Eichenau:Stimmige Tempi

Gelungenes Konzert mit Barbara Burgdorf und Christian Brembeck

Von KLAUS MOHR, Eichenau

Es gehört zur sommerlichen Konzertreihe in der Kapelle Sankt Georg zu Roggenstein, dass die Luftfeuchtigkeit hoch ist und dass sich die Instrumente mehr als sonst verstimmen. Das war auch beim Abend mit Barbara Burgdorf (Barockvioline) und Christian Brembeck (Cembalo) so. Hinter dem Motto "Barocke Violinsonaten" verbargen sich drei Werke von Johann Sebastian Bach, Arcangelo Corelli und Georg Friedrich Händel. Dass diese Werke nicht nur schöne Musik waren, sondern hoch beeindruckten, hängt nicht nur am ausgezeichneten Zusammenspiel der beiden Musiker.

Vielmehr war festzustellen, dass Barbara Burgdorf ein sehr organisches Verhältnis zu den Tempi hat. Mehr noch, sie verließ den durchlaufenden Puls der Musik so gut wie nie, und dennoch wirkte es nie statisch. Jede Verzierung tarierte sie so genau aus, dass sie exakt in die zur Verfügung stehende Zeit passte, ohne dass es zu unbeabsichtigten Rubati gekommen wäre. Christian Brembeck ordnete sich diesem Duktus ganz unter, so dass hier keinerlei Diskrepanzen auftraten. Das Präludium der einleitenden Sonate in e-Moll BWV 1023 von Johann Sebastian Bach nahm die Geigerin sehr frei. Zumindest hatte es so den Anschein, denn auch hier bildete das Metrum eine sichere Grundlage. Im folgenden Adagio spann Burgdorf eine feinsinnige Melodie, in der die Vorhalte wesentlicher Teil des Ausdrucks waren. Die Allemande geriet schön fließend und in ansprechender Phrasierung, die von der klaren Unterscheidung zwischen gestoßenen und gebundenen Tönen lebte. Große Ruhe trotz der quirligen Lebendigkeit bestimmte die Gigue.

Die Welt des Barock blickte auf Italien, und die Violinsonaten op. 5 von Arcangelo Corelli bildeten ein Vorbild für viele Komponisten. Das Werk in g-Moll op. 5 Nr. 5 erklang in diesem Konzert. Im einleitenden Adagio entwickelte die Geigerin ihre Töne so konsequent, dass ein schöner Spannungsverlauf entstand. Der Satz wurde in der Stimmigkeit aus Tempo und durchlaufendem Metrum quasi zum Exempel für die Musizierweise des Duos. Virtuose Attitüde hatte das Vivace, dessen Doppelgriffe gut in den Verlauf eingebettet waren. Ein zweites Vivace wurde von einem Motiv beherrscht, das in immer neuen Varianten zu einer Belebung der Musik beitrug.

In zwei solistischen Beiträgen konzentrierte Christian Brembeck das Geschehen auf sein Instrument. Imitatorische Figuren zwischen den beiden Händen des Cembalisten und klangvolles Laufwerk wechselten sich in der Toccata in e-Moll BWV 914 kurzweilig ab. Die äußerst raschen Tonleiterketten in der Chaconne der Suite in D-Dur von Georg Böhm legten ein beredtes Zeugnis für die Virtuosität barocker Cembalomusik ab.

Ein Affettuoso eröffnete die Sonate für Violine und Basso continuo in D-Dur HWV 371. Die große Geste, die durch den prachtvollen Ton und das Jonglieren zwischen einem entschiedenem Zugriff und tonlicher Variabilität bei der Geigerin hörbar wurde, verwies auf den Repräsentationscharakter in der Musik Händels. Viel Beifall und ein wunderbar ausgeglichener Largo-Satz aus der Feder von Bach beschlossen diesen Abend.

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