Eichenau:Eichenau will Lidl nicht haben

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Ein Bild aus alten Tagen, das die Situation am Bahnhof Eichenau verdeutlicht, die sich seit dem Bau der Unterführung vor 22 Jahren nicht geändert hat. Geparkt wird nördlich (rechts) und südlich der Gleise. (Foto: Günther Reger)

Der Discounter stellt sein erweitertes Konzept für Einkaufen und Parken am Bahnhof vor. Doch die vorgefasste Meinung des Gemeinderats können die Manager nicht ändern.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Alles ist teurer geworden in den vergangenen 13 Monaten. Auch bei Discountern wie Aldi und Lidl. Während aber die Eichenauer weiterhin in ihrer Aldi-Filiale am Südrand der Gemeinde ihre Einkäufe tätigen können, wird ihnen Aldi-Konkurrent Lidl im Norden am Bahnhof kein Alternativangebot machen können. Denn auch im zweiten Anlauf ist es den Immobilienmanagern des Schwarz- und Lidl-Konzern nicht gelungen, die entscheidende politische Hürde in Eichenau zu nehmen. Vom Gemeinderat bekamen sie nicht den Beschluss, um den sie gebeten hatten. Nämlich weiter an der ersten Filiale dieser Art weiterarbeiten zu können, auf der ein Parkhaus für 500 Fahrzeuge entstehen sollte.

Es ist genau 13 Monate her, dass Portfoliomanager Johannes See, damals noch in der wegen Corona zum Sitzungssaal umfunktionierten Friesenhalle, den Gemeinderäten ein attraktives Paket anbot. Es kam irgendwie passgenau zu den Überlegungen, was aus den Parkplätzen auf der südlichen Bahnhofsseite werden soll, wenn dieses Grundstück mit Wohnungen bebaut werden sollte. Zwar gibt es Parkplätze auf der nördlichen Seite der Gleise, aber eine Parkhauslösung müsste angestrebt werden, um die vom MVV für diesen Bahnhof geforderten 500 P&R-Plätze zu erfüllen. Johannes See und sein Kollege Timo Mörth aus dem Lidl-Immobilienbüro aus Anzing hatten eine Lösung, sogar eine Lidl-Premiere anzubieten: Einkaufen und parken in einem Gebäude. Seinerzeit nahm der Gemeinderat diese Präsentation lediglich zur Kenntnis.

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See und Mörth hatten ein Jahr Zeit, um ihre Ideen zusammen mit dem Immobilienunternehmen Max Bögl reifen und neu entstehen zu lassen. Die Zahl der Parkplätze wuchs und damit auch die Verkaufsflächen. Was Johannes See und Timo Mörth nun in einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderates präsentieren durften, war dem Gremium schon seit Wochen bekannt. Und: In einer Klausurtagung hatte es bereits eine Probeabstimmung darüber gegeben.

Die Lidl-Manager hielten tapfer ihren Vortrag, auch wenn sie die aktuellen Daten nicht mit denen verglichen, die sie im vergangenen Jahr vorgestellt hatten. Die Verkaufsfläche des Lidl-Marktes im Erdgeschoss des Neubaus hat sich von 1200 auf 1400 Quadratmeter erhöht, es ist zusätzlich Platz für einen Getränkemarkt entstanden, und im Vorkassenbereich des Discounters ist ein Shop-in-Shop vorgesehen worden für eine Bäckerei oder einen Imbiss. 596 Fahrzeuge sollten auf viereinhalb Parketagen untergebracht werden, im vergangenen Jahr war noch von dreieinhalb Etagen und 500 Autos die Rede.

Dass es eine ganze Reihe von Gegenargumenten gab und gibt, wussten die Vertreter von Lidl. Doch sie waren der Überzeugung, diese "Kontrapunkte entschärfen" zu können. Im Gemeinderat hatte sich aber spätestens in der Klausurtagung vom 24. März die ablehnende Haltung so weit verfestigt, dass sie nun auch in einer öffentlichen Sitzung Ausdruck in einem Beschluss finden konnte.

"Ich kann ihre Bedenken nicht wegdiskutieren", reagierte Johannes See auf die Einschätzung von Markus Wendling. Der Gemeinderat der Freien Wähler und selbst Immobilienfachmann, befürchtete, dass durch die Ansiedlung des Lidl-Marktes nördlich der Eichenauer Wohnbebauung Kaufkraft aus dem Zentrum abgezogen werden könnte. Dort aber wolle man die Kaufkraft stärken, immerhin existiert ein eigener Bebauungsplan für das Gebiet zwischen Wiesen- und Nieblerstraße, in dem ein Nahversorger festgeschrieben ist. Doch existiert er bislang nur auf dem Papier.

Wendling sagte, er sei in Sorge, dass das Einzelhandelskonzept im Ort nicht mehr umzusetzen sein werden, sollte es einen Lidl-Markt im Norden geben. Auf die Frage Wendlings an See, ob sich Lidl vorstellen könne, eine Filiale im Zentrum zu betreiben, wiederholte Johannes See seine Worte vom vergangenen Jahr: Man bringe dort die Verkaufsfläche und die geforderte Anzahl von 80 ebenerdigen Kundenparkplätzen nicht unter. Bis auf FDP-Gemeinderat Ulrich Bode war sich die Mehrheit des Gremiums sicher, dass das Planungskonzept von Lidl nördlich der Bahnlinie nicht dem vom Gemeinderat beschlossenen Einzelhandelskonzept entspreche und deshalb auch nicht weiterverfolgt werden sollte.

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