Eichenau:Himmlische Eindrücke

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"The Quartbreakers", ein Vokalensemble aus neun ehemaligen Solisten des Tölzer Knabenchores, erweisen sich als engagierte und stimmversierte Sänger. (Foto: Günther Reger)

Das Weihnachtskonzert "O Magnum Mysterium" in der Schutzengelkirche setzt vielfältige musikalische Akzente

Von Klaus Mohr, Eichenau

Weihnachtskonzerte, die in der Adventszeit stattfinden, nehmen in der Phase der Vorbereitung schon einen Blick auf das große Fest vorweg. Dennoch sind oft gerade hier Momente des Innehaltens und der Stille möglich, die den meisten Menschen im Advent fehlen. Wenn sich Gott zu Weihnachten den Menschen schenkt, so wurden die Menschen im festlichen Weihnachtskonzert unter dem Titel "O Magnum Mysterium" in der sehr gut besuchten Schutzengelkirche am vierten Adventssonntag mit ganz abwechslungsreicher Musik beschenkt. Und wenn jeder Programmpunkt quasi durch das Erklingen ausgepackt wurde, so wurde Weihnachten von verschiedenen Seiten her beleuchtet und stilistisch vielfältig in Töne gefasst. Gleichzeitig entstand, ausgehend von Sätzen des 16. Jahrhunderts bis zu solchen aus unserer Zeit, ein historisches Band zwischen den Traditionen um dieses große Fest herum.

Ausführende waren "The Quartbreakers", ein Vokalensemble aus neun ehemaligen Solisten des Tölzer Knabenchores. Auch wenn der Name eher eine Art Boygroup vermuten lässt, stecken lauter sehr engagierte und stimmversierte Sänger dahinter, die ganz seriöse Musik machen. Außerdem waren der schon mehrfach bei der Roggenstein-Konzertreihe aufgetretene Gambist Jakob David Rattinger sowie Christian Brembeck zu hören, der zwischen Cembalo, Orgel und der Gesamtleitung hin- und hereilte. Insgesamt musizierten also elf Männer in schwarzen Anzügen, die im übertragenen Sinn wie die Jünger Jesu dessen Botschaft überbrachten.

Die meisten Orgeln haben keinen Zimbelstern, in Eichenau jedoch gibt es einen, der wie das Glöckchen am Christbaum am Anfang und am Ende des Konzerts zu hören war, begleitet vom Einzug in den Altarraum und später zum Auszug der singenden Quartbreakers. Traditionen aus der anglikanischen Kirche hat Benjamin Britten in seinen "Ceremony of Carols" aufgegriffen, aus denen die ersten zwei Stücke zu Beginn des Konzerts erklangen. Einstimmiger gregorianischer Choral zu einfühlsamer Orgelbegleitung eröffnete den Programm, gefolgt von einer gefälligen melodischen Pendelbewegung zwischen Orgel und Sängern.

"O Magnum Mysterium" lautete der Text, der hier in zwei Vertonungen zum Klingen kam: Cristóbal de Morales spürte dem Gehalt im 16. Jahrhundert mit vollem Klang in ruhig fließender Bewegung nach. Aus den wechselnden Harmonien leuchteten immer wieder einzelne Solostimmen hervor, die anschließend wie selbstverständlich zurücktraten. Morten Lauridsen lauschte im 20. Jahrhundert mit einer ganz ähnlichen Idee dem Text nach. Allerdings gingen hier die Klänge viel weicher auseinander hervor, so dass die Wechsel wie geheimnisvoll umwoben wirkten.

Wunderbare Akzente setzten die Ausschnitte aus der "Historia der Geburt Jesu" von Heinrich Schütz: Die Unmittelbarkeit in der Wahrnehmung der Freude bestimmte die einleitende Koloratur im Satz "Die Menge der Engel" zum Wort "Ehre" und erinnerte an das Wehen des Heiligen Geistes. Schwungvoll waren nicht nur das Vorspiel mit Cembalo und Viola da Gamba, sondern auch der ganze Chorsatz in "Die Weisen aus dem Morgenlande".

Traditionelle Weihnachtslieder in sehr ansprechenden Sätzen durften bei diesem Konzert nicht fehlen: "In dulci jubilo" begann wie ein traditioneller Dreigesang, in den dann die anderen Stimmen klangschön einsetzten. Wie bei einem Feuerwerk, so fanden auch im Schlussstück, dem Satz "Adeste fideles" von Sir David Willcocks, die Quartbreakers und die Orgel zusammen. Die inzwischen auf der Orgelempore angekommenen Sänger stimmten in die hymnisch verpackte Zuversicht der Orgel ein und überhöhten den herrschaftlich jubilierenden Gestus mit kräftigem Stimmklang. Auf diese Weise entstand fast ein Eindruck davon, wie es im Himmel sein könnte. Viel Beifall und Standing Ovations zum Schluss des Weihnachtskonzertes, so dass eine ganz leise intonierte A-cappella-Zugabe quasi wieder zurück auf die Erde führte.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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