Eichenau:Weiß-Blau und Blau-Gelb

Eichenau: Mit blauen und gelben Bändern ist der Stumpf des Eichenauer Maibaums geschmückt.

Mit blauen und gelben Bändern ist der Stumpf des Eichenauer Maibaums geschmückt.

(Foto: Birgit Wälzel/Eichenauer Maibaumverein)

Der Eichenauer Maibaumverein will Geflüchteten aus der Ukraine bayerische Tradition vermitteln und sie ein wenig ablenken. Es ist nicht das erste Mal, dass die Mitglieder Solidarität mit Flüchtlingen zeigen.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Wenn sich am Sonntagnachmittag die Eichenauerinnen und Eichenauer aufmachen, um ein Band des Friedens mit den Olchingerinnen und Olchingern, die ihnen entgegenkommen, zu knüpfen, dann wird ein weiteres Zeichen gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und für ein sofortiges Ende dieser Aggression gesetzt. Viele, die an der Kundgebung teilnehmen, werden beim Eichenauer Rathaus vorbeikommen und dort weitere Zeichen der Solidarität entdecken. Die Ukraine-Fahne, die direkt vor dem Verwaltungsgebäude weht und die blau-gelben Bänder, die am Maibaum flattern. Nun, ein ganzer Baum ist es nicht mehr, weil im vergangenen Jahr nach dem Sturm "Xaver" die Schäden so groß waren, dass er um gut 25 Meter gekürzt werden musste. Seither sind es noch etwa fünf Meter weiß und blau bemalter Stamm. Ohnehin hätte der Eichenauer Maibaumverein, der im Ort seit 2006 besteht und seit 2009 die Maibäume per Hand aufstellt, in diesem Jahr einen neuen vorbereitet. Nun, da die Einschränkungen der Corona-Pandemie wegfallen, lässt sich auch anders planen. Der erneut 30 Meter lange Fichtenstamm liegt schon gefällt irgendwo in irgendeinem Wald und wartet darauf, am 9. April abgeholt und weiter bearbeitet zu werden. Nur dass dieses Mal nicht nur die Mitglieder des Vereins mit anpacken, sondern dazu auch die aus der Ukraine in ihren Ort Geflüchteten eingeladen sind.

Das Maibaumaufstellen in Eichenau hat eine längere Tradition, als der entsprechende Verein existiert, aber in den Jahren vor der Gründung hat diese Arbeit stets die Feuerwehr erledigt, wie Patrick Prediger, Vereinsvorsitzender seit 2017, erzählt. Mittlerweile hat der Maibaumverein 280 Mitglieder, und 50 bis 60 von ihnen werden beim Aufstellen mit der Hand stets gebraucht.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Maibaumverein integrierend wirkt. Als 2015 die Zahl der Asylbewerber zunahm und auch der Landkreis die Geflüchteten auf die Kommunen verteilte, organisierte der Maibaumverein ein Treffen mit den in Eichenau lebenden Menschen aus der Asylunterkunft. "Wenn sie schon hier sind, dann sollen sie auch unsere Tradition und unsere Lebensart kennenlernen", sagt Prediger.

Drei Wochen Zeit zur Vorbereitung

Nun ist es ja nicht so, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer, die aus Eichenaus Partnerstadt Wischgorod in die Gemeinde am Starzelbach geflüchtet sind, von den Bräuchen ihrer bayerischen Freunde nichts wüssten. Oft genug waren zumindest einige von ihnen zu Besuchen in Eichenau, haben an Festen oder - als Schüler - am Deutschunterricht teilgenommen. Da blieb nicht verborgen, warum auch in Eichenau gerne zusammengesessen und gelacht wird.

Genau dieses Gefühl der Leichtigkeit ist es, das die Gastgeber in Eichenau den aus dem Krieg kommenden Menschen bieten möchte - die Gemeinde kann mittlerweile über fast 300 Betten verfügen. "Es ist eine gute Ablenkungsmöglichkeit", sagt Birgit Wälzel. Sie kümmert sich im Verein um alles, was mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun hat und dokumentiert die Aktivitäten. Auch die Besuche der Flüchtlinge auf Gut Roggenstein, wo die Fichte zum Maibaum hergerichtet wird. Der Verein habe eine Halle mieten können, sagt Prediger, für die drei Wochen vor dem Aufstellen. Bis dahin dürfte es genügend Gelegenheiten geben, dass sich Ukrainer und Eichenauer dort austauschen und näher kommen.

Zu nahe dürfen sie allerdings dem Maibaum nicht kommen, wenn er am Hauptplatz in seine Halterung gestellt wird. Das übernehmen dann nur diejenigen, die mit den Schwaiberln, den langen Stangenpaaren, die beim Gebrauch einem Schwalbenschwanz ähneln, den Baum aufrichten. Da ist viel Erfahrung, Koordinationsvermögen und noch viel mehr Muskelkraft erforderlich. Aber so wie es mittlerweile üblich ist, Fragen im Internet von einer Schwarmintelligenz beantworten zu lassen, so bedarf es auch gemeinsam geleisteter Arbeit, bis der Maibaum steht. Praktizierte Solidarität.

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