die MGV-Geschichte einzutauchen und das Engagement der Mitglieder sowie der Verantwortlichen in den hundert Jahren für den Männerchor als besonders lobenswert herauszustellen. "Ich war in jungen Jahren selbst im Chor, musste aber wegen beruflicher Belastungen nach etwa fünf Jahren aufhören", sagte Schanderl. Den Männerchor sehe er nicht nur als Pfleger und Hüter von Kultur und Brauchtum, sondern als wichtiges Instrument des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Emmering.

Einen Beleg dafür, dass die Vereine mit dem MGV gut harmonieren, lieferten sieben singende und musizierende Feuerwehrleute in Uniform mit dem Beatles-Schlager "All my Loving". Anton Schwarz, der Vorsitzende des Emmeringer Feuerwehrvereins, überreichte Lankes überdies eine Erinnerungstafel an die 50-Jahrfeier des MGV, die Michel Lax von seinem Vater geerbt hatte. Der langjährige MGV-Chef Lankes erklärte, dass es ihm immer noch Spaß mache und es für ihn "eine große Ehre" sei, den Verein leiten zu dürfen. Zum Abschluss stimmten die etwa 45 Männer das Lied "Ein Hoch auf uns, auf dieses Leben" an. Dazu hatte der MGV eigens Lichtstäbe verteilt, die von den Besuchern auch noch bei den Zugaben geschwungen wurden.

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Quelle:
SZ vom 22.10.2019
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