Emmering:Bürgermeister wird erpresst

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CSU-Bürgermeister Stefan Floerecke, hier beim Bericht über die aktuelle Situation von Geflüchteten im Februar. (Foto: Jana Islinger)

Unbekannte drohen Stefan Floerecke, gefälschte Videos zu verbreiten. Die Polizei spricht von einem Massenphänomen und warnt davor, sich auf solche Forderungen einzulassen.

Von Peter Bierl, Emmering

Der Emmeringer Bürgermeister Stefan Floerecke (CSU) ist das Opfer von Internet-Erpressern geworden. Sie haben zwei gefälschte Videos fabriziert, in einem ist Floerecke unbekleidet abgebildet, auf dem anderen beschimpft er Geflüchtete auf übelste Weise. Per Telefon und mit Whatsapp-Nachrichten forderten die Täter Geld in der Kryptowährung Bitcoin, andernfalls würden sie die Videos öffentlich verbreiten. Der Emmeringer Bürgermeister hat die Polizei eingeschaltet und auf diversen Social-Media-Kanälen seine Follower vor den Videos gewarnt.

„Ich war ziemlich geschockt, als ich das gesehen habe“, berichtet Floerecke. Er vermutete zunächst, dass andere Bürgermeister ebenfalls betroffen sein könnten, was sich jedoch nicht bestätigte. Die Nachrichten der Erpresser an ihn seien stets anonym gewesen. Bei einem Anruf auf seinem Handy sei die sonst unterdrückte Rufnummer jedoch zu sehen gewesen.

Auf seine Anzeige hin hat die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck ermittelt, dass es sich nicht um eine gezielte, gar politisch motivierte Attacke gegen den Kommunalpolitiker handelt, sondern um ein sogenanntes Deep-Fake-Delikt. Das sei ein Massenphänomen, bei dem teilweise wahllos etwa illegal erlangte persönliche Daten aus Social-Media-Portalen benutzt würden.

Die Täter fabrizieren die kompromittierenden Videos und kontaktieren dann die Betroffenen bei dieser standardisierten Vorgehensweise in den sozialen Netzwerken. Erfahrungsgemäß nutzen sie dabei Rufnummern mit einer afrikanischen Ländervorwahl, erklärt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. So auch im Fall von Floerecke, wie dieser der SZ berichtet.

Würden Opfer zahlen, folgt laut Polizei meist die nächste Forderung der Täter

Welche Summe die Erpresser fordern, will der Emmeringer Bürgermeister nicht sagen. Nach Angaben der Kriminalpolizei verlangen die Täter in der Regel Summen von 250 bis 1000 Euro, ein verhältnismäßig geringer Betrag, der die Opfer zur Zahlung bewegen soll. „Eine Zahlung bewirkt jedoch meist weitere Forderungen. Die Täter werden in der Regel so lange Forderungen stellen, bis der Geschädigte nicht mehr zahlt“, sagt ein Sprecher der Polizei. Im Zuständigkeitsbereich der Fürstenfeldbrucker Kriminalpolizei wurden in diesem Jahr bislang 35 einschlägige Delikte bekannt.

Floerecke rät allen Betroffenen, „offen damit umzugehen“, auf den eigenen Social-Media-Kanälen davor zu warnen, dass solche Videos auftauchen können, und die Polizei einzuschalten. Die Möglichkeiten der Ermittler beschränken sich in diesen Fällen zunächst auf die digitalen Daten. Das Problem sei, dass die Täter im Ausland sitzen. Rechtshilfeersuchen an die Behörden afrikanischer Staaten verlaufen „im Regelfall ergebnislos“, sagt der Polizeisprecher.

Den Betroffenen rate man, auf keinen Fall auf Forderungen einzugehen, den Kontakt sofort abzubrechen und nicht auf Nachrichten zu reagieren. Es werde oft nur gedroht, nur sehr selten werde Bildmaterial tatsächlich veröffentlicht. Aber auch wenn dem Täter tatsächlich kompromittierende Bilder und Videos vorliegen, verhindere eine Zahlung nicht deren Veröffentlichung. Man sollte so schnell wie möglich Anzeige erstatten und Chats oder Videos sichern, als Grundlage für polizeiliche Ermittlungen.

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