Emmering:Gerettetes Kleinod

Das Bunge-Haus in Emmering

Von Florian J. Haamann, Emmering

Es ist wahrscheinlich das schönste Gebäude in ganz Emmering: das ehemalige Wohnhaus der Familie Bunge in der Hauptstraße 15. Mit seiner blauen Farbe und den bemalten Fensterläden, hebt es sich wohltuend von der Umgebung ab. In den vergangenen Jahren allerdings, ist die Farbe im wahrsten Sinne des Wortes immer stärker abgeblättert. Nun allerdings strahlt die Fassade wieder in all ihrer Pracht. Das ist der Verdienst des Journalisten Rudolf Bögel, der das Haus vor einem Jahr gekauft und sorgfältig wieder hergerichtet hat.

Bruck: KUNSTHAUS - Künstlerfamilie BUNGE - Dokumentation

Die sorgsam wiederhergestellte Fassade mit den unverkennbaren Fensterläden, hier Bauer und Bäuerin, dürften viele Emmeringer kennen.

(Foto: Johannes Simon)

Dass er seitdem soviel Zeit und freilich auch Geld nicht nur ins Äußere, sondern vor allem auch das Innere gesteckt hat, liegt an der Verbindung seiner Familie zu den Bunges. Sein Onkel war der beste Freund des 1954 verstorbenen Charles Bunge. Der gebürtige Brucker Bögel hatte also schon seit vielen Jahren eine Beziehung zu den Vorbesitzern, kannte die Künstler und ihre Kunst. Als er dann zufällig auf der Suche nach einem neuen Heim war, ist er auf das Exposé des Hauses gestoßen, noch ohne zu wissen, welch historisches Gebäude es ist. Erst als er auf einer der Seiten die Bunge-Kunst entdeckt hat, wurde ihm klar, welches Kleinod ihm da angeboten wird. "Allerdings wussten wir da noch nicht, was da auf uns zukommt", sagt Bögel, der das Haus gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin bewohnt, heute.

Bruck: KUNSTHAUS - Künstlerfamilie BUNGE - Dokumentation

Im Inneren hat der neue Besitzer Rudolf Bögel mehrere Gegenstände der Familie gefunden wie diesen Vogel-Türgriff.

(Foto: Johannes Simon)

Denn nach dem Tod von Rena Bunge, der Tochter von Charles, ging das Haus an deren beste Freundin, die allerdings ein Jahr später ebenfalls verstarb. Also erbte es deren Lebensgefährte. Sowohl Rena als auch die Nachbesitzer konnten sich den Erhalt nicht leisten. Im Inneren sei alles sehr chaotisch gewesen, erzählt Bögel, im Keller war es feucht, es hat geschimmelt. "Unten waren sieben Schichten Boden, weil wohl immer, wenn es feucht wurde, eine neue Lage draufgemacht wurde. Eine davon war sogar Teer". Also hat er auch das professionell abtragen und dann trocken legen lassen. Zudem seien überall im Haus Arbeitsmaterialien, ein paar Kunstwerke und vor allem viele Dokumente zurück gelassen worden. Im Grunde die kompletten Papiere der Familie. Es sei schon belastend gewesen, so tief in die Geschichte einzutauchen und all die Probleme, persönlicher und finanzieller Art, mitzubekommen. "Aber wir wollten die Sachen auch nicht ungesichtet einfach wegwerfen". Einen Großteil der Unterlagen und Werkzeuge habe er dann ans Museum weitergeben.

Bruck: KUNSTHAUS - Künstlerfamilie BUNGE - Dokumentation

Die Fassade strahlt wieder in all ihrer Pracht. Das ist der Verdienst des Journalisten Rudolf Bögel, der das Haus vor einem Jahr gekauft und sorgfältig wieder hergerichtet hat.

(Foto: Johannes Simon)

Im Inneren findet sich nun eine Mischung aus puristisch moderner Einrichtung und Originalen der Bunges. Ein Gemälde von Elisabeth etwa hängt im Wohnzimmer, genau dort, wo sie es aufgehängt hätte. Zudem finden sich kleine Gebrauchsgegenstände und ein altes Bücherregal - und natürlich mehrere Türgriffe. Die, insbesondere ein kleiner bunter Vogel, haben es Bögel besonders angetan. Man spürt im ganzen Haus, das hier behutsam das Alte und das Neue zusammengebracht worden sind. Aber Bögel betont auch, "wir wollten und wollen hier kein Bunge-Museum erschaffen. Es soll der Ort sein, an dem wir leben, der aber den Geist des Hauses möglichst authentisch erhält."

Für alle Kunstinteressierten und die Emmeringer ist Bögels Engagement jedenfalls ein großes Glück. Vor allem deshalb, weil sie nun in aller Ruhe die vom Schöngeisinger Restaurator Christian Goetz wieder hergestellten Fensterläden bewundern können. Der mittlere von ihnen übrigens hat dem Gebäude den Spitznamen "Katzenhaus" eingebracht. Er zeigt eine kubistisch anmutende Katze, die den Besucher mit großen Augen anblickt. Ihrer Darstellung kann man sich ebenso wenig entziehen wie den Hühnern und dem Hahn auf der Ostseite und all den anderen Figuren.

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