Emmering/Eichenau:Unbezahlt und unbezahlbar

Christa Rath aus Emmering und Hans Kugler aus Eichenau haben für ihr ehrenamtliches Engagement das Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten erhalten. Rath hat die Tafel mit aufgebaut, Kugler das Pfefferminzmuseum

Von Ingrid Hügenell, Emmering/Eichenau

Christa Rath ist seit vielen Jahren bei der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Bernhard in Fürstenfeldbruck unterwegs. Hans Kugler kümmert sich seit 30 Jahren um das Pfefferminzmuseum in Eichenau. Beide haben für ihr ehrenamtliches Engagement kürzlich aus der Hand von Markus Söder (CSU) das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten erhalten - eine Art Verdienstorden für Ehrenamtliche.

Christa Rath sieht sich und die anderen Ehrenamtlichen als "das Fett, das die Rädchen schmiert". So ähnlich habe es der Ministerpräsident auch formuliert. "Wenn das wegfällt, bricht unsere Gesellschaft zusammen", habe er gesagt, berichtet Rath. Söder habe eine sehr lange, humorvolle Rede gehalten und das Ehrenamt dabei sehr hoch gelobt. Die 75-Jährige war aus ihrem Wohnort Emmering mit Mann, Tochter, Sohn und dessen Familie sowie Schwester und Schwägerin und Emmerings Zweitem Bürgermeister Christofer Stock (CSU) nach München in die Allerheiligen-Hofkirche gefahren.

Seit 1987 ist sie in der Pfarrgemeinde aktiv. Zehn Jahre lang engagierte sie sich für die Opferorganisation "Weißer Ring", und als im Jahr 2000 in Fürstenfeldbruck die Tafel eröffnet wurde, war Christa Rath natürlich mit dabei. "Das war das erste Projekt der Bürgerstiftung, und es ist immer noch das größte", sagt sie. Ihre Motivation: "Wir gehen mit unseren Lebensmitteln nicht gut um. Lebensmittel wegzuwerfen, geht gar nicht." Zehn Jahre lang leitete und organisierte sie die Tafel. In dieser Zeit habe sie viel gelernt, sagt sie, vor allem über Bedürftigkeit - und über Hygienevorschriften, die eingehalten werden müssen.

Emmering/Eichenau: Hans Kugler wurde für seine Verdienste um die Gemeinschaft ausgezeichnet.

Hans Kugler wurde für seine Verdienste um die Gemeinschaft ausgezeichnet.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

"Man braucht ein gutes Team, Menschen, die immer kommen und sich die Hände schmutzig machen." Die Brucker Tafel verfügt über etwa 40 Ehrenamtliche, die jede Woche 150 Kunden versorgen. Weil bei den meisten eine Familie im Hintergrund ist, gehen die Lebensmittel an 300 bis 400 Menschen. Laut Rath sind viele Rentner dabei, ältere Frauen, alleinerziehende Frauen, anerkannte Flüchtlinge. Ausgegeben werden die Spenden der 35 Supermärkte am Donnerstagvormittag in der Münchner Straße in einem richtigen Laden. "Für manche ist das überlebenswichtig", weiß Rath. Und manche, die die Lebensmittel der Tafel bräuchten, kämen nicht, weil die Scham zu groß sei.

Seit Mai macht Christa Rath eine Pause. Aus gesundheitlichen Gründen, und weil sie sich um die zweijährige Enkelin kümmert. "Das hat absolute Priorität", sagt die stolze Großmutter. Doch sie werde sicher auch in Zukunft wieder Aufgaben im Ehrenamt übernehmen. "Alles hat viel Spaß gemacht, weil ganz viel zurückkommt", sagt sie über ihre vielen Ehrenämter. Man knüpfe viele Verbindungen mit Menschen. "Das ist bereichernd."

Hans Kugler füllt seine Ehrenämter ebenfalls vor allem aus, weil sie ihm Spaß machen. Als er die Einladung zu der Ehrung bekam, habe er erst gar nicht gewusst, ob er die Auszeichnung nun für die Tätigkeit im Pfefferminzmuseum bekommen sollte oder für sein über 50 Jahre anhaltendes Engagement im Sanitätsdienst des Roten Kreuzes. Kugler ist 69 Jahre alt, und geehrt wurde er für seine Verdienste um das Pfefferminzmuseum.

Emmering/Eichenau: Auch Christa Rath hat eine Auszeichnung erhalten.

Auch Christa Rath hat eine Auszeichnung erhalten.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Sein Vater, Hans Kugler senior, hatte angefangen, alles zu sammeln, was mit dem Pfefferminzanbau in Eichenau zusammenhing, obwohl die Kuglers aus keiner der Familien stammen, die den Anbau des Heilkrauts betrieben. Kuglers Mutter und Großmutter arbeiteten aber auf dem Minzfeldern mit. 1992 wurde der Förderverein des Museums gegründet, und seither ist Kugler dessen Vorsitzender. Der Verein wuchs von 30 auf 150 Mitglieder an. Jeden Sonntagnachmittag öffnet das nicht sehr große, aber mit interessanten Exponaten sehr gut ausgestattete und äußerst informative Museum von 14 bis 16 Uhr für die Besucher, außerdem gibt es fast jede Woche eine Sonderführung.

Der Pfefferminzanbau war in Eichenau von 1918 bis 1956 ein wichtiger Erwerbszweig, mit einem Höhepunkt im Jahr 1939, als 400 000 Quadratmeter dafür genutzt wurden. Angebaut wurde die englische Mitcham-Minze, die nach der gleichnamigen Stadt benannt ist und sich vor allem für Moorböden eignet. Sie zeichnet sich durch einen sehr hohen Gehalt an ätherischen Ölen aus und wurde überwiegend in der pharmazeutischen Industrie genutzt. Welche Produkte daraus entstanden, auch nicht medizinische wie Schokolade oder Kaugummi, kann man im Museum sehen. Die Arbeit machten damals vor allem die Frauen, die Teeweiber.

Heute bauen die Mitglieder des Fördervereins die Mitcham-Minze in Eichenau nur noch auf 1000 Quadratmetern an. Sie wird für einen stark duftenden Tee getrocknet, der im Museum zu haben ist.

Der Tee finde "reißenden Absatz", sagt Kugler. "Wir könnten leicht die doppelte Menge anbauen." Doch dafür reichten die Arbeitskräfte nicht. Dabei arbeiten nicht nur Vereinsmitglieder mit, sondern auch die beiden Enkel Kuglers, die auch im Museum helfen und besonders gern den Tee aus der frischen Pflanze trinken. Seine Frau begleitete ihn zur Ehrung nach München, ebenso Eichenaus Bürgermeister Peter Münster, der Kugler für die Ehrung vorgeschlagen hatte. Um den Ministerpräsidenten nicht warten zu lassen, hätten sich die zu Ehrenden, immerhin 92, in Reihen aufgestellt. Auf einer großen Leinwand seien jeweils Name und Grund der Ehrung zu sehen gewesen, berichtet Kugler: "Es freut einen, dass das Anerkennung findet."

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