Emmering:Die Künstler kehren zurück

Petersen-Villa

Statt Flüchtlingen wird die Petersen-Villa bald Künstler beherbergen. Ein entsprechender Umbau ist geplant.

(Foto: Günther Reger)

Die Villa "Am Eichenhain" wird als Flüchtlingsunterkunft nicht mehr benötigt. Das ehemalige Haus des Marinemalers Hans von Petersen soll nun für Kulturschaffende und Freiberufler umgebaut werden

Von Manfred Amann, Emmering

Seit zehn Jahren steht die "Petersen-Villa" in Emmering leer, die vergangenen drei Jahre war sie als Unterkunft für Flüchtlinge im Gespräch, doch jetzt soll das unter Denkmalschutz stehende Haus "Am Eichenhain" ein neuer Treffpunkt für Künstler und Freiberufler werden.

Vor der nun anvisierten Nutzungsänderung war geplant, das Gebäude für Flüchtlingsfamilien umzubauen. Zuletzt sollten etwa 45 unbegleitete Jugendliche dort eine Bleibe bekommen. Doch auch daraus wurde nichts. Offensichtlich hatte es beim Umbau wegen des Brandschutzes und der Aufteilung der Räume Abstimmungsprobleme zwischen dem Eigentümer, dem Landratsamt und den Denkmalschützern gegeben. Die Villa wurde nicht rechtzeitig bezugsfertig. Nun, nachdem die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge stark zurückgegangen ist, wird das Gebäude vom Landkreis nicht mehr benötigt.

Emmerings Zweiter Bürgermeister Oliver Stock (CSU) erläuterte im Bauausschuss, dass der Eigentümer in der Villa nun 16 unterschiedlich große Raumeinheiten für freiberuflich und künstlerisch Tätige schaffen wolle. Dazu ist aus Brandschutzgründen der Bau einer Außentreppe als weiterer Fluchtweg erforderlich. Im Nebengebäude sollen Wohnungen entstehen. Der Antrag ging im Ausschuss einstimmig durch. Allerdings wurden Bedenken laut, ob die 19 geplanten Stellplätze ausreichen werden. Da keine Raumeinheit über 80 Quadratmeter groß sei, sind laut Anette Kärgel vom Bauamt aus baurechtlicher Sicht jedoch nicht mehr Plätze zu fordern. Auf Anregung von Urban Kiener wird die Gemeindeverwaltung darauf hinwirken, dass die Stellplätze nicht wie geplant nur 2,3 sondern 2,5 Meter breit werden. "Die Autos werden immer größer, dem sollte man Rechnung tragen", begründete der FW-Gemeinderat sein Ansinnen. Der Ausschuss verständigte sich auch auf die Forderung, dass alle Stellplätze mit wasserdurchlässigem Material befestigt werden.

Mit der angestrebten "Umnutzung" bekommt die Villa zumindest teilweise wieder ihre ursprüngliche Funktion zurück, denn das stilvolle Gebäude war ursprünglich das Haus eines bekannten Künstlers. Die Villa ließ vor etwa 111 Jahren der als "kaiserlicher Marinemaler" bekannt gewordene und aus der nordfriesischen Küstenstadt Husum stammende freischaffende Künstler Hans Ritter von Petersen (1850 bis 1914) errichten. Nach einem Studium der Hochsee-Schifffahrt kam Petersen 1886 nach München und baute sich 1905 in idyllischer Lage am Amper-Hochufer am Ende der Dachauer Straße an der Grenze zur Stadt Fürstenfeldbruck diese herrschaftliche Villa, in der er bis zu seinem Tod mit seiner Ehefrau Clara lebte. Im Haus befand sich auch ein großes Atelier, in dem Petersen unter anderem große Panoramen und Bilder von Mehrmaster-Schiffen auf dem Meer mit hohem Wellengang malte. 1901 adelte Bayerns Prinzregent Luitpold den Künstler, der an den Kunstakademien in Düsseldorf und London studiert hatte, für dessen Verdienste als langjähriger Präsident der Künstlergenossenschaft München und als Leiter der Glaspalast-Ausstellungen in der Residenzstadt.

Erbaut wurde die Villa, deren Fassade einige Jugendstil-Verzierungen schmücken, von dem Architekten Karl Stöhr, der Ende des 19. Jahrhunderts in München unter anderem das Hotel Deutscher Kaiser und das Deutsche Theater gebaut hatte. Nach dem Freitod des Künstlers, der zuletzt an Depressionen gelitten haben soll, diente die Villa als Heim für Schüler und als Unterkunft der Bahnhofsmission. Später betrieb dort eine Kommune einen Kindergarten, der sich der antiautoritären Erziehung verschrieben hatte. Zuletzt lebte in der Villa eine Therapie-Wohngemeinschaft für Suchtkranke, die sich unter der Bezeichnung "Daytop" zu einer der ersten Fachkliniken Bayerns für Heroinabhängige entwickelte.

Das etwa 13 000 Quadratmeter große Grundstück, das einmal von der Dachauer Straße bis zur Amper reichte, hatte der Künstler seinerzeit für 19 800 Mark erworben und in einen Park umgewandelt. In den Sechzigerjahren wurde das Grundstück dann in mehrere Parzellen aufgeteilt.

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