Einweihung am Sonntag:Dicke Bretter gebohrt

Einweihung am Sonntag: Lichtdurchflutet ist das Erdgeschoss des neuen Pfarrheims in Überacker, das in der Nähe der Kirche Sankt Bartholomäus errichtet wurde.

Lichtdurchflutet ist das Erdgeschoss des neuen Pfarrheims in Überacker, das in der Nähe der Kirche Sankt Bartholomäus errichtet wurde.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Katholiken in Überacker bekommen ein neues Pfarrheim. Zu verdanken haben sie es ihren hartnäckigen Kirchenverwaltern

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Ein Jahr ist es her, dass an der Bartholomäusstraße 5 im Maisacher Ortsteil Überacker wieder die Bagger anrückten. Wenige Monate zuvor war das alte Pfarrheim in der früheren Schule der einmal selbständigen Gemeinde abgerissen worden. Schon 20 Jahre zuvor hatte es Planungen für einen Neubau gegeben, weil eine Renovierung nahezu eine Dreiviertelmillion Mark gekostet hätte. Ein Jahr ist es also her, dass die Bauarbeiten für den Neubau des Pfarrheims der Kuratie Überacker im Pfarrverband Maisacher Land begonnen wurden. Ende dieser Woche haben die Handwerker ihre letzten Arbeiten beendet. Dann wird alles für die ersten Gäste hergerichtet und am Sonntag die Einweihung gefeiert.

Manuela Scharf kennt in dem Bau jede Bodenleiste, jede Leitung, jeden Stuhl und jeden Tisch, hat sie doch alle Gewerke im Blick gehabt. Vom Fach sei sie zwar nicht, sagt die Versicherungsagentin, "aber ich habe schon zwei Mal gebaut". Mehr muss sie auch nicht sagen, die Qualität der Arbeiten im neuen Pfarrheim sagt viel mehr über das Engagement von Scharf aus. Manuela Scharf gehört der Kirchenverwaltung an, ohne sie und Peter Mareis, der stellvertretende Vorsitzende der Kirchenverwaltung, wäre es sicher nicht zum Neubau gekommen.

Auch Mareis ist nicht Baumeister von Beruf, sondern der Lehrer für Deutsch und Religion ist Direktor des Josef-Effner-Gymnasiums in Dachau. Seit zehn Jahren wohnt er in Überacker, er zog aus Rottbach her, wo er bereits zehn Jahre gewohnt hatte. Beim Rundgang durch die Räume, in denen bis zuletzt noch gearbeitet wird, ist den beiden anzumerken, wie froh sie sind, das alles geschafft zu haben.

Der Weg zu einem Neubau war langwierig und nicht gerade einfach. Denn obwohl 2010 ein Entwurf bereits fertig gewesen sei, so Mareis, habe das erzbischöfliche Ordinariat in München festgestellt, dass es für einen Neubau keinen "pfarrlichen Bedarf" geben würde. Der strategische Vergabeausschuss des Ordinariats habe die Planung abgelehnt. Also wurde das immer baufälligere Pfarrheim auch nicht mehr renoviert. Doch das anschließende Bohren sehr dicker Bretter lohnte sich. Als Mareis und Scharf 2012 in die Kirchenverwaltung gewählt wurden, begann das Projekt neu zu entstehen, aber es seien viele Gespräche nötig gewesen und viele Briefe geschrieben worden. Dass die Kuratie Überacker nun selbst, aber in enger Abstimmung mit dem Ordinariat, planen und bauen durfte, sei ziemlich einmalig gewesen, sagt Mareis. Immerhin zehn Prozent des Baupreises von 840 000 Euro hat die Kirchenverwaltung auch selbst aufbringen müssen: "Wir hatten gespart", sagt Mareis.

Architekt Bernhard Rückert aus Dachau zeichnet für das Aussehen des Gebäudes mit der markanten Fensterfront im Erdgeschoss verantwortlich; die Ausschreibungen der Gewerke gingen an Firmen aus der Umgebung. "Heimatnähe war uns bei der Auswahl der Firmen und der Materialien sehr wichtig", sagt Manuela Scharf. Das Gebäude wird nicht allein auf dem großen Grundstück an der Bartholomäusstraße bleiben. Auflage des Ordinariats für diese Parzelle ist, dass an das Pfarrheim die zweite Hälfte eines Doppelhauses angebaut und im hinteren Teil ein weiteres Doppelhaus entstehen soll. Wann das sein soll und ob der Wunsch der Überackerer Kirchenverwaltung berücksichtigt wird, dort Wohnungen zum Beispiel für Kindergartenpersonal vorzusehen, steht noch nicht fest.

Das neue Pfarrheim hat für die Gemeinde mit 650 Katholiken alles, was es für ein Zusammensein braucht: einen Gruppenraum im Erdgeschoss, daneben eine komplette Küche und im Obergeschoss einen 60 Quadratmeter großen Saal mit Möbeln aus Eichenholz. Geheizt wird mit einer Wärmepumpe.

Das alte Überacker kommt auch vor, zum Beispiel in einer Bildergalerie sowie dem Altarbild aus der Kirche Sankt Bartholomäus aus dem Jahr 1935, das im ersten Stock unter dem Firstbalken seinen Platz gefunden hat. Für die Wand im Erdgeschossraum hat die Familie Nebelmair eine Kreuzigungsgruppe übergeben, die aus dem Nachlass des früheren Ortspfarrers Jakob Oberhuber stammt: Ein Kruzifix samt Maria und Johannes, für das es keinen staatlichen Erlass braucht, weil es an einer Stelle hängt, an die es auch wirklich gehört.

Einweihung des Pfarrheims, Bartholomäusstraße 5, Maisach-Überacker, Sonntag, 24. Februar, 11 Uhr. 10 Uhr Gottesdienst in der Kirche Sankt Bartholomäus.

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