Süddeutsche Zeitung

Eichenau:Musik im gotischen Gemäuer

Verein bespielt die Kapelle Sankt Georg in Roggenstein zum Jubiläum

Von Valentina Finger, Eichenau

An zwei Orten kann man in Eichenau derzeit spätgotische Wandmalereien bestaunen: Die Originale zieren die Wände der Kapelle Sankt Georg, großformatige Nachdrucke davon sind in einer Installation auf der Rathauswiese zu sehen. Letztere ist Teil der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Vereins, der sich der Erhaltung der Kapelle aus dem 14. Jahrhundert verschrieben hat. Doch die Kunstaktion ist nicht das einzige Extra zu einem halben Jahrhundert Vereinsarbeit. Zwei Vorträge und ein Mittelalterfest wird es zu diesem Anlass noch geben, zudem eine Reihe von vier Konzerten in der Kapelle.

Gedacht sind jene als Gelegenheiten, einen Moment mit der Musik in dem historischen Kleinod zu verweilen und die Innenausstattung auf sich wirken zu lassen, sagt Wolfgang Heilmann, der den Kapellenverein 1969 mitgründete. Die Wandmalereien sind dabei die Hauptattraktion. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden die Wände des schon 1317 erstmals urkundlich erwähnten kleinen Gotteshauses mit Heiligenzyklen bemalt. Später wurden jene, wie im Barock üblich, übertüncht und schließlich 1911 wieder freigelegt. Da die Kapelle lediglich an speziellen Terminen geöffnet ist, sollte man bei den Konzerten den Blick auch mal nach oben und unten schweifen lassen. "Die Holzdecke und der Fußboden sind noch Originale. Wenn man zum ersten Mal dort ist, kommt man schon ins Staunen", sagt Heilmann. Weil an so einem alten Bau permanent Reparatur- und Restaurierungskosten anfallen, fließt der Erlös der Konzerte in die Vereinskasse.

Der Raum in der Kapelle ist so begrenzt, dass je maximal 60 Zuschauer bei den Konzerten dabei sein können. Die Gefahr, dass die Wände bei zu eng gestellten Stühlen beschädigt werden, sei einfach zu groß. Musiziert wird links und rechts des auf 1686 datierten Altars, dessen Mittelbild den Kirchenpatron als Drachentöter zeigt. Um den Musikern etwas mehr Platz zu geben, wird die erste Sitzreihe freigelassen. Für ein ganzes Orchester reicht es aber natürlich trotzdem nicht. Folglich tritt jedes Ensemble in sehr reduzierter Besetzung auf.

Aus dem Puchheimer Jugendkammerorchester hat Dirigent Peter Michielsen für die Auftaktmatinee am Sonntag, 26. Mai, 11.30 Uhr, drei junge Solisten ausgesucht, darunter auch die Gröbenzeller Violinistin Maya Wichert die Anfang Juni wieder beim Bundeswettbewerb von "Jugend musiziert" dabei ist. Am Montag, 27. Mai, 19 Uhr, treten fünf Musiker des Ensembles Roggenstein auf. Das Zupforchester spielt unter anderem zwei Eigenkompositionen von Orchesterleiter Oliver Kälberer. Um dem altehrwürdigen Kirchenraum gerecht zu werden, haben sechs Mitglieder des Akkordeon-Clubs Eichenau extra Werke der deutschen Klassik einstudiert, am Mittwoch, 29. Mai, 19 Uhr. Zum Abschluss gibt der erste Geiger der Münchner Philharmoniker, Wolfram Lohschütz, ein Solo-Konzert und spielt Sonaten von Ysaye und Bach, am Donnerstag, 30. Mai, 19 Uhr. Dafür gibt es wenige Restkarten, der Auftritt des Ensembles Roggenstein ist bereits ausverkauft.

Ein Vortrag im evangelischen Gemeindehaus am Freitag, 24. Mai, 19 Uhr, rundet das Programm ab, das am 1. Juni mit einem Mittelalterfest endet: Dann ist Roggenstein von 11 bis 20 Uhr die Kulisse für ein mittelalterliches Lager mit Musik- und Tanzeinlagen. Auch die Kapelle wird geöffnet sein.

Jubiläumskonzerte in Sankt Georg in Roggenstein, Eichenau, 26. Mai um 11.30 Uhr sowie am 27., 29. und 30. Mai um 19 Uhr; Tickets unter 08141/70577, 08141/71639 oder info@roggenstein.eu

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Quelle:
SZ vom 23.05.2019
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