Ihre erste Bewährungsprobe müssen die neu angelegten und frisch asphaltierten Straßen im gerade erweiterten Gewerbegebiet von Emmering am Mittwoch und Donnerstag bestehen. Bei fast schon Schmelztemperaturen fahren und parken dort - mit Genehmigung des Bürgermeisters - alle Besucher der zweiten Fachmesse für Reha- und Medizintechnik des Emmeringer Unternehmens Streifeneder. Drinnen, in dem auf 1100 Quadratmeter Standfläche erweiterten Zelt, schwitzen derweil die Vertreter der 62 Firmen sowie die mehr als 1000 angemeldeten Besucher. Doch für alle stehen anscheinend ausreichend Getränke bereit, um bei der zweiten Auflage der "Hausmesse" qualifizierte Gespräche führen zu könne.
Den Begriff "Hausmesse" hört Sascha Krnajac nicht mehr so gern. Der Geschäftsführer der WKM-Medizintechnik und Mitveranstalter von "Emmering - die Zweite" erläutert auch warum. Seien die beiden ersten Messe in München noch in kleinerem Rahmen abgelaufen und mit etwa 480 Besuchern jeweils im kleinen Rahmen geblieben, so seien es bei der ersten Fachmesse in Emmering vor zwei Jahren bereits mehr als 700 gewesen. In diesem Jahr liege die Zahl der Fachbesucher bei mehr als 1000, die Ausstellung sei in ihrer Art im süddeutschen Raum einzigartig. "Es ist kein Fachkogress für Mediziner oder eine Veranstaltung nur für Pflegekräfte, hier findet ein interdisziplinärer Austausch zwischen allen statt, die mit Reha- und Medizintechnik zu tun haben."
Die Messe ist Abbild für jene Hilfsmittel, die es Menschen im medizinischen Sinne erleichtern, zu leben. Da gehören alle möglichen Arten von Rollstühlen dazu, auch solche, die mit Augenkontakt gesteuert werden oder die bei der Nahrungsaufnahme helfen. An einem Stand ist die XXL-Version eines Rollstuhls zu sehen, der für besonders schwergewichtige Menschen ausgelegt ist. An anderen Ständen werden technische Systeme vorgestellt, mit deren Hilfe es Menschen welchen Alters auch immer, ermöglicht wird zu atmen.
Während drinnen in der Halle normaler Messebetrieb herrscht, läuft draußen auf dem Firmengelände die Alltagsarbeit der Firmen in der Streifeder-Gruppe weiter. Bestellte Hilfsmittel müssen ausgeliefert werden oder kommen wieder von den Patienten zurück, in den Gebäuden wird an medizinischen Geräten gearbeitet oder an orthopädischen Produkten. Etwa 400 Mitarbeiter sind in Emmering beschäftigt, mit den Münchner Filialen und weltweiten Vertretungen kommt die Unternehmensgruppe auf 700 Beschäftigte. Allein 120 sind es in der WKM-Medizintechnik.
In der von Sascha Krnajac geleiteten Firma sind examinierte Krankenschwestern und Pfleger im Außendienst unterwegs, um bei Patienten die Beatmung richtig anzulegen und einzustellen, im Innendienst kümmern sich Elektroniker und Diplom-Medizintechniker um die Geräte, und WKM verfügt auch, und darauf weist Krnajac besonders hin, über einen Atmungstherapeuten für die Patienten. Medizintechnik sei ein sich weiter entwickelnder Markt, der aber stets damit zu rechnen habe, dass Kosten im Gesundheitswesen gesenkt würden. "Darauf müssen wir reagieren, aber dennoch muss die Qualität auf einem hohen Stand bleiben."
Welchen Markt die neue dreidimensionale Drucktechnik für die Orthopädietechnik hat, kann Geschäftsführer Friedrich Streifeneder noch gar nicht überblicken. Einen großen, das schon, wie er sagt, aber auch einen, der sich rasend schnell verändert. Auf der "Hausmesse" wurden erste Orthesen, wie etwa für die Versorgung von Kreuzbandrissen, gezeigt, deren Form per Scanner dem Gelenk angepasst ist und die nahezu komplett mit Kunststoff gedruckt werden. Nur die Schrauben sind aus Stahl.