Eichenau:Einfach so zum Mitnehmen

Kleidertausch Grüne

Freude am Kleidertausch im evangelischen Pfarrsaal haben Kati Obermüller mit Tochter Nane (von links), Christine Ganzhorn und Gina Merkl.

(Foto: Günther Reger)

Grüne Jugend verzeichnet eine gelungene Wiederbelebung der Kleidertauschbörse

Von Karl-Wilhelm Götte, Eichenau

Christine Weiß hat einen kleinen blauen Pullover um den Arm hängen. "Der ist fürs Enkelchen", sagt sie. Sie kann es kaum glauben, dass sie bei der Kleidertausch-Aktion der Grünen Jugend im evangelischen Pfarrheim diesen Pullover einfach so mitnehmen kann. Weiß ist trotzdem verunsichert. "Muss ich nicht erst nach Hause gehen und auch einen Pullover oder andere Sachen zum Tauschen bringen?", fragt sie. Nein, das muss sie nicht. "Nimm mit, was gefällt", hat Gina Merkl, 21, die Sprecherin der Grünen Jugend im Landkreis, als Motto ausgegeben.

Der Kleidertausch hat bei der Grünen Jugend eine gewisse Tradition. Vor einigen Jahren hat es schon Veranstaltungen dieser Art in Gröbenzell und Gernlinden gegeben. Damals gab es größere Räume und die Organisatoren hatten große Teile der Kleidung auf Kleiderständern aufgehängt. Sogar Kabinen zum Anprobieren hat es gegeben. Auch das System ist ein anderes gewesen. Damals haben Kleidungsbringer - je nach Art und Wertigkeit der Kleidung - Tauschmarken bekommen, mit denen sie dann selbst Hemden, Blusen, T-Shirts oder Jacken "kaufen" konnten. Das ist der neuen Generation organisatorisch zu aufwendig geworden. Auf Warenpräsentation legen sie keinen großen Wert, das kann man verstehen. "Das Pfandsystem haben wir abgeschafft", meint Merkl. "Es sind genug Sachen da." Mehr als genug. In zwei Räumen liegen die Kleidungsstücke auf langen Tischen. Um sie stehen die Besucher herum und prüfen das Angebot.

Schon eine halbe Stunde vor Eröffnung sind Besucher vor der Tür gestanden. "Eine Frau hat gleich vier volle Ikea-Taschen mit Sachen vorbeigebracht", erzählt Helene Kohlfürst, 18, vom Vorstand der Grünen Jugend. Schnell hat alles sortiert werden und auf den Tischen ausgelegt werden müssen, sind doch bald die ersten Interessenten erschienen. "Wir haben einen ständigen guten Durchlauf von Besuchern", erklärt Gina Merkl am Nachmittag zufrieden. Im Foyer gibt es zusätzlich selbst gebackenen Kuchen und Kaffee. Auch drei Stunden nach Beginn ist immer noch Publikum da. "Das ist eine tolle Idee", sagt Daniela Hager, "ich bin auch schon früher dabei gewesen". Sie ist mit ihren Kindern Simon und Sarah aus Puchheim gekommen. Simon hat sich ein T-Shirt und einen Pullover ausgesucht, Sarah ein Sweatshirt mit Glitzer drauf. Beide Kinder haben einige Sachen herausgesucht, die sie zum Kleidertausch mitgebracht haben.

Auch Alexandra, 20, aus Esting ist fündig geworden. Einige "schicke Oberteile", wie sie sagt, und eine Jacke und Shirts hat sie schon gefunden. "Ich finde das super", schwärmt sie. Natürlich dominiert Kleidung für Frauen. Für Männer ist kaum etwas zu entdecken. Das Ehepaar Julian und Tamaris Pohl ist mit dem Fahrrad aus Olching gekommen. "Ja, das ist sehr frauenlastig", sagt Julian Pohl. Er hat noch nichts für sich gefunden. Die Pohls haben auf dem Fahrrädern viele Tauschsachen mitgebracht. Auch ein rotes Männer-T-Shirt, das schnell den Besitzer gewechselt hat. Tamaris Pohl macht ein sehr zufriedenes Gesicht. "Bluse, Oberteile - ich habe gefühlt alles gefunden", sagt sie lächelnd.

Viele Menschen haben nur Sachen gebracht und nichts mitgenommen, hat Merkl beobachtet. Sie fordert die Besucher am Nachmittag noch nachdrücklich auf, Kleidung mitzunehmen, damit nicht zu viel übrig bleibt. Was übrig bleibt, übergibt man der evangelischen Kirche, die mit "Diakonia" Sozialkaufhäuser betreibt und die Kleidung billig an arme Menschen weitergibt. Merkl und ihre Mitstreiter freuen sich über die gelungene Wiederbelebung der Kleidertausch-Aktion in Eichenau. Offenbar soll diese Veranstaltung zu einer regelmäßigen Einrichtung werden. Im kommenden Januar soll in Puchheim eine weitere Kleidertausch-Veranstaltung stattfinden.

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