Emmering:Digitale Neuzeit in der Enklave

Schnelles Interbet Emmering

Klaus Jürgen Pohl und Bürgermeister Michael Schanderl drücken symbolisch den Startknopf am Verteilerkasten für schnelleres Internet in Tonwerk.

(Foto: Günther Reger)

Die Einwohner des kleinen Ortsteils Tonwerk feiern den Erfolg ihrer Forderung nach einem schnelleren Internet

Von Manfred Amann, Emmering

Seit Jahresbeginn können auch die Bewohner im Emmeringer Ortsteil Tonwerk schnelleres Internet nutzen. Ein Glasfaserkabel von der Schaltzentrale in Fürstenfeldbruck zum Verteilerkasten in der Siedlung macht eine Übertragungsleistung von bis zu 50 Megabit pro Sekunde möglich. "Wenn alles funktioniert, ist uns das eine Feier wert", hatte Klaus Jürgen Pohl schon lange vorher angekündigt, denn es sei letztlich ein Erfolg der Bewohner der 24 Häuser, die sich den Ausbau erst hätten erkämpfen müssen.

Nachdem der Gemeinderat den Ausbau der nördlich der Bahnlinie liegenden Ortsteile Fett- und Dürr- Emmering, Untere Au und Roggenstein bereits beschlossen hatte und die Siedlung Tonwerk daran nicht teilhaben sollte, hatten Pohl und Nachbarn wie Johann Schlichter Unterschriften gesammelt und damit erreicht, dass die Gemeinde die Erweiterung der Übertragungskapazitäten mit der Telekom für die Siedlung doch noch organisierte. Die offizielle Feier fand nun am Verteilerkasten statt, zu der trotz eisiger Kälte etwa 40 Bürger gekommen waren, darunter auch Gemeinderäte, der Brucker Stadtrat Georg Stockinger und von der Telekom Süd Bernhard Muterer sowie Thilo Kurtz. Danach gab es in der ehemaligen Brennkammer der Ziegelei Kaffee und Hausmacherkuchen.

Bürgermeister Michael Schanderl brachte seine Freude über den Anschluss zum Ausdruck, der trotz der Abgelegenheit der Siedlung nicht einmal 50 000 Euro gekostet habe, weil für das Glasfaserkabel schon ein Leerrohr vorhanden gewesen sei. Die Telekom-Vertreter informierten allgemein über die Entwicklung des Internets und zeigten den Verlauf des Kabels von Bruck über die "Rodelbahn" bis zum Verteilerkasten, von dem aus die Daten über Kupferleitungen in die Häuser übertragen werden. Über die Zukunft des Internets und seine Bedeutung für Firmen sprach Tonwerk-Bewohnerin Derya Cicek von der Firma "ProNorm Profil-System-Technik", die in den einstigen Ziegeleihallen Aluminium-Fensterbänke herstellt. Sie wies darauf hin, dass Unternehmen auf eine schnelle und unbegrenzte Übertragung von Daten angewiesen seien, um bestehen zu können, und dass mittelfristig noch viel höhere Übertragungsraten notwendig würden. An die Politiker appellierte sie, Kindern möglichst früh den Umgang mit dem Internet zu ermöglichen, damit ihnen der Umgang zur Selbstverständlichkeit werde.

Der Ortsteil hat seinen Namen von der Ziegelei, die bis 1974 Ton-, Lehmziegel produzierte und im Volksmund Tonwerk genannt wurde. Als erster Bewohner ist 1863 ein Joseph Gerum mit Hausnamen "Ziegler" beurkundet. Man nimmt aber an, dass schon die adeligen Herren von Gegen-point, die nach der Gründung von Bruck über die Salzstraße, die Zollstation an der Amper und über den Markt wachten, bei der Lehmgrube Ziegel herstellen ließen. Die Ziegelproduktion war um 1900 noch Handarbeit, wofür man viele Arbeitskräfte brauchte, von denen ein Teil auch im Tonwerk wohnte. Für sie regte 1898 der Firmenbuchhalter Max Joseph Gobitz-Pfeifer an, auf einem abgeholzten Grundstück einen Sportplatz mit einem Reck zum Turnen "dortselbst eine kleine Unterhaltung zu schaffen". Da die Begeisterung für den Freizeitsport offensichtlich groß war, wurde schon ein paar Monate später der Turnverein Emmering mit Sitz im Tonwerk geschaffen, der heute rund 1400 Mitglieder zählt. Eine "Gründungsbuche" am Heuweg erinnert daran. Die Wohngebäude entstanden überwiegend erst nach dem Zweiten Weltkrieg und zwar auf ehemaligen Freizeitgrundstücken mit Gartenhäuschen und Behelfsbauten, in denen ausgebombte Münchner Familien eine Notunterkunft bekamen, die später zu Häusern ausgebaut wurden.

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