Eichenau:Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom

Eichenauer Grüne plädieren vergeblich für zertifizierte Variante

Von Karl-Wilhelm Götte, Eichenau

Ist Ökostrom nicht gleich Ökostrom? Diese Debatte um das sogenannte "Green Washing" ist jetzt im Eichenauer Gemeinderat mit einiger Leidenschaft geführt worden. In Gang gebracht hatte die Diskussion Marion Behr von den Grünen, als es um die Ausschreibung des Stromliefervertrages für die kommunalen Liegenschaften und die Straßenbeleuchtung in Eichenau ging. Der Vertrag mit der kommunalen Stromgesellschaft Komm-Energie läuft Ende des Jahres aus. Behr bestand bei der notwendigen EU-weiten Ausschreibung darauf, dass die Gemeinde für die nächsten drei Jahre nicht nur Ökostrom, sondern "zertifizierten Ökostrom" einkaufe. "Der normale Ökostrom trägt nicht zur Energiewende bei", so Behr - wenn dieser aus "alten Wasserkraftwerken" stammt und keine neuen Anlagen, die erneuerbaren Strom liefern, gebaut würden. Notwendig sei deshalb zertifizierter Grünstrom, der laut Behr gewährleistet, dass es sich um Strom aus Anlagen im Sinne der Energiewende handelt.

Behr hatte damit eine Anregung des Eichenauer Umweltbeirates aufgegriffen und verwies zudem auf die Schülerdemonstrationen "Fridays for Future". Die Verwaltung freilich hatte eine Ausschreibung mit diesen erhöhten Anforderungen an zertifizierten Grünstrom nicht empfohlen. Sie beruft sich auf die Firma, die die Ausschreibung im Auftrag der Gemeinde erledigt und die für diesen Fall mit der Abgabe weniger oder gar keines Angebots rechnet. Zudem wäre zertifizierter Grünstrom nochmals um etwa fünf Prozent teurer als Ökostrom, der den Preis für Normalstrom bereits um fünf bis sechs Prozent übersteigt.

In der Diskussion konnten sich die vier Grünen-Gemeinderäte aber nicht durchsetzen mit ihrer Forderung, deutliche "Signale zu setzen." Behr nannte konkret zwei Anbieter. Bürgermeister Peter Münster (FDP) wies das zurück, weil die Gemeinde ausschreibe und deshalb keinen bestimmten Anbieter nehmen könne. "Es wird Ökostrom geliefert, woher er kommt ist egal", meinte Bernd Heilmeier, (Freie Wähler). Martin Eberl (SPD) fragte, wem man beim Thema Ökostrom überhaupt glauben könne. Für Michael Wölfl (CSU) ist der zertifizierte Ökostrom eine Sache für die Zukunft. Er sieht die Komm-Energie in der Pflicht. "Momentan reicht mir aber der normale Ökostrom", so Wölfl. Die Mehrheit teilte diese Auffassung, mit 18 gegen vier Stimmen wurde entschieden, sich auf "normalen Ökostrom" zu beschränken.

Einen Teilerfolg erzielten die Grünen durch die energische Intervention von Behr und Thomas Barenthin. Die Gemeinde wird mit der Komm-Energie bis Ende Juli über Dächer im Ort verhandeln, die geeignet sind für die Montage einer Photovoltaikanlage. Laut Münster kämen dafür zum Beispiel die Dächer der Budrio-Mehrzweckhalle und der Friesenhalle in Frage. Sollte es keine Einigkeit mit der Komm-Energie geben, werde die Gemeinde in Eigenregie handlen und das erforderliche Geld in den Haushalt einstellen. Die Komm-Energie hatte bisher den Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen abgelehnt, weil ihr die Rendite zu niedrig erschien. Der Überschuss sollte, darin ist sich der Gemeinderat weitgehen einig, zukünftig kein Kriterium mehr sein. Barenthin ist von der Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen fest überzeugt, und Bernd Heilmeier findet eine Photovoltaikanlage "als Signal richtig gut."

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