Eichenau:Leben ohne Grenzen

Eichenau: In 18 Tagen zu Fuß von Wilhelmshaven zur Zugspitze: Joey Kelly erzählt in Eichenau von Entbehrungen und 15 Kilo Gewichtsverlust.

In 18 Tagen zu Fuß von Wilhelmshaven zur Zugspitze: Joey Kelly erzählt in Eichenau von Entbehrungen und 15 Kilo Gewichtsverlust.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Gewerbeverband Eichenau erzählt Joey Kelly über Extremsituationen

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Mit Ausdauer und Leidenschaft sich selbst immer wieder neue Ziele setzen und über die eigenen Grenzen hinausgehen - das ist im Kern die Botschaft von Joey Kelly. Er ist erst 44 Jahre alt, aber die etwa 100 Gewerbetreibenden, die ihm am Dienstagabend in der Eichenauer Friesenhalle zuhören, können nach der von Kelly erzählten Lebensgeschichte den Eindruck von einem viel älteren Mann gewinnen. Was Kelly da berichtet, soll unterhaltend und motivierend sein, und seine Berichte von Triathlons, Märschen durch Deutschland und zum Südpol verfehlen ihre Wirkung nicht. Am Ende seines, vom Eichenauer Unternehmer Peter H. Wagner gesponserten Vortrags stehen die Handwerker, Ladenbesitzer und Freiberufler auf und applaudieren.

Der Applaus könnte aber nicht nur dem Referenten des Abends gegolten haben. Der Eichenauer Gewerbeverband mit Markus Wendling an der Spitze und mit Unterstützung unter anderem von Peter H. Wagner ist in den vergangenen fünf Jahren professioneller und selbstbewusster geworden. Die Unternehmer, viele von ihnen schon lange im Ort verwurzelt, wollen Akzente setzen. Im vergangenen Jahr luden sie die Bürgermeisterkandidaten zur ersten gemeinsamen Diskussion beim Gewerbeverband ein, wollten von jedem einzelnen genau wissen, was er für sie zu tun gedenke. Inzwischen ist Peter Münster (FDP) Bürgermeister, und der hat die Forderung nach einem eigenen Eichenauer Wirtschaftsförderer, die er in seinem Programm hatte und die auch der Gewerbeverband unterstützte, mittlerweile umgesetzt. Für die neue Fachkraft im Rathaus, Alexandra Herzog, war der Besuch beim Kelly-Abend quasi der Antrittstermin bei den Unternehmern. Ziel erreicht, würde Joey Kelly dazu sagen, nächstes Ziel!

Womöglich haben sich ein paar der Zuhörer vom Dienstagabend schon am nächsten Morgen aufgemacht und sind vor Tau und Tag eine Runde um den Eichenauer See gelaufen oder haben den Trimm-dich-Pfad absolviert. Dann hätte sie Kelly mit seinen Erzählungen über die unzähligen Triathlons im fränkischen Roth oder auf Hawaii, von seinem Lauf durch das glühende Death Valley oder die 500 Kilometer zum Südpol genug motiviert. Was der 44-Jährige vermittelt, ist zum Nachmachen kaum geeignet. Kelly selbst bezeichnet das, was er unter Qualen und erheblichem Verlust an Körpergewicht absolviert hat, selbst als "ungesund". Und auch als Unternehmer-Vorbild scheint er nicht von vorneherein zu taugen.

Doch das, was Kelly an diesem wie an jedem anderen Abend, an dem er seinen Vortrag mit dem Titel "No Limits" hält, von sich preis gibt, zeigt einen Menschen ohne Allüren. Er hat schon als Kind gelernt, mit dem Wenigen auszukommen, was die Auftritte mit der Kelly-Family anfangs einbrachten, er hat die erfolgreichen Jahre im Pop-Geschäft erlebt ebenso wie Pleitephasen und Aufstiegsjahre. Jahrelang hat er sich in den Sendungen von Stefan Raab zum Affen gemacht, ist gegen den Hackl-Schorsch bei der Wok-WM den Eiskanal hinterhergejagt und hat eine um die andere sinnlose Runde bei den Stockcar-Rennen in der Halle gedreht.

Kelly kokettiert damit, keine Schulbildung zu haben und durch seine Vorträge nun gutes Geld zu verdienen, er prahlt über fünfstellige Beträge, die er nun mehr verdiene, seit er nicht mehr in den Dauerwerbesendungen von Pro Sieben auftrete, und er macht kräftig Werbung für die Firma seines Sponsors.

Das alles gehört zu der Biografie des Extremsportlers, der sich im Filmeinspieler seine Blasen am Fuß in Großaufnahme aufschneiden lässt, um anschließend weiterlaufen zu können, und der seine Zuhörer mit den Bildern konfrontiert, die ihn beim Zubereiten eines, den Straßentod gestorbenen Hasen zeigt. Es sind Metaphern für das Leben, das keine Grenzen zu kennen scheint.

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