Elternbeiträge:Gebühren für Kitas auf dem Prüfstand

Kita

Die Kinderbetreuung verursacht ein Defizit. Deshalb sollen die Elternbeiträge steigen.

(Foto: Christian Charisius/dpa)

Der Fürstenfeldbrucker Sozialausschuss soll sich erneut mit der Anhebung der Elternbeiträge für Kindergärten und Horte befassen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Ob die städtischen Kindergärten und Horte teurer werden, ist offen. Debatte und Beschlussfassung im Stadtrat wurden abgesetzt und die Angelegenheit zur erneuten Behandlung an den Sozialausschuss verwiesen, nachdem Alexa Zierl (Die Partei und Frei) kurzfristig einen Änderungsantrag gestellt hatte. Die Stadträtin lehnt das Konzept ab, weil es ihrer Meinung nach die Eltern von Hortkindern über Gebühr belastet. Die Fraktion der SPD hatte zuvor im Sozialausschuss ebenfalls gegen die geplanten Erhöhungen gestimmt - weil sie Kitaplätze generell kostenfrei anbieten will.

Das von der Stadtverwaltung ausgearbeitete Konzept sieht eine stufenweise Anhebung der Gebühren für die vier städtischen Kindergärten und vier Horte vor, um so das Defizit zu reduzieren. Erstmals zum 1. September 2019 müssten Eltern tiefer in die Taschen greifen, zwei Jahre später soll es die nächste Anhebung geben. Betroffen sind die Kindergärten Frühlingstraße, Nord, Aich sowie Villa Kunterbunt und die Schülerhorte Mitte, Nord, Philipp-Weiß sowie West. Angehoben werden sollen die Gebühren für Betreuung, Verpflegung sowie Tee- und Spielgeld. Verwaltungsmitarbeiter Nicoll Paluca begründete die Maßnahme damit, dass die letzten Gebührenerhöhungen zwei bis vier Jahr zurückliegen. Den Kostendeckungsgrad der Kindergärten bezifferte er für 2017 auf knapp 73 Prozent. Die Stadt fuhr somit ein Defizit von gut 830 000 Euro ein. Bei den Schülerhorten waren es 84 Prozent und ein Fehlbetrag von knapp 220 000 Euro. Hinzu kommt gemeinsam für beide Betreuungsarten ein Fehlbetrag von fast 110 000 Euro bei der Verpflegung. Ziel der Verwaltung ist ein höherer Kostendeckungsgrad, so wie er bei dem separat erhobenen Tee- und Spielgeld bereits erreicht worden ist.

Zum 1. September sollen Plätze im Kindergarten um 15 Euro teurer werden. Die Anhebung erfolgt linear. Beispiel: Für vier Stunden täglicher Betreuung werden 90 statt bislang 75 Euro im Monat berechnet, für zehn Stunden wären es 156 statt bislang 141 Euro. Die Stadt erhofft sich bei 367 Kindergartenkindern davon Mehrerlöse von etwa 66 000 Euro. Zum 1. September 2021 würde der nächste Schritt folgen, dann würden die Kindergartengebühren erneut angehoben, ebenfalls linear, diesmal um acht Euro pro betreutem Kind. Der Kostendeckungsgrad könnte so bei 75 Prozent stabilisiert werden.

Für die 241 derzeit besetzten Plätze in den Schülerhorten gilt eine Kostendeckung von 85 Prozent als Zielmarke. In der ersten Stufe würde es für die vier bis sechs Stunden dauernde Betreuung um fünf Euro teurer, in der zweiten, von September 2021 an, um weitere acht Euro. Die Verpflegungsgebühren für Kindergärten und Horste steigen den Plänen zufolge vom 1. September 2020 an um 1,50 bis 2,50 Euro.

Trotz der geplanten Gebührenanhebungen würden Eltern gleichwohl unterm Strich deutlich entlastet, hat die Regierungskoalition in Bayern aus CSU und Freien Wählern doch beschlossen, auch im ersten und zweiten Kindergartenjahr hundert Euro monatlich zu den Betreuungskosten beizusteuern. Der Kindergartenbesuch werde für eine durchschnittliche Familie mit normalen Betreuungszeiten weitgehend kostenfrei, unterstrich CSU-Fraktionschef Andreas Lohde im Sozialausschuss - "und das ist gut". Der Meinung schloss sich bei aller Skepsis letztlich auch

Andreas Ströhle (BBV) an. Fachreferentin Claudia Calabrò (SPD) blieb bei ihrer Ablehnung: "Jede Bildungseinrichtung sollte kostenfrei sein."

Wegen der mittlerweile vom Ministerrat beschlossenen Förderung auch der beiden ersten Kindergartenjahre fordert Zierl nun aber, das ganze Konzept nochmals auf den Prüfstand zu stellen. Die Hortgebühren müssten sinken, da die Eltern hier - im Gegensatz zum Kindergarten - keinen Zuschuss erhielten. Zierl: "Aktuell führt die Einschulung eines Kindes bei berufstätigen Eltern zu einem echten Problem, weil die Kinder eventuell bereits um 11.20 Uhr nach Hause kommen." Um der Stadt Mehrkosten zu ersparen, schlägt Zierl in einem sehr detailliert durchgerechneten Konzept vor, die Kindergartengebühren vor allem im Bereich der relativ kurzen Betreuungszeiten etwas stärker (durchschnittlich um 20 Euro) zu erhöhen und die Hortgebühren im Gegenzug um 30 Euro pro Monat zu senken.

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