Süddeutsche Zeitung

Eingeschleppt aus Amerika:Kampf der Ambrosie

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Das Landratsamt erneuert seinen Aufruf zur Bekämpfung der hochallergenen Pflanze. Die Vernichtung größerer Bestände in den Vorjahren scheint zwar zu wirken, doch die Samen bleiben jahrzehntelang keimfähig

Von Ariane Lindenbach

Die Augen tränen, die Nase läuft, und wenn es ganz schlimm kommt, fällt auch das Atmen schwer. Nein, hier geht es nicht um Erkältungskrankheiten, sondern um Heuschnupfen und Allergien. Ausgelöst werden die heftigen Reaktionen durch die Beifuß-Ambrosie, eine aus Amerika importierte Pflanze, die sich im Landkreis stark ausbreitet. Deshalb warnt man im Landratsamt wieder davor, das auch Traubenkraut genannte Gewächs ungestört wachsen zu lassen und ruft zu seiner Bekämpfung auf. Die von der Kreisbehörde in den Vorjahren vernichteten Bestände entlang der Amper scheinen zwar zunächst nicht nachzuwachsen. Doch für eine Entwarnung sei es zu früh.

Denn die Ambrosia artemisiifolia, wie sie auf lateinisch heißt, hat mindestens zwei Eigenschaften, die sie äußerst unangenehm für uns Menschen macht: Zum einen zählen ihre Pollen zu den stärksten bekannten Allergieauslösern, schon kleinste Mengen reichen für heftige allergische Reaktionen bis hin zu allergischem Asthma aus. Selbst Menschen, die bislang keine Allergien hatten, können auf die Pollen reagieren. Die zweite Eigenschaft der Beifuß-Ambrosie ist ihre Langlebigkeit: Die Samen der Pflanze können jahrzehntelang im Boden überleben, bevor sie unter günstigen Bedingungen wieder neu austreiben.

Diese Faktoren und die Tatsache, dass sich der Einwanderer aus Nordamerika vor allem über Vogelfutter verbreitet, sind für die Fachleute im Landratsamt sowie im bayerischen Umweltministerium Grund genug, regelmäßig vor der Pflanze zu warnen, dazu aufzurufen, kleine Ansammlungen zu vernichten und größere Bestände umgehend der Kreisbehörde zu melden. Stellen, an denen Vogelfutter verwendet wird, sollten daher regelmäßig kontrolliert werden, lautet die Empfehlung. Legt man selber Hand an, muss die einjährige Pflanze an den Wurzeln ausgerissen und sicherheitshalber in der Mülltonne entsorgt werden. Personen, die unter Heuschnupfen oder anderen Allergien leiden, sollten die Pflanze ohnehin meiden. Doch auch für Menschen, die bislang keine Allergien hatten, empfiehlt es sich, Handschuhe zu tragen sowie einen Feinstaubmaske, falls die Pflanze bereits blüht. Die Blütezeit dauert übrigens etwa ab August bis Oktober. Auch das bedeutet für Pollenallergiker ein Verschlimmerung ihrer Leiden, da der herkömmliche Heuschnupfen sich auf das Frühjahr beschränkte, die Symptome nun aber bis in den Herbst anhalten können.

Im Landkreis wurde die Pflanze 2006 zum ersten Mal entdeckt, sagt Michaela Schleicher von der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landschaftspflege im Landratsamt. Seither wurden größere Bestände mit mehr als 100 Pflanzen, die vor allem an der Amper in Olching, Geiselbullach und Emmering auftauchten, vernichtet. Heuer habe man die Stellen kontrolliert, aber noch keine neuen Pflanzen entdeckt. Wegen der genannten Faktoren ist es aber Schleicher zufolge für eine Entwarnung deutlich zu früh, für eine nachhaltige Bekämpfung der Beifuß-Ambrosie muss man ihre Ausbreitung über Jahre hinweg beobachten. Wegen ihrer starken allergenen Wirkung und den hohen medizinischen Folgekosten, die diese bereits in den USA verursacht habe, werde die Bekämpfung forciert, erklärt sie. Denn nach Schätzungen des Umweltbundesamtes könnten in Deutschland durch Ambrosia jährliche Kosten im Gesundheitswesen in zweistelliger Millionenhöhe entstehen. Der Freistaat investierte seit 2006 bereits etwa 700 000 Euro in ihre Bekämpfung.

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SZ vom 03.09.2013
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