Süddeutsche Zeitung

Eichenau/Olching:Flauschiges Findelkind

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Eine kleiner Gänsesäger strandet am Starzelbach - ein Fall für Gerhard Wendl und seinen "Vogelnotruf"

Von Heike A. Batzer, Eichenau/Olching

Das kleine flauschige Entlein war allein. In der Nähe des Eichenauer Starzelbachs wurde es aufgefunden. So etwas passiere immer wieder in Brutzeiten, sagt Gerhard Wendl. Die Wasservögel machten sich mit ihrem Nachwuchs zu einem Gewässer auf, "und ein Kleiner bleibt hängen, und den findet dann jemand". Wendl muss es wissen. Er ist im Landkreis die erste Anlaufstelle für den "Vogelnotruf". Wer einen kleinen Piepmatz findet, ruft bei Wendl an. Und so landet am Dienstag auch das kleine Entlein in seiner Auffangstation nahe des Olchinger Sees. Sein geschulter Blick erkannt, dass es sich nicht um die weit verbreitete Stockente, sondern um einen jungen Gänsesäger handelt. Wendl weiß, was jetzt zu tun ist. Der kleine Wasservogel braucht Fisch, er zählt neben Kormoran und Eisvogel zu den drei Vogelarten, "die Fisch lieben", wie Wendl erzählt.

Das macht das Aufziehen eines solchen Feinschmeckers nicht einfacher. Während man kleine Stockenten mit einer Mischung aus hart gekochtem Ei, klein geschnittenen Brennnesseln und eingeweichter Semmel füttern könne, brauche das Gänsesäger-Junge "ganz winzig kleine Fischchen", weiß Wendl. Doch wo jetzt spontan Fisch herbekommen, "wo doch alles zu ist?" Als Ersatznahrung wählt Wendl erst mal Heimchen, eine Hausgrillenart, die als Futterinsekten in Terrarien verwendet wird. So wird der Gänsesäger jetzt aufgepäppelt. Sechs Wochen wird er da bleiben und dann, wenn die Flügel gewachsen sind, wieder ausgewildert.

Gänsesäger brüten sowohl an Binnengewässern als auch an Meeresbuchten. Seinen Namen hat der Entenvogel von den kleinen Zähnen an den Schnabelkanten, die den Hakenschnabel wie eine kleine Säge aussehen lassen. Die Männchen zeigen sich in ihrem Prachtkleid mit einem schwarzen, grün schillernden Kopf. Der Kopf des Weibchens ist braun, mit einem Schopf am Hinterkopf.

Wendl rechnet damit, dass dieses nicht der letzte Findelkind bleiben wird. Im Vorjahr hatte er 14 junge Gänsesäger auf einmal zu betreuen. Das könne passieren, wenn etwa die Mutter der Küken von einem Fuchs erfasst werde und die Jungen plötzlich allein da stünden. Wendl erinnert sich gut an die Schar: Die Wanne, in die er die Jungen zum Schwimmen setzte, war gleich ganz voll.

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Quelle:
SZ vom 29.04.2021
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