Emmering:Holz für eine Ruhebank

Emmering: Qualmender Baum: Emmeringer Feuerwehrleute beim Versuch, die Eiche am Weidl zu löschen.

Qualmender Baum: Emmeringer Feuerwehrleute beim Versuch, die Eiche am Weidl zu löschen.

(Foto: Feuerwehr Emmering)

Bürgermeister Michael Schanderl will die Reste der kurz vor Silvester abgebrannten Eiche verwerten

Von Ingrid Hügenell, Emmering

Bürgermeister Michael Schanderl bedauert das Ende der alten Eiche in der Schwabenstraße in Emmering. Aber sie war nicht zu retten. Zwei Burschen, 17 und 18 Jahre alt, hatten den Baum am 29. Dezember in Brand gesetzt - aus Versehen, als sie Böller in dem hohlen Stamm zündeten. Wurzelstock und Stamm begannen zu schwelen, der Feuerwehr gelang es nicht, an zwei Tagen und mit mehreren Tausend Litern Wasser das Feuer zu löschen, wie Kommandant Robert Klement erklärt. Selbst als sie den Stamm umgeschnitten hatten, habe der Wurzelstock noch weiter geschwelt, sagt Schanderl. Mehrere hundert Jahre sei die "Eiche am Weidl" alt gewesen. Erste Schätzungen von 150 Jahren hätten deutlich zu niedrig gelegen, sagt der Bürgermeister. Genau kann man das Alter nicht mehr bestimmen, denn da der Stamm hohl war, fehlen die inneren Jahresringe.

Nun soll aus dem Holz noch etwas werden, was "Nutzen über das Brennholz hinaus" hat, sagt Schanderl. Er kann sich beispielsweise vorstellen, dass man eine oder mehrere Bänke für das Ruhebank-Projekt der Gemeinde daraus machen könnte. In Emmering sollen solche Sitzgelegenheiten vor allem für ältere Menschen aufgestellt werden, die während ihrer Besorgungen Rast machen wollen. Möglich sind auch andere Verwendungen. Schanderl kann sich beispielsweise vorstellen, dass ein Drechsler etwas aus dem Holz macht. Claudia Längler vom Bund Naturschutz, die sich am Ostanger unter anderem um das Bienenhaus kümmert, habe angefragt, ob sie eine Scheibe des Stamms haben könne.

Wie die Polizei erklärt, ist gegen die beiden Burschen, die den alten Baum in Brand gesteckt haben, Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet worden. Es sei Sache der Staatsanwaltschaft, ob sie die Sache einstelle oder weiterverfolge, sagt Michael Fischer, stellvertretender Leiter der Fürstenfeldbrucker Polizeiinspektion. Er betont, die Eiche sei nicht "gesprengt" worden, wie es in ersten Berichten geheißen hat. Vielmehr hätten wohl die Reste der handelsüblichen Böller trockenes Laub oder Holz entzündet. "Die Jungs wollten den Baum nicht fällen. Die haben sicher nicht damit gerechnet, dass der Feuer fängt", sagt der Polizeibeamte. Vielmehr hätten sie es wohl auf den dumpfen Knall abgesehen gehabt, den die Böller im hohlen Stamm machten.

Den Wert des Baums zu beziffern, ist schwierig. Er gehört, weil er auf der Grundstücksgrenze stand, der Gemeinde Emmering und einem Privatmann, Hans Kraut. Mit dem hat Bürgermeister Schanderl bereits über eine Entschädigung gesprochen. Man habe sich darauf geeinigt, dass Kraut das brauchbare Holz der Gemeinde spendet und nicht anders verwendbare Teile als Brennholz verwertet.

Ohnehin hätte der Baum womöglich nicht mehr lange durchgehalten, meint Schanderl. "Die Eiche war dem Tode geweiht. Fünf oder zehn Jahre hätte sie vielleicht noch gehabt." Danach hätte sie auch als toter Baum ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tiere sein können. 2013 war die Eiche stark zurückgeschnitten worden. Weil damals schon klar war, dass sie in absehbarer Zeit absterben würde, wurden in direkter Nachbarschaft zwei neue Eichen gepflanzt.

Im Dezember 2014 geriet eine uralte Linde beim Maisacher Ortsteil Rottbach in Brand, vermutlich ebenfalls, nachdem in ihrem hohlen Stamm ein Feuerwerkskörper gezündet worden war. Die Linde konnte gelöscht werden und überlebte das Feuer.

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