Eichenau:Erste Raumluftfilter für Klassenzimmer

Eichenau: Peter Münster, Oliver Lembke, Sandra Doriat und Oliver Sölch mit fünf von 23 Luftreinigungsgeräten.

Peter Münster, Oliver Lembke, Sandra Doriat und Oliver Sölch mit fünf von 23 Luftreinigungsgeräten.

(Foto: Günther Reger)

DIe Josef-Dering-Schule in Eichenau hat in Eigeninitiative Geräte beschafft, die mit UV-Licht entkeimen sollen

Von Amelie Sittenauer, Eichenau

Während die Stadträte von Fürstenfeldbruck und Germering den Einsatz von Raumluftfiltern in Klassenzimmern mehrheitlich abgelehnt haben, werden in der Josef-Dering-Grundschule in Eichenau nun die ersten mobilen Luftreiniger installiert. Die 23 UV-C-Luftentkeimer, die die Schule in Eigeninitiative beschafft hat, sollen die Ansteckungsgefahr durch Coronaviren in den Klassenzimmern reduzieren.

Im Sommer hatte Schulleiterin Sandra Doriat solche mobilen Luftreiniger in einem Hotel gesehen. Zurück an der Schule, ergriff sie kurzerhand die Initiative, jene Geräte auch an die Josef-Dering-Grundschule zu holen. "Dass da so viel Unterstützung von Eltern, Förderverein und Gemeinde kam, hat uns unglaublich gefreut", so Doriat. Insgesamt 30 000 Euro hat die Anschaffung der 23 mobilen UV-C-Luftentkeimungsgeräte gekostet. Staatliche Zuschüsse gab es nicht, 15000 Euro zahlte deshalb der Förderverein, weitere 7500 Euro wurden von Eltern gespendet, den Rest zahlte die Gemeinde Eichenau.

Die Luftreiniger funktionieren mit UV-Lampen, deren Licht die Ribonukleinsäure (RNA) von Viren, Keimen und Bakterien aufbricht und diese so unschädlich macht. 120 Kubikmeter Luft kann ein Gerät pro Stunde so reinigen. Für jedes der zwölf Klassenzimmer sind zwei Geräte vorgesehen, plus ein weiteres für den Werkraum. Das Problem vieler Luftentkeimungsgeräte - die Größe und die Lautstärke - scheint es bei diesem Modell nicht zu geben. Die kompakte Geräte scheinen mit einer Lautstärke von 40 Dezibel für den Unterricht geeignet zu sein.

Mit der Anschaffung wagt sich Eichenau auf neues Terrain vor, denn die UV-C-Luftentkeimer werden von offizieller Seite nicht empfohlen. Das Umweltbundesamt (UBA) sieht sie kritisch, bezweifelt deren Wirksamkeit in Klassenzimmern und warnt davor, sich in trügerischer Sicherheit vor den Coronaviren zu wiegen. "Als erste Maßnahme gilt weiterhin das Lüften. Luftreiniger werden nur empfohlen, falls dies nicht ausreichend gewährleistet werden kann", heißt es in einer Meldung. Die kritische Haltung des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des UBA waren unterdessen Gründe, die zu einer Ablehnung vergleichbarer Geräte in Fürstenfeldbruck und Germering führten. Der Geschäftsführer der Herstellerfirma, Oliver Lembke, weist die Zweifel an der UV-Technologie jedoch zurück. "Mittlerweile hat das Umweltbundesamt seine Aussagen revidiert. Die eine Studie, auf die sich bezogen wurde, ist veraltet." Die Geräte seien sicher, schädigendem UV-Licht seien die Schüler mit den Geräten nicht ausgesetzt. "Aber natürlich können die Geräte keine Tröpfchenübertragung verhindern, es ist lediglich eine sinnvolle, flankierende Maßnahme zusätzlich zu Abstand und Lüften", meint er. Das Unternehmen, das aus der Veranstaltungstechnik kommt, hat sich im Frühling auf diesen Bereich spezialisiert. Schulprojekte seien seit der Stellungnahme des Umweltbundesamtes zwar verloren gegangen. Mittlerweile werden die Geräte aber in Behörden und privaten Unternehmen verwendet.

"Die Wirksamkeit wurde von allen, mir bekannten Untersuchungen bestätigt. Das hat mich überzeugt", sagt Bürgermeister Peter Münster. Als Pionier im Landkreis sieht er sich deshalb nicht, die Technik sei ja eigentlich schon 25 Jahre alt. Wie man sie einsetzt, das müsse jede Gemeinde und auch jede Schule individuell entscheiden. "Die Erfahrungen, die wir mit den Luftreinigern machen, werden wir aber im Bürgermeister-Kreis selbstverständlich weitergeben", versichert Münster.

An die Vorgaben des Kultusministeriums zum Lüften will man sich selbstverständlich weiter halten, versichert die Schulleitung. Die Geräte erleichterten den Unterrichtsablauf trotzdem, weil das empfohlene fünfminütige Lüften alle 20 Minuten nun ausreiche, so Schulleiterin Doriat. "Wir erhoffen uns damit keine Vorteile, dass unsere Schüler früher wieder zurück an die Schule dürfen oder ähnliches. Wir wollen einfach gesund bleiben", meint auch der stellvertretende Schulleiter Benjamin Sölch.

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