Einübung in Demokratie:Ein Wörtchen mitreden

Einübung in Demokratie: Stefan Floerecke (von links), Thomas Karmasin, Sabine Kehr, Jakob Rauh und Gabriele Pfob halten den Jugendkreistag für eine gute Idee.

Stefan Floerecke (von links), Thomas Karmasin, Sabine Kehr, Jakob Rauh und Gabriele Pfob halten den Jugendkreistag für eine gute Idee.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Schülerinnen und Schüler sollen einen Jugendkreistag bilden, regelmäßig tagen und Anliegen junger Leute in die Politik einbringen. Gleichzeitig sollen sie erfahren, wie Demokratie funktioniert

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Im Landkreis soll ein Jugendkreistag eingerichtet werden. Etwa 60 Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 17 Jahren sollen ihm angehören. Sie werden von 26 Förder-, Mittel- und Realschulen sowie den Gymnasien entsandt. Nur das Germeringer Max-Born-Gymnasium macht nicht mit. Am Montag ist das Projekt vorgestellt worden, der Jugendhilfeausschuss hat sich einstimmig für die Einführung ausgesprochen. Wenn auch der Kreistag dafür votiert, werden sich die Schüler am Freitag, 17. Mai, vormittags zu ihrer ersten Sitzung treffen. In anderen Landkreisen, etwa in Dachau, gibt es solche Gremien bereits.

Zwei- bis dreimal pro Jahr wird der Jugendkreistag im Großen Sitzungssaal des Landratsamts zusammenkommen. Damit die Jugendlichen aus dem ganzen Landkreis unfallfrei in der Kreisstadt ankommen, werden sie mit Bussen abgeholt. Das Projekt kostet den Kreis pro Jahr 6000 Euro. Jede Schule schickt zwei (Förder- und Mittelschulen) oder drei (Realschulen und Gymnasien) Schüler in den Jugendkreistag, je nach Schülerzahl. Laut der Vorlage für den Jugendhilfeausschuss soll der Jugendkreistag "Anregungen und Ideen zur Verbesserung der Lebensqualität der jungen Menschen im Landkreis erarbeiten".

Die Anliegen des Jugendkreistags sollen ernst genommen werden. Was in die Zuständigkeit des Landkreises falle, werde im Kreistag und den Ausschüssen besprochen, die Jugendlichen bekämen Rückmeldung. Was außerhalb der Kreis-Zuständigkeit liege, wolle man an die zuständigen Stellen wie Regierung von Oberbayern oder Ministerien weiterleiten, versprach Landrat Thomas Karmasin. "Die jungen Leute sollen erfahren, dass man in der Politik mitmachen, sich einbringen und etwas gestalten kann."

Die Jugendkreisräte selbst haben die Aufgabe, die Anliegen ihrer Mitschüler aufzunehmen. So sieht es auch Jakob Rauh. Der 15-Jährige ist Schülersprecher am Graf-Rasso-Gymnasium in Fürstenfeldbruck und wird seine Schule zunächst in dem neuen Gremium vertreten. Bei der nächsten Schülersprecherwahl sollen ihm zufolge die Jugendkreisräte des Graf-Rasso-Gymnasiums direkt gewählt werden. In welcher Form die Schulen ihre Abgeordneten auswählen, ist nicht vorgegeben. Der Zehntklässler sagte am Montag auch, er sei froh, dass der Jugendkreistag die Möglichkeit biete, mit Schülern anderer Schularten zu arbeiten und sie kennen zu lernen.

Dass alle Schularten im Jugendkreistag vertreten sein werden, freut wegen des inklusiven Ansatzes besonders Gabriele Pfob, Leiterin der Eugen-Papst-Schule in Germering, ein sonderpädagogisches Förderzentrum. Ihr sei zudem die politische Bildung der Schüler ein großes Anliegen, und die werde durch dieses Projekt gefördert. "Politische Inhalte werden so erfahrbar", sagte Pfob. Denn die jungen Leute lernten, wie Meinungsbildung und Abläufe funktionieren, und sie sollen auch erfahren, dass sie etwas erreichen können, wenn sie ihre Anliegen aus ihrer Perspektive vorbringen. "Das ist ein sehr konstruktiver Ansatz zur Demokratie-Erziehung." An der Eugen-Papst-Schule gibt es Pfob zufolge bereits Schülerräte und ein großes Interesse am Jugendkreistag.

Von dem Projekt begeistert ist auch Stefan Floerecke, Jugendreferent des Kreistags. "Oft heißt es, man kann eh' nichts machen und nichts entscheiden", sagte er. Über den Jugendkreistag könnten die Jugendlichen erfahren, dass auch sie mitgestalten können. "Wenn man Ideen in das System einbringt und dranbleibt, kann man viel erreichen." Floerecke selbst ist 2014 mit 22 Jahren für die CSU in den Emmeringer Gemeinderat gewählt worden.

Den Aspekt der Partizipation der Schüler hält Sabine Kehr für sehr wichtig. "Demokratie wird so erlebbar gemacht." Sie hat an der Brucker Mittelschule Nord ein Schülerparlament gegründet und lehrt nun an der Universität Würzburg. Kehr will den Jugendkreistag begleiten.

Ein erstes Thema zeichnet sich bereits ab: der Verkehr. Schülersprecher Jakob Rauh erklärte, es gehe darum, wie man besser mit dem Rad in die Schule kommen könne, aber auch um Verbesserungen für Schüler, die Bus und S-Bahn nutzen. Auch an der Eugen-Papst-Schule und an der Mittelschule Nord ist die Mobilität der Schüler Pfob und Kehr zufolge ein großes Thema. Treffpunkte und Freitzeiträume seien den Schülern ebenfalls wichtig.

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