Bundesfreiwilligendienst:Flüchtlingshilfe von Flüchtlingen

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Erst seit fünf Monaten lebt die Syrerin Ghaida Alsagher in Deutschland. Nun unterstützt sie als Bundesfreiwillige andere Asylsuchende in Eichenau.

Von Lena von Holt, Eichenau

Mit einem breiten Lächeln sitzt Ghaida Alsagher an ihrem neuen Schreibtisch im Caritas-Büro in der Bahnhofsstraße. Soeben wurde ihr der Schlüssel für ihren neuen Arbeitsplatz überreicht. Die 32 Jahre alte Syrerin, die seit drei Monaten in der Flüchtlingsunterkunft im Lindenweg wohnt, beginnt am 1. April ihren Bundesfreiwilligendienst bei der Arbeiterwohlfahrt Eichenau.

Ghaida ist eine von 10 000 Bundesfreiwilligen, für die der Bund neben den regulären 35 000 Plätzen ein zusätzliches Kontingent mit einem sogenanntem "Flüchtlingsbezug" geschaffen hat. Der Bundesfreiwilligendienst wurde 2011 als Reaktion auf die Aussetzung der Wehrpflicht und des Zivildienstes eingeführt. Das im Dezember 2015 eingeführte Sonderprogramm ist bis Ende 2018 befristet und soll dabei helfen, die Herausforderungen zu bewältigen, die durch die aktuellen Flüchtlingszahlen entstanden sind. Vor allem gemeinnützige Organisationen, die bei ihrer Arbeit zunehmend auf freiwillige Helfer angewiesen sind, sollen durch das Programm unterstützt werden. Von den Sonderkontingenten werden bundesweit bereits 2 120 genutzt. Die "Bufdis" helfen in Unterkünften, bei der Ausgabe von Kleiderspenden oder unterstützen in Schulen. Nicht nur Abiturienten haben sich auf die zusätzlichen Plätze beworben. Bayernweit haben bereits 111 Freiwillige den Dienst "mit Flüchtlingsbezug" begonnen. Davon auch 32 Flüchtlinge, die wie Ghaida einen dauerhaften Aufenthalt erwarten können.

"Meine Arbeit ist es, den Flüchtlingen zu helfen", erklärt Ghaida, die mit ihrem Mann vor dem IS aus Syrien geflohen ist. Schon jetzt kommen die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft zu ihr, wenn sie Hilfe brauchen. Sie geht mit ihnen zu Behörden, zum Arzt oder zeigt ihnen, wie man ein Konto eröffnet. Auch als Dolmetscherin wird sie eine große Hilfe sein. Neben Arabisch und Englisch spricht sie dank regelmäßigem Sprachkurs auch immer besser Deutsch. "Ich bin dankbar für diese Chance", sagt Ghaida. Dankbar ist die Syrerin vor allem Michael Gumtau, dem Vorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Eichenau. Alles, was sie für den Freiwilligendienst benötigt, lernt sie von ihm. Dieses Wissen soll sie an andere Flüchtlinge weitergeben. Für ein halbes Jahr ist sie erst einmal probeweise für 20 Stunden pro Woche bei der Awo angestellt. Diese delegiere sie weiter an die Caritas, erklärt Gumtau. Durch den Dienst ist sie auch sozial- und krankenversichert und erhält ein Taschengeld von 200 Euro. In ganz Oberbayern wurden allein bei der Awo 20 zusätzliche Plätze geschaffen. Davon seien erst zwölf besetzt. Neben Ghaida weiß Gumtau im Landkreis nur von einem andere Flüchtling, der seinen Freiwilligendienst im Josefstift in Fürstenfeldbruck leistet.

Der Freiwilligendienst soll Ghaida nicht nur ermöglichen, sich schneller zu integrieren. Sie soll auch den Asylhelferkreis und die Caritas entlasten, erklärt der 72-Jährige Gumtau. Ghaida wisse viel schneller, wo Hilfe gebraucht wird, weil sie durch den direkten Kontakt zu den Flüchtlingen an ganz andere Informationen gelangen könne. Damit sie in Zukunft weiß, an wen sie die Bewohner vermitteln soll, wenn sie ein Problem haben, lernt sie die Ansprechpartner verschiedener Einrichtungen kennen. "Sie konnte am besten Englisch sprechen", erklärt Gumtau. Hinzu kamen Selbstständigkeit und schnelle Auffassungsgabe. Ob Eichenau vom Mai an auf Unterstützung eines weiteren "Bufdis" zählen kann, ist noch ungewiss. Miriam Namirembe aus Uganda wartet zurzeit noch auf ihre Genehmigung.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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