Krieg in der Ukraine:Waisen auf der Flucht

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Ein Raum im Kinderhaus Nowi Petriwzi im Landkreis Wischgorod, das vom Freundeskreis Wischgorod 2002 gebaut wurde. (Foto: Erich C. Setzwein)

Das von Eichenau unterstützte Kinderhaus in der ukrainischen Partnerstadt Wischgorod soll evakuiert werden. Die Vorbereitungen für die Aufnahme laufen an.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

In Eichenau laufen Vorbereitungen für die Aufnahme von Kindern aus dem Kinderhaus im ukrainischen Nowi Petriwzi bei Wischgorod. Wie viele Kinder und Jugendliche kommen werden, ist zwar noch nicht bekannt, aber Sergiy Schadan aus Eichenaus Partnerstadt hat laut FW-Gemeinderat Claus Guttenthaler die Evakuierung des Kinderhauses angekündigt. "Er möchte sie mit einem Bus rausbringen", sagte Guttenthaler am Mittwoch. Am Vorabend hatten die Gemeinderäte in ihrer Sitzung davon erfahren, dass nun weitere Flüchtlinge aus Eichenaus Partnerstadt Wischgorod auf dem Weg nach Eichenau sind. Bis Dienstag sind schon um die 30 Geflüchtete in der Gemeinde angekommen und konnten entweder dort oder in anderen Kommunen untergebracht worden.

Die Spendenbereitschaft ist groß

Eichenaus Bürgermeister Peter Münster (FDP) hatte gleich zu Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine dem befreundeten Bürgermeister von Wischgorod, Aleksej Momot, die Unterstützung Eichenaus zugesichert. Mittlerweile, berichtete Münster am Dienstagabend, sei der vierte Hilfstransport aus der Gemeinde ins polnisch-ukrainische Grenzgebiet unterwegs. Es würden weiter Spenden im katholischen Pfarrzentrum entgegengenommen und sortiert. Allerdings werden nur Produkte angenommen, die auf einer Liste auf der Homepage der Gemeinde www.eichen.eu zusammengefasst sind. Unterstützt wird Eichenau unter anderem auch von der Nachbarstadt Olching. Dorthin habe man eine Familie vermitteln können, sagte Grünen-Gemeinderätin Rike Schiele, eine weitere Familie sei inzwischen in München untergebracht worden. Aus der Landeshauptstadt, aber auch aus anderen Städten und Gemeinden sowie aus Eichenau selbst hat Münster, bei dem momentan alle Fäden zur Wischgorod-Hilfe zusammenlaufen, inzwischen 270 Angebote für eine Unterkunft erhalten.

Spenden werden im katholischen Pfarrzentrum Eichenau angenommen, sortiert und für den nächsten Hilfstransport nach Wischgorod vorbereitet. (Foto: Leonhard Simon)

Von den sechs bis sieben Familien, von denen Claus Guttenthaler weiß, dass sie sich auf der Flucht befinden, waren am Mittwoch bereits zwei auf dem Weg von Ungarn nach München. Die Familien seien bei ihrer Einreise nach Ungarn von den dortigen Behörden registriert worden. Von der Grenze würden die Flüchtlinge entweder mit der Bahn oder mit Bussen nach Budapest gebracht, von wo aus sie nach Deutschland weiterfahren könnten. Auch hätten sich aus Polen bereits Geflüchtete aus Wischgorod gemeldet, andere kämen über Wien nach Eichenau. Mitarbeiterinnen von Bürgermeister Momot hätten ebenfalls den Weg in den Westen angetreten und ihre Kinder sowie die Kinder von anderen Angehörigen der Verwaltung dabei.

Glocken statt Sirenen

In Wischgorod, das an die ukrainische Hauptstadt Kiew angrenzt, war es in der Nacht zu Mittwoch ruhig, wie es sich in den sozialen Medien darstellte. Bürgermeister Momot sendet weiter täglich eine Videobotschaft und zeigt unter anderem Bilder von Trauungen im Rathaus. Laut Peter Münster funktionieren Strom-und Wasserversorgung, Beschwerden gebe es nur wegen der geringen Anzahl der Luftschutzsirenen. Zur Alarmierung der Bevölkerung würden Kirchenglocken geläutet.

Das mit Mitteln aus Eichenau erbaute Kinderhaus von Nowi Petriwzi liegt in einer Wohngegend außerhalb von Wischgorod. (Foto: Erich C. Setzwein)

Auch im übrigen Rayon Wischgorod, ist es derzeit offenbar vergleichsweise ruhig. Diese Ruhe scheint man zur Evakuierung des Kinderhauses nutzen zu wollen. In Novi Petriwzi hat der Freundeskreis Wischgorod vor 20 Jahren unter der Federführung von Magdalena Holzner ein Gebäude hergerichtet und seither unterstützt. Seit einigen Jahren sind es nicht nur Waisen, die dort leben, sondern auch sozial vernachlässigte Kinder, für die die Behörden eine Unterkunft suchen.

Unterstützung aus Lörrach

Auch im baden-württembergischen Lörrach, seit 1999 mit Wischgorod befreundet, wird Hilfe angeboten und auch geleistet. Die Stadt teilte mit, dass die Resonanz auf einen Aufruf hin, geflüchteten Menschen aus der Ukraine Wohnraum zur Verfügung zu stellen, groß gewesen sei. Es seien bereits Geflüchtete aus der Ukraine angekommen.

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