Eichenau:Mit Pfefferminze gegen Krebs

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Die Universität Jena will herausfinden, ob sich aus der Pflanze ein Mittel gegen Krebs herstellen lässt. Das Pfefferminzmuseum übernahm den Versuchsanbau.

Von Peter Bierl

Die Pfefferminze gilt seit alters her als Heilkraut. Der Tee soll Krämpfe mildern, Kopfschmerzen lindern, Nerven beruhigen und äußerlich angewendet bei Rheuma, Verbrennungen und Schwellungen helfen. Ob das "Bauchwehkraut" gegen Krebs hilft, wollen Forscher der Universität Jena rauskriegen und haben sich darum wegen eines Vorversuchs an das Pfefferminzmuseum in Eichenau gewandt. Seit Frühjahr bauen dessen Mitarbeiter Minze auf 120 Quadratmeter an und setzen die Pflanzen verschiedenen "Stressfaktoren" aus. Die getrockneten Blätter werden nun im Institut für Ernährungswissenschaften in Jena und einem Labor in Kelheim untersucht.

Beim Versuchsanbau wurden die Pflanzen auch Stress ausgesetzt. (Foto: N/A)

1918 begann der Anbau von Pfefferminze in Eichenau. Auf dem Moorboden gedieh die Pflanze prächtig. Mitte der 1950er-Jahre war der arbeitsintensive Anbau nicht mehr rentabel. Übrig geblieben ist das Pfefferminzmuseum. Dazu gehört ein Feld von etwa 2500 Quadratmeter. In diesem Jahr steckten Wolfgang Heilmann, Egon Ondrusch und Michael Gumtau neun kleine Parzellen ab. Ein Fleck wurde überdüngt, der nächste gar nicht gedüngt, die dritte Parzelle nicht gejätet und auf der vierten verfuhren die drei Männer mit der Minze wie sie es üblicherweise taten. Eine Fläche lag komplett, die andere teilweise im Schatten. Die Pflanzen von drei Parzellen wurden mit Plastikfolien abgeschirmt. Jede Sektion wurde mit einem Gestell aus Holzlatten abgesteckt. Spaziergänger hatten geargwöhnt, es handele sich um einen Freilandversuch mit gentechnisch manipulierten Pflanzen wie einst auf dem nahe gelegenen Gut Roggenstein. Die Betreiber des Museums fürchteten, dass die Pfefferminze ausgerissen werden könnte.

Der allererste Stressfaktor für Mensch und Pflanzen war das schlechte Wetter. Das Feld stand komplett unter Wasser. "Wir konnten nur mit Verspätung anfangen, aber die Pflanzen haben sich schnell erholt", erzählt Heilmann. Jeden Tag maßen Gumtau und Heilmann früh, mittags und am Abend die Temperatur, notierten Wolken und Niederschläge, während Ondrusch, der gelernte Gärtner, nach den Pflanzen sah. Vier Mal, jeweils in verschiedenen Wachstumsphasen, erntete das Trio die Pflanzen. Die Blätter wurden geschnitten, getrocknet, je nach Parzelle separat in Plastiktüten gepackt und an die Wissenschaftler in Jena und Kelheim geschickt. Für die Arbeit bekamen die drei eine Aufwandsentschädigung, jetzt warten sie auf die Untersuchungsergebnisse.

Die Laien erkannten schon einige äußerliche Unterschiede. Die Pfefferminze inmitten des Unkrauts entwickelte deutlich kräftigere Stengel, die Pflanzen im Schatten besaßen eine etwas hellere Farbe. "In diesem Sommer bedeutete Schatten weniger Stress", vermutet Heilmann. Was Form und Geruch betrifft, merkten die drei Eichenauer Experten keine Unterschiede. Dank der ätherischen Öl dufteten für sie alle Blätter ähnlich.

Die Wissenschaftler wollen nun herausfinden, ob Stress bei Pfefferminze dazu führt, dass mehr Antioxidantien gebildet werden. Das sind chemische Verbindungen, die im Körper so genannte freie Radikale einfangen und damit gegen Krebs wirken sollen. Sollte sich diese Hypothese aufgrund der Eichenauer Pflanzen als zutreffend erweisen, würde die Universität einen Großversuch starten, der allerdings nicht in Eichenau stattfinden könnte.

Dazu ist die Fläche zu klein. Außerdem macht der Anbau viel Arbeit. Im Frühjahr oder Herbst werden die Wurzeln aus dem Boden genommen und an anderer Stelle wieder schön in Furchen gelegt. Die Pfefferminze wuchert sehr stark und ohne dieses Umsetzen würde die Pflanze sich so stark verwurzeln, dass man den Boden nicht mehr lockern und Unkraut jäten könnte.

© SZ vom 31.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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