Süddeutsche Zeitung

Eichenau:Wohltemperierter Abschiedsort

Die neue Aussegnungshalle in Eichenau wird eine Wärmepumpe als Heizung bekommen. Das alte Gebäude soll bei der Sanierung nur als Hülle übernommen und im Inneren umgestaltet werden

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Es ist ein Ort der Trauer, aber auch der Hoffnung. So oder so ähnlich empfinden Menschen auf Friedhöfen. Um einen würdigen Ort für Abschied, Trauer und Erinnerung zu schaffen, bemüht sich die Gemeinde Eichenau, ihren Waldfriedhof auszubauen und die in die Jahre gekommene Aussegnungshalle zu sanieren. Ein Jahr ist es nun her, dass die ersten Ideen am Ratstisch geboren wurden, dass Christine und Christian Peter vom Architektenteam Sturm Peter Peter ihre Entwürfe vorstellten und sich nicht nur Lob anhören durften. Doch nach all den Planvarianten, den Änderungswünschen und dem eigenen Meinungsbildungsprozess der Architekten ist nun ein Sanierungsplan entstanden, der auch ob der überschaubaren Kosten, aber vor allem wegen der praktischen Lösungen die mehrheitliche Zustimmung im Gemeinderat Eichenau fand. Bereits im Haushalt für 2017 werden die Baukosten eingeplant, die sich derzeit auf geschätzte 826 000 Euro belaufen.

Wenn in Eichenau ein Verstorbener beerdigt wird und die Aussegnungshalle als letzter Ort vor dem Begräbnis gewählt wird, dann konnte es bislang schon eng werden. Knapp 60 Plätze stehen in der Halle zur Verfügung. Draußen zu warten, erscheint nur als Alternative, wenn es nicht gerade regnet oder schneit. Zwar kann ein Sarg aufgebahrt werden, aber einen eigenen Raum, in dem die Angehörigen in Stille Abschied nehmen können fehlt.

Das alles und noch viel mehr haben die Architekten in ihre Überlegungen einbezogen, sie haben das Gebäude auf dem Friedhof als Hülle genommen und mit neuen Funktionen versehen. Zum Beispiel einen Abschiedsraum eingeplant, auch ein Vordach über den Eingangsweg, aber vor allem wurde die Halle selbst umgestaltet. Werden die Pläne so umgesetzt wie vorgesehen, dann wird ein Sarg künftig vor einer Wand aus bunten Glasfenstern auf der Nordseite stehen, während die Trauergäste in der erweiterten Halle Platz nehmen können. Immerhin sind nach den Worten von Christine Peter bis zu 92 Sitz- und 25 zusätzliche Stehplätze vorgesehen.

Ganz profane Dinge, wie etwa die Toiletten, werden bei der Generalsanierung gleich mit erneuert. Dort soll auch ein frostgeschützter Gartenwasserhahn installiert werden, dass schon zu Ostern oder im Spätherbst noch gegossen werden kann. Architekt Christian Peter hat sich darüberhinaus die Mühe gemacht, eine neue Art der Beheizung zu finden.

Doch gerade die Überlegungen und die Berechnungen der Wirtschaftlichkeit führten in der jüngsten Gemeinderatssitzung, als über den Bauantrag abgestimmt werden sollte, nochmals zu einer politischen Debatte. Thomas Barenthin von der Grünen-Fraktion zweifelte die ermittelten Zahlen stark und versteifte sich auf die Lösung, die ihm am besten erschien, nämlich den Anschluss der Heizung in der Aussegnungshalle an die Heizung des Betriebshofes. Die Alternativen, die Christian Peter aufzeigte, waren eine Elektroheizung, eine Gasheizung und eine Wärmepumpe. Während die Elektroheizung und die Gastherme nur bei den jeweiligen Trauerfeiern benötigt würden, müsste die Wärmepumpe dauernd laufen, um wirtschaftlich zu sein.

Benötigt würden, wie Peter ausführte, etwa zehn Grad Innentemperatur. Das würde das Gebäude lediglich temperieren, hätte den Vorteil, dass eine Trauergesellschaft auch im Winter die Aussegnungshalle nicht als zu kalt empfinde und schütze zudem die Gebäudehülle an sich. Der Nahwärmeversorgung vom Bauhof her erteilte Christian Peter dagegen eine Absage. Es müssten 300 Meter Leitung quer durch den Friedhof verlegt, und es müsse mit Wärmeverlusten gerechnet werden, sagte der Münchner Architekt.

Die Pfarrer der beiden christlichen Kirchen, Martin Bickel und Christoph Böhlau, waren von den Plänen angetan. Friedenskirchen-Pfarrer Böhlau sagte, ihm gefalle die Überdachung zum Eingang hin gut: "Der Entwurf ist stark und vollkommen überragend." Martin Bickel von der Schutzengelgemeinde regte an, sich genau mit der Akustik zu befassen und den Innenraum entsprechen zu untersuchen. Die Fraktionen hießen die vorgelegte Planung gut. So äußerte SPD-Fraktionssprecherin Gertrud Merkert, dass ihr die Gestaltung der Glasfenster besonders gut gefalle. Der Beschluss, den Bauplan einzureichen und damit die Generalsanierung auf den Weg zu bringen, fiel nicht einstimmig. Die Grünen-Fraktion schloss sich der Mehrheitsmeinung nicht an und stimmte dagegen.

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Quelle:
SZ vom 07.09.2016
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