Eichenau:FDP-Verkehrsexperte fordert Ausbau der S 4

Eichenau: Liberales Gespräch über den Nahverkehr (von links): Kreisvorsitzender Hendrik Grallert, Bürgermeister Peter Münster, Gerd Neitzel, Bundestagsabgeordneter Christian Jung, Kreisrat Ulrich Bode und Gemeinderat Robert Bauer.

Liberales Gespräch über den Nahverkehr (von links): Kreisvorsitzender Hendrik Grallert, Bürgermeister Peter Münster, Gerd Neitzel, Bundestagsabgeordneter Christian Jung, Kreisrat Ulrich Bode und Gemeinderat Robert Bauer.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein drittes Gleis und Überholstrecken sind für den Bundestagsabgeordneten Christian Jung unverzichtbar, soll die Bahn für Pendler attraktiver werden

Von Andreas Ostermeier, Eichenau

Staus auf den Straßen, Verspätungen, ausfallende oder überfüllte Züge bei der S-Bahn: Für Einwohner des Landkreises, die in München arbeiten, ist der Weg zum Job an vielen Tagen eine langwierige und wenig erfreuliche Sache. Vor allem in den Kommunen entlang der Linie der S 4 wird deshalb ein Ausbau auf vier Gleise gefordert, um pro Stunde vier statt drei S-Bahnzüge fahren lassen zu können. Doch seit Jahren wird über den Ausbau nur geredet, Verbesserungen hat es keine gegeben.

Die Staatsregierung bietet einen dreigleisigen Ausbau an. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Christian Jung riet seinen Parteikollegen aus Eichenau dazu, auf die Umsetzung dieser Ankündigung zu dringen. Jung ist Mitglied im Verkehrsausschuss des deutschen Parlaments und informierte sich am Mittwoch in Eichenau über die Verkehrsprobleme der Gemeinde. Neben einem dritten Gleis sollten die Politiker der Liberalen darauf schauen, dass entlang der Strecke auch Überholstrecken errichtet würden. Dabei handelt es sich um bis zu 1000 Meter lange vierte Gleise, auf denen auch Güterzüge abgestellt werden könnten. Es müsse jede Möglichkeit genutzt werden, die Kapazität einer Bahnstrecke zu erweitern, sagte Jung.

Seiner Meinung nach hängt die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs vor allem an dessen Zuverlässigkeit und Schnelligkeit. Ein schnelles Verkehrsmittel ist die S-Bahn, aber an der Zuverlässigkeit hapert es. Wer dreimal erlebt hat, dass er mit der Bahn zu spät zur Arbeit gekommen ist, der steigt aufs Auto um, ist sich Jung sicher. Eben deshalb muss die Strecke der S 4, auf der auch Regional-, Fern- und Güterzüge verkehren, ausgebaut werden. Eichenaus Bürgermeister Peter Münster (FDP) sagte, dass zwischen Puchheim und Fürstenfeldbruck mangels Gleisen kein Zug überholt werden könne. Fährt hinter einer S-Bahn also ein Regional- oder Fernzug, dann müssen die S-Bahnen in den genannten Bahnhöfen warten, bis sie überholt worden sind. Erst dann können sie - mit Verspätung - weiterfahren.

Doch die Probleme des Schienennahverkehrs liegen nicht nur an fehlenden Gleisen. Die gesamte Netzinfrastruktur der Deutschen Bahn sei in einem "katastrophalen Zustand", sagte Jung. So stammt die Signaltechnik entlang der S-4-Strecke aus den Dreißigerjahren. Vielerorts finden sich noch alte Weichen oder Schwellen. Das alte Material verursacht viele Verzögerungen und Zugausfälle und ist deshalb Ursache mangelhafter Zuverlässigkeit. Ähnlich ist es auch mit der fehlenden Elektrisierung der Strecke in die Schweiz. Durch Eichenau fahren deshalb viele Dieselloks, die zudem schon in die Jahre gekommen sind. Wäre die Strecke hinter Geltendorf elektrifiziert, könnte sie mit moderneren Loks befahren werden, die in den Ortschaften keine n Dieselgestank hinterlassen.

Mangelhafter Ausbau und veraltete Technik sind nach den Worten Jungs aber nicht nur Resultat fehlenden Geldes, sondern auch bewussten Handelns. Würden im deutschen Schienennetz Signalanlagen nach europäischem Standard verwendet, hätten es ausländische Unternehmen leichter, der Deutschen Bahn Konkurrenz zu machen. Das aber wolle diese verhindern, sagte Jung. Und auch die Politik behindert in manchen Fällen den Ausbau des Schienennetzes. So ist laut des FDP-Verkehrsexperten die Bahn gezwungen, Grundstücke zu verkaufen, die sie absehbar in den nächsten 20 Jahren nicht für einen Ausbau benötigt. Jung ermunterte deshalb die Kommunalpolitiker, zuzugreifen, wenn die Bahn ein Areal verkauft, und damit Baulandreserven für einen späteren Gleiszubau zu erwerben. Einig waren sich die Diskutanten auch darüber, die Genehmigungsverfahren für neue Strecken oder Ausbauten zu verkürzen.

Die FDP-Politiker befassten sich aber auch mit Verbesserungen auf der Straße. So plädierten sie für einen Ausbau der A 99. Landtagskandidat Ulrich Bode regte an, an Verknüpfungspunkten von S-Bahn und Autobahn Parkhäuser zu errichten. Pendler müssten dann nicht nach München hineinfahren, sondern könnten ihr Auto am S-Bahnhof stehen lassen. Als Beispiel für eine solche Möglichkeit nannte der FDP-Kreisrat die S-Bahn-Haltestelle Lochham, die auf dem Autobahntunnel der A 96 liegt.

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