Eichenau:Nachbarn wollen Einfluss auf Neubauten nehmen

Eichenau: Wo derzeit die Pendler ihre Autos abstellen, sollen in einigen Jahren Menschen wohnen. Über die Anzahl der Wohnungen wird gestritten.

Wo derzeit die Pendler ihre Autos abstellen, sollen in einigen Jahren Menschen wohnen. Über die Anzahl der Wohnungen wird gestritten.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Anwohner und andere Eichenauer halten die Ideen für das Gebiet rund um den Bahnhof für überzogen und sammeln 200 Unterschriften

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Bitte nicht so hoch bauen, bitte den Menschen Platz zum Wohnen und Leben lassen. Das sind die Wünsche von 200 Eichenauerinnen und Eichenauern an die politischen Entscheidungsträger, wenn es um die beabsichtigte Bebauung an der S-Bahnstation Eichenau geht. "Wir sind nicht dagegen, wir wollen es nur eine Nummer kleiner", sagt Oliver Kunze, der für die eben erst gegründete "Bürgerinitiative für eine menschenfreundlichere Wohnbebauung ohne Maximalverdichtung" (BIM) spricht. 140 neue Wohnungen dort, wo jetzt Autos auf der P&R-Anlage abgestellt werden, und ein fünfstöckiges Parkhaus auf der Nordseite der Bahngleise - das ist den nun aktiv gewordenen Anwohnern einfach zu viel. Sie befürchten zudem, dass die Planungen schnell und ohne ihre Mitwirkung durchgezogen werden könnten. Vor der nächsten Gemeinderatssitzung am Dienstag haben sie deshalb Unterschriften gesammelt und eine Liste im Rathaus abgegeben.

Kunze und seine Mitstreiter haben nach eigenen Angaben Anfang des Jahres von den Plänen erfahren. Als dann im Sommer die Gemeinde erste Skizzen veröffentlichte, war Anwohnern wie Kunze klar, dass solche Bauten nicht dem Charakter der als Gartenstadt bezeichneten Gemeinde entsprechen. Kunze ist in Eichenau aufgewachsen und zur Schule gegangen und vor anderthalb Jahren wieder zurückgekehrt. Den Beginn der zwar öffentlich geführten, aber wenig beachteten Diskussion über die Parkplatzbebauung hat er damals nicht mitbekommen.

Es ist nämlich schon zwei Jahre her, dass die Bahn als Eigentümerin des Geländes ihre ersten Überlegungen in die damals tagende Ortsentwicklungskommission trug. Fünf Varianten standen zur Auswahl und die Idee war, den Parkplatz zu erhalten und eine Wohnanlage auf Stelzen darüber zu errichten. Die damals ins Gespräch gebrachten 100 neuen Wohnungen sollten vor allem an Beschäftigte der Bahn gehen, auch die Gemeinde reklamierte bezahlbaren Wohnraum. Inzwischen haben sich die Planungen konkretisiert, die Gemeinde hat sie im Informationsblatt veröffentlicht, und die Anwohner sind laut Oliver Kunze "extrem frustriert und erschüttert über das Demokratieverständnis". Denn die Anwohner seien noch nicht gehört worden. Diese Planung sei zu groß, "wir verlangen eine Planung mit Augenmaß", sagt Kunze.

Wie sich das Gebiet beiderseits der Bahnlinie entwickeln könnte, wie viele Wohnungen von wem und für wen gebaut werden könnten und wo die Autos hinsollen, mit denen die Pendler zur S-Bahnstation fahren, darüber soll es am kommenden Dienstag Auskunft geben. Dann nämlich soll der Rahmenplan vorgestellt werden, der beim Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München ausgearbeitet wird und den der Gemeinderat an jenem Abend auch diskutieren und beschließen will. Mit diesem Beschluss sei noch keine Genehmigung verbunden, sagt Eichenaus Bürgermeister Peter Münster (FDP), der die Argumentation der Bürgerinitiative kennt.

Der Gemeinderat wird zu befinden haben, ob die dreiteilige Planung am Bahnhof passt oder nicht. Ein Abschnitt A vis-a-vis vom Alten- und Pflegezentrum ist für eine Tagespflege sowie preiswerte Wohnungen für Pflegekräfte vorgesehen. Dort möchte auch die Gemeinde Wohnraum schaffen. Der jetzige Parkplatz wäre der Bauabschnitt B, der erst geplant werden kann, wenn der Abschnitt C auf der Nordseite der Bahnstation geklärt ist. Dort wäre Platz für ein mehrstöckiges Parkhaus. Alle drei Abschnitte erfordern jeweils einen eigenen Bebauungsplan. Sollte für das Parkhaus kein Ersteller gefunden werden, so Bürgermeister Münster, müsse man sich für die Wohnungspläne der Bahn etwas Neues einfallen lassen.

Direkten Einfluss auf das, was auf dem P&R-Platz einmal entsteht, könne die Bürgerinitiative schon nehmen, sagt Münster. Indem sie nämlich selbst einen Investor sucht, der die Sorgen und Wünsche ernst nimmt und an dem von der Bahn veranstalteten Ausbietungsverfahren teilnimmt. Münster betonte, dass die Gemeinde einen genossenschaftlichen Wohnbau anstrebe. Einigen Investoren seien die Absichten der Bahn bekannt, und so seien auch schon Anfragen angekommen, bestätigt der Bürgermeister.

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