Emmering:Bode ist FDP-Landratskandidat

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Kandidaten-Kontrast: Nicht nur in der Kleidung, sondern auch in Ton und Inhalt präsentieren sich Ulrich Bode (links) und Herwig Bahner bei der Versammlung der Liberalen in Emmering sehr unterschiedlich. (Foto: Matthias Ferdinand Döring)

Der Eichenauer Kreis- und Gemeinderat setzt sich gegen den Brucker Stadtrat Herwig Bahner durch, der in seiner Bewerbungsrede Greta Thunberg und die Klimaaktivisten angreift

Von Karl-Wilhelm Götte, Emmering

Wer ist denn der FDP-Kandidat für die Landratswahlen im März kommenden Jahres?, fragt sich jeder, der den Nebenraum im "Alten Wirt" in Emmering betritt. Zur Überraschung der nicht Eingeweihten stehen plötzlich zwei Männer da und lassen sich schon einmal fotografieren: Ulrich Bode und Herwig Bahner. "Bei uns herrscht Demokratie", kommentiert der Brucker Stadtrat Klaus Wollenberg diese bei den Landkreisparteien nicht immer übliche Auswahl für die 26 stimmberechtigten Mitglieder. Der FDP-Kreisvorsitzende Hendrik Grallert gibt beiden Kandidaten zehn Minuten Zeit für ihre Vorstellung. Weder Bode noch Bahner halten sich daran. Die Mitglieder votieren danach in geheimer Abstimmung mit 17 zu acht Stimmen bei einer Enthaltung für Bode.

Wollenberg hat den Brucker Stadtrat Bahner, der vor zwei Jahren von der CSU zur FDP gewechselt ist, zuvor als Kandidaten vorgeschlagen. Der 59-jährige Jurist und Volkswirt, der das Dienstleistungszentrum der Bundeswehr auf dem Fliegerhorst leitet, tritt in Wiesn-Kluft vor die FDP-Mitglieder: Lederhose, rot-weiß kariertes Hemd und Kniestrümpfe. Er ist eindeutig der bessere Redner der beiden Männern. "Ich sehe eine Chance, die FDP aus den zwei, drei oder vier Prozent herauszubringen", beginnt Bahner seine Bewerbungsrede. Die Anwesenden sehen sich konfrontiert mit einem Trommelfeuer politischer Thesen, die nur zum Teil den Landkreis tangieren. So ziemlich die erste Zielscheibe des Kandidaten ist die junge schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. "Eine 16-jährige autistische Schwedin tickt aus und schädigt die Wirtschaft." So sieht das Herwig Bahner, der immer wieder von Fakten spricht, aber vorrangig seine Meinung vorträgt. Er bezweifelt die Untersuchungsergebnisse des Weltklimarates, den er als "gottgleich" verhöhnt, und spricht von der "Einschränkung der Meinungsfreiheit" und von "Denkverboten". Auch die Schüler-Demos "Fridays for Future" kommen bei ihm schlecht weg. "Demnächst gibt es eine Schüler-Demo für freies Kokain", höhnt Bahner. Das ist einem FDP-Mitglied dann doch zu viel. "Was haben Sie gegen Greta, das ist ein kleines Mädchen?", fragt der Mann. "Das Jugendamt in Stockholm hätte verhindern müssen, dass es missbraucht wird", antwortet Bahner. Er streift, was den Landkreis betrifft, kurz die Themen Konversion des Fliegerhorsts, spricht sich für die Förderung des Wohneigentums aus und empfiehlt für die S 4-Pendler einen Regionalzug von Geltendorf über Augsburg nach München einzurichten, der nur fünf Minuten länger brauchen würde. Den Fliegerhorst würde er gerne luxussanieren, um offenbar betuchte Menschen anzulocken, die dann wiederum Betriebe im Landkreis ansiedeln.

Warum er von der CSU weggegangen ist, will der Germeringer FDP-Stadtrat Peter Klotz vor der Abstimmung noch von Bahner wissen. "Die CSU hat sich von mir abgewendet, nicht ich von ihr", erwidert der Kandidat, der 28 Jahre der Stadtratsfraktion der Christsozialen in Bruck angehört hatte. Seinem Gegenkandidaten Bode hält Bahner noch vor, bei drei Kandidaturen nicht über maximal drei Prozent hinausgekommen zu sein. Die Definition von Wahnsinn sei, so Bahner, "immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten."

Spätestens mit dieser Schlussattacke gegen Bode, die Wollenberg mit eindeutigen Gesten an Bahner vergeblich zu verhindern versucht, hat sich dieser offenbar endgültig ins Abseits manövriert.

Ulrich Bode, 57, hat zuvor eine eher spröde Vorstellungsrede gehalten und seine Taten als langjähriger Kreisrat und Eichenauer Gemeinderat gepriesen. Bode ist seit vielen Jahren fest verankert in der bayerischen FDP. Einst ist der selbständige IT-Berater bayerischer Generalsekretär der Partei gewesen und hat viele Jahre dem FDP-Landesvorstand angehört. Der Mehrheit der Mitglieder reichen die Versprechen Bodes, den Birgit Thomann als Kandidat vorgeschlagen hat, sich als Landrat um aktive Wirtschaftsförderung zu kümmern sowie um die Einführung eines flexiblen Bürgergelds, um Digitalisierung und den Ausbau der Bahnhöfe.

© SZ vom 10.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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