Eichenau:Faszination Mittelalter

Mittelalter

Die Mittelalter-Gruppe hält zuweilen Turniere ab und zeigt am Samstag Schau-Schwertkämpfe.

(Foto: Burggesinde zu Ruggenstein)

Der Verein Burggesinde zu Ruggenstein zeigt beim Fest am Samstag Ritterkämpfe

Von Eirik Sedlmair, Eichenau

Simon Sennebogen und Josef Waglan rennen im kleinen Saal der Friesenhalle in Eichenau aufeinander zu, Stahlschwerter in den Händen. Die Gesichter sind nicht zu erkennen, sie tragen Helme, nur ihre Augen sind durch kleine Schlitze zu sehen. Die Körper werden von Ritterrüstungen geschützt, jede ist über 25 Kilogramm schwer, knapp 3000 Euro teuer und maßangefertigt. Die Schwerter treffen aufeinander, metallisches Klirren erfüllt den Raum. Da ruft Simon Sennebogen plötzlich "Time out!". Das Klirren erstirbt, Simon wird der Helm abgenommen. "Es sifft", sagt der 23-Jährige. Aus dem Cut über seinem Auge tropft Blut. Josef Waglan hat ihn mit der Parierstange, dem waagrechten Teil des Schwertes zwischen Griff und Klinge erwischt.

"Sowas passiert bei uns eigentlich nie", sagt Thomas Sennebogen und lacht. "Das ist wohl der Vorführeffekt." Der 48-Jährige Eichenauer ist Simons Vater und Vorsitzender des "Burggesindes zu Ruggenstein". Das Burggesinde ist laut seiner Satzung ein Verein zur "Förderung und Erhaltung mittelalterlichen Kulturgutes". Die Mitglieder, erklärt Sennebogen, fahren auf Mittelalterfeste, treten dort auf und nehmen an Wettkämpfen teil. 25 Mitglieder hat der 2004 gegründete Verein, nach eigenen Angaben der einzige Mittelalterverein im Landkreis.

"Es macht nicht jeder Schwertkampf", sagt Sennebogen. Auch Mägde oder Köche sind Teil des Burggesindes, andere Mitglieder machen Feuershows. Das Altersspektrum ist weit, die jüngsten Mitglieder sind im Grundschulalter. Josef Waglan ist dabei, seit er neun war, inzwischen ist er 18. Er sitzt, nachdem sein Schwert Simon Sennebogen über dem Auge getroffen hat, leicht bedröppelt auf einem Stuhl. Seine Mutter hat Waglan mit in den Verein gebracht. Seit er volljährig ist, darf er an Wettkämpfen mit dem Schwert teilnehmen.

Zeigen kann Waglan das am Samstag. Dann findet am Gut Roggenstein ein Mittelalterfest statt, das Burggesinde richtet es mit dem Kapellenverein und dem Maibaumverein aus. Mittelalterliches Essen wird angeboten, mittelalterliche Musik gespielt. "Wir wollen unseren Sport präsentieren", sagt Thomas Sennebogen. Der mittelalterliche Schwertkampf ist eine ernsthaft ausgetragene Sportart, es gibt zwei Weltverbände und Weltmeisterschaften. Jeden Dienstag treffen sich die Schwertkämpfer der Ruggensteiner zum Training. Selten üben sie in Vollmontur, in Rüstung und mit echten Schwertern, doch vier Tage vor dem Mittelalterfest legen sie alles an. Am Samstag zeigen sie Schaukämpfe, ein Turnier hätte mehr Aufwand und mehrere Tage benötigt, sagt Thomas Sennebogen.

"Jedes Kind spielt gern Ritter. Man ist fasziniert von den Menschen auf den Pferden", sagt Sennebogen, der im echten Leben Gebäudereinigermeister ist. Die Faszination hat er mit ins Erwachsenenalter genommen und sie seinem Sohn weitergegeben. Simon Sennebogen ist seit Kindestagen dabei. Früher habe er Bücher von Rittern und Burgen gelesen, sich für das Mittelalter begeistert, sagt er. Jetzt sehe er das ganze "eher von der sportlichen Seite", sagt er. Für ihn stehe der Schwertkampf im Vordergrund. Andere legen den Fokus auf das Rollenspiel eines konkreten Charakters, den sie entwickeln und auf Mittelaltermärkten spielen. Doch ohne einen zumindest losen Charakter, eine zeitliche Einordnung, gehe es auch nicht. Simon Sennebogens Rüstung etwa ist der eines Ritters aus dem 14. Jahrhundert nachempfunden.

Für Simon Sennebogen ist das Training nach der Verletzung beendet. Zwar tropft kein Blut mehr aus der Wunde, er will sie aber trotzdem nähen lassen. Am Samstag will er wieder kämpfen.

Mittelalterfest" im Gutshof Roggenstein, Samstag, 1. Juni, 11 bis 20 Uhr, Eintritt frei. Es gibt "deftig Speis'und süffig Trank", Kaffee, Kuchen, Lagerleben und Aktionen, kostenloses Kinderprogramm.

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