Emmering:Balance und Intonation

Bürgerhauskonzert Emmering

Zwei Mitglieder des "Apollon Musagète Streichquartetts".

(Foto: Günther Reger)

Behaglicher Kammermusikabend in Emmering

Von Klaus Mohr, Emmering

Das "Apollon Musagète Streichquartett" wurde 2006 in Wien gegründet und gewann zwei Jahre später den ARD-Musikwettbewerb in München. Seither hat das polnische Ensemble eine internationale Karriere gemacht, die es in die großen Säle und zu den bedeutenden Festivals in ganz Europa geführt hat. Am Samstag gastierte das Apollon Musagète Quartett mit Paweł Zalejski und Bartosz Zachłod (Violine), Piotr Szumieł (Viola) und Piotr Skweres (Violoncello) bei den Bürgerhauskonzerten Emmering. Dass das Konzert zwar im großen Saal des Bürgerhauses stattfand, dieser aber im Vergleich zu großen Konzertsälen als sehr klein einzustufen ist, erwies sich als musikalisch gesehen glücklicher Umstand: Der intime Charakter der Kammermusik konnte sich besonders gut entfalten, der unmittelbare Kontakt zwischen den Musikern und den Zuhörern ermöglichte auch die differenzierte Wahrnehmung von Nuancen. Auf dem Programm standen mit dem Streichquartett F-Dur op. 96 von Antonín Dvořák, dem sogenannten "Amerikanischen Quartett", und dem Streichquartett in G-Dur op. posth. 161 D 887 von Franz Schubert zwei gewichtige Repertoirewerke der Gattung.

Die beiden einleitenden Kompositionen, eine instrumentale Bearbeitung des Vokalsatzes über "In te Domine speravi" von Wenzel von Samter aus dem 16. Jahrhundert sowie das Stück "Memories of my Father" der zeitgenössischen englischen Komponistin polnischer Herkunft Roxanna Panufnik wirkten da zunächst wie Fremdkörper im Programm. Sie kreisten sozusagen chronologisch die Hauptwerke ein und dienten dem Quartett auch als Einschwingvorgang auf die Akustik des Saals. Im Rückblick konnte man sie auch als Feinjustierung erleben, was Intonation und Balance anging. Von da aus lässt sich die Überschrift über das Konzert "Streichquartett vom Feinsten" nicht als bloßer Werbespruch interpretieren, sondern als kompakte Kurzusammenfassung des Konzerts.

Dvořáks Quartett ist, wie viele seiner Werke, von einer sehnsuchtsvollen Melodik durchdrungen, die das Apollon Musagète Quartett besonders eindringlich zum Leuchten brachte. Das lag nicht nur daran, dass insbesondere Bratsche und Cello in den Kantilenen einen ganz warmen und vollen Ton entwickelten, der in seiner stringenten Linie eine wunderbare Verbindlichkeit hatte. Vielmehr begaben sich die anderen Musiker in eine hoch konzentrierte Hörposition und orientierten ihr eigenes Spiel stets an der jeweils führenden Stimme. Dadurch entstand ein perfekt aufeinander abgestimmter Klangeindruck, der beim Hörer ein stimmiges Wohlbehagen erzeugte. Die Transparenz, mit der im Kopfsatz die Wechsel der Tonarten durch die lupenreine Intonation zum Durchhören gebracht wurden, war stupend. Da auch der Umgang mit der Dynamik stets sehr vorsichtig geriet und ganz geringe Lautstärken noch voll Prägnanz waren, ergab sich ein fesselndes Erlebnis, dem man sich nicht entziehen konnte.

Schuberts G-Dur-Streichquartett lebt von den Gegensätzen: Die entschlossene Dramatik des Andante war mit der gleichen Intensität musiziert wie die federnde Leichtigkeit der huschenden Gestalten im Scherzo. Dennoch erklang hier ein großes Ganzes, das durch melodische Klammern und eine ausdifferenzierte dynamische Architektur zusammengehalten wurde. Großer Beifall und Bravo-Rufe belohnten die Musiker am Ende für ihr Konzert, so dass noch die zwei Walzer op. 54 von Dvořák als Zugabe folgten. Hätte dieses Konzert im Rahmen der "Fürstenfeder Konzertreihe" stattgefunden, wäre der Saal ausverkauft gewesen. In Emmering hätte es gut noch weitere Zuhörer vertragen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: